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Wiedersehen nach 50 Jahren

Von Hajo Mann 09.07.2007, 16:00

Aschersleben/MZ. - Genau vor 50 Jahren hatten die in die Jahre gekommenen Männer und Frauen hier ihr Abitur abgelegt. Viele kannten sich von voran gegangenen Klassenfesten. Manchmal aber auch ungläubige und fragende Gesichter, bis sich die Gegenüber erkannten.

Die Schulleiterin des heutigen Stephaneums, Hildegard Mierzwa, hatte es sich nicht nehmen lassen, die "goldenen Abiturienten" persönlich zu begrüßen. Vieles habe sich verändert, verweist sie zum Beispiel auf die zwei Häuser, in denen heute unterrichtet wird: "Im Haus II sind die Klassen fünf bis neun und in Haus I die Klassen zehn bis zwölf untergebracht. Wenn die Stadt als Träger der Schulen die Malschule restauriert und renoviert habe, werde das Gymnasium die Schule übernehmen.

Wie Hildegard Mierzwa weiter informierte, werde es künftig nur noch ein Gymnasium geben. Die Schüler der elften Klasse des Ascaneums würden mit den Schülern der elften Klasse des Stephaneums gemischt. Nur die zwölfte Klasse bliebe noch im Ascaneum. "Wir haben 160 Abiturienten verabschiedet und feiern heute einen rauschenden Abiball. Dazu sind Sie herzlich eingeladen", so die Schulleiterin. Die Einladung wurde mit Beifall der " goldenen Abiturienten" begrüßt.

Anschließend informierte der Vorsitzende des Verbandes ehemaliger Schüler des Sephaneums Aschersleben, Michael Herre, über die Arbeit des Verbandes. Als die wichtigsten Aufgaben nannte er die Vergabe der Stephaneer-Preise, das Verwalten der Klassenbücher und das Organisieren von Klassentreffen. Musikalisch wurde die Veranstaltung vom ehemaligen Stephaneer Robert Sack umrahmt. Abschließend bescheinigte eine Urkunde den "goldenen Abiturienten", dass sie vor 50 Jahren das Abitur abgelegt haben.

Ilse Leuschner hatte mit mehreren Helfern versucht, die damaligen Abiturienten ausfindig zu machen. "Alle haben wir nicht gefunden. Bei den Frauen war es wegen der Namensänderung schwieriger als bei den Männern", berichtete sie. "Aus Australien hat sogar Detlef Baucks den weiten Weg nicht gescheut", freute sich die Cheforganisatorin.

Wie Baucks berichtete, wollte er eigentlich Medizin studieren. "Da mein Vater Arzt war, blieb für mich nur ein Landwirtschaftsstudium. Das hat mich frustriert", erklärt er. Als er die Prüfungen im Marxismus-Leninismus und Politische Ökonomie nicht besteht, wird er exmatrikuliert und muss zur Armee. Danach entschließt er sich, die DDR zu verlassen. "Am 29. August 1959 bin ich über Westberlin in die Bundesrepublik ausgereist. Dieses Datum werde ich nicht vergessen", sagt Baucks. In der BRD studiert er zunächst Landwirtschaft weiter und später Veterinärmedizin. Danach arbeitet er fünf Jahre als praktischer Tierarzt, bis er in eine Forschungsgruppe berufen wird. "Als die Geldquelle erloschen war, wurde ich arbeitslos. Da bin ich 1978 nach Australien ausgewandert", schildert er. Hier hat er 25 Jahre bis zum Rentenalter in Exportschlachthöfen gearbeitet.