Wuscheliger Neuzugang Wuscheliger Neuzugang in Aschersleben: Zwergflamingo-Küken wird per Hand großgezogen

Aschersleben - Anja Recknagel zieht die Spritze auf. Die Mischung der selbst hergestellten Flüssigkeit besteht aus ganz viel Eigelb, ein bisschen Eiweiß. Dazu kommen Mineralstoffe und Vitamin B. Dem kleinen Zwergflamingo - der ist gerade neun Tage alt - scheint es zu schmecken. Das wuschelige Küken ist der Neuzugang im Ascherslebener Zoo und wird hier per Hand aufgezogen. Eine Arbeit, die sich vier Tierpfleger teilen.
Zwergflamingo-Baby in Aschersleben ist in Leipzig geschlüpft
„Geschlüpft ist es am vergangenen Dienstag im Leipziger Zoo“, sagt Zoochef Alexander Beck. Dort lebt eine der größten Zwergflamingo-Kolonien in Europa. Die seltene Nachzucht ist den Sachsen schon vor etwa zehn Jahren gelungen. Da es dort inzwischen aber genug Tiere gibt und die Ascherslebener ihre aus 13 Vögeln bestehende Truppe verstärken wollen, ging das nur einen Tag alte Küken auf die Reise in den Salzlandkreis. „Und wir werden wohl noch eins bekommen“, so Beck.
Für den Ascherslebener Zoo sei es das erste Mal, dass hier ein Flamingo aufgezogen wird, sagt Beck. „Die Mitarbeiter gehen richtig mit und haben Spaß daran“, findet der Zoochef. Und weiß: Auch einen Namen hätten sie schon gefunden. „Wir sind da ein bisschen abergläubisch“, gesteht Anja Recknagel. „Wir warten immer zehn Tage, erst dann bekommt das Tier seinen Namen.“ Für den Zwergflamingo haben sie sich M’toto ausgesucht. „Das passt“, findet Beck. „Das ist Kisuaheli und bedeutet Kind.“ Also ein afrikanischer Name. Wo die Vögel doch von diesem Kontinent stammen.
Zwergflamingo-Baby in Aschersleben: „Der ist so süß, wenn er sich streckt“
Und der Kleine verhält sich wirklich wie ein Kind. „Der ist so süß, wenn er sich streckt“, sagt die Tierpflegerin, die den herumhopsenden Nachwuchs in Schach hält, damit er beim Füttern nicht von der Tischplatte fällt. Aufgeregt flattert das 88 Gramm schwere Küken mit den kleinen Flügeln. Die sehen aus, als hätte das Tier zwei Ärmchen in die Hüfte gestemmt. Und die entenartigen großen Füße dazu. Was aus dem kleinen Küken einmal werden soll, man kann es schon erkennen.
Noch ist das Tierchen allerdings grau. Die auffällige pinke Färbung des Gefieders stellt sich erst mit zwei Jahren ein, verrät Beck. Wo in der freien Natur Salinenkrebse für diese Farbe sorgen, haben die Tierpfleger in Aschersleben einen einfachen Trick parat: Hier kommt Paprikapulverkonzentrat als Betacarotin-Ersatz ins Futter.
Zwergflamingo-Baby in Aschersleben: „Es ist normal, wenn es ein bisschen zittert“
Aber schon mit etwa drei Monaten kann der Flamingonachwuchs in die Gruppe integriert werden. „Der Vorteil ist: Bei von Hand aufgezogenen Vögeln merkt man das nach zwei Jahren gar nicht mehr. Sie können sogar selbst Junge natürlich großziehen“, erklärt der Zooleiter.
Das haben die Ascherslebener nämlich auch vor. „Da müssen Licht, Temperatur, Bodenbeschaffenheit und Futter stimmen“, verrät Alexander Beck, dessen Mitarbeiter jetzt die richtigen Voraussetzungen geschaffen haben. Und die scheinen die Zwergflamingos in die richtige Stimmung zu bringen. „Es haben sich schon drei Pärchen gefunden, zwei Nisthügel sind gebaut“, sagt der Experte. Auf Eier hofft er in diesem Jahr noch nicht. „Aber im nächsten Jahr könnte es Nachwuchs geben.“ Den dürfen die Stelzvögel selbst ausbrüten. „Nur, wenn die Unruhe zu groß ist, werden wir die Eier gegen Attrappen austauschen.“ Die echten Gelege kommen dann in den Brutapparat und werden kurz vor dem Schlüpfen in die Nester zurückgelegt. „Ach, da gibt es schon einige Tricks“, winkt Beck lachend ab.
Schlupfbrüter: In dem Apparat fühlt sich das Kleine wohl
Und wenn es gar nicht anders geht, werden die Kleinen eben per Hand aufgezogen. So wie das Leipziger Küken. Das ist inzwischen satt. „Es ist normal, wenn es ein bisschen zittert - bei der Anstrengung“, findet Anja Recknagel und sagt zu dem Küken: „Ja, das ist schon schwer: essen, stehen und laufen.“
Und mit beiden Händen umfasst die Tierpflegerin das zitternde Etwas und bringt es in den Schlupfbrüter zurück. „Der ist neu gekauft und sollte eigentlich erst zu Ostern zum Einsatz kommen. Doch jetzt waren wir froh, dass wir ihn haben“, sagt Beck. In dem Apparat fühlt sich das Kleine wohl. Bei 36 Grad Celsius und der richtigen Luftfeuchtigkeit. Also ab in den Brüter mit dem Winzling, da ist es schön warm. (mz)
