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Friedhofskultur Wie sich das Erscheinungsbild der Ascherslebener Waldkapelle verändern soll

Der Ascherslebener Bauhof möchte den Maler und Grafiker Sven Großkreutz damit beauftragen, die Freiluft-Trauerhalle auf dem Friedhof künstlerisch zu gestalten.

Von Kerstin Beier 23.05.2023, 12:15
Für die Waldkapelle auf Ascherslebens Friedhof liegen zwei Gestaltungsentwürfe des Künstlers Sven Großkreutz vor.
Für die Waldkapelle auf Ascherslebens Friedhof liegen zwei Gestaltungsentwürfe des Künstlers Sven Großkreutz vor. (Foto: Frank Gehrmann)

Aschersleben/MZ - Die Waldkapelle auf dem Friedhof an der Schmidtmannstraße in Aschersleben soll ansprechend gestaltet werden. Bisher steht das kleine Bauwerk mit der hölzernen Dachkonstruktion, das Trauerfeiern als Alternative zur Halle am Eingang unter freiem Himmel ermöglicht, recht schmucklos da.

Der Bauwirtschaftshof, der den Friedhof bewirtschaftet, möchte den Maler und Grafiker Sven Großkreutz mit der Gestaltung beauftragen und hat ihn um zwei Entwürfe gebeten, die auf der jüngsten Sitzung des Betriebsausschusses vorgestellt worden sind. Sven Großkreutz ist in Aschersleben aufgewachsen und arbeitet unter anderem als Dozent in den Werkstätten für Kunst und Wissenschaft (Kreativwerkstatt) in Aschersleben.

Inspiration aus den 60er Jahren

Für seine Entwürfe habe er sich von dem Mosaik inspirieren lassen, das in den 60er Jahren an der damaligen „Quelle“ im Neubaugebiet Nord angebracht worden war. „Mosaik ist sehr resistent gegen Wettereinflüsse, ist mir für Beerdigungen aber dann doch zu fröhlich in der Anmutung“, begründet Großkreutz den Umstand, sich letztlich gegen das Mosaik, dafür aber für bemalte Kacheln entschieden zu haben.

Beide Entwürfe zeigen rechts und links am nach vorn offenen Gebäude eine „Wächterfigur“ – einen Mann und eine Frau, still und leicht in sich gekehrt. „Damit immer jemand dort ist. Auch dann noch, wenn es keine Trauergäste mehr gibt oder diese schon gegangen sind“, so der Künstler. Beide Entwürfe sind dreigeteilt.

Beim Entwurf Nummer 1 fällt eine ruhige, flächenhafte Gestaltung auf. Die Mitte wird beherrscht von einem leuchtend blauen Meer als Sinnbild des Transfers „auf die andere Seite“. Darüber schwebt, in Wolken gehüllt und scheinbar von Wolkenflügeln getragen, eine graue Figur. Gestützt wird diese Idee von der Gestalt eines Fährmanns am linken Bildrand. Die Ankunft auf der rechten Seite bleibt relativ offen und lässt Raum für Interpretation.

Der zweite Entwurf nimmt Bezug auf den Friedhof selbst. Die linke Seite zeigt den Eingang nebst einer kleinen Trauergemeinde. Der Blick richtet sich vom Inneren des Friedhofs nach draußen. Die Mitte stellt religiöse Bezüge her, die Vorstellung der Auferstehung wird vorsichtig angedeutet. Die rechte Seite vermittelt einen Ausschnitt des Friedhofs, wie er sich heute zeigt.

Farbliche Gestaltung war schon immer geplant

„Die Waldkapelle war ja nie richtig fertig. Wir haben sie weiß gelassen, eine farbliche Gestaltung war aber immer vorgesehen“, begründet Bauhof-Betriebsleiter André Könnecke das Vorhaben. Ein Friedhof sei auch ein Kulturraum, „wir haben Kunstwerke dort und wir würden unseren Friedhof damit aufwerten“, findet er. Mit den Kacheln könne etwas Dauerhaftes geschaffen werden. Es sei der Plan, noch in diesem Jahr mit den Wächterfiguren zu beginnen, das Gesamtwerk könne über einen längeren Zeitraum entstehen. „Das macht es dann zusätzlich spannend“, findet er.

Die Ausschussmitglieder standen der Idee zunächst positiv gegenüber, Gundel Jahn (Fraktion Grüne/SPD) brachte mit einer „Kachelspende“ sogar eine Finanzierungsidee ein. Doch neben viel Lob waren auch warnende Stimmen zu hören. Maik Planert (CDU) etwa findet es „gut, dass die sterile Halle aufgewertet wird.“ Jedoch sollten die Kosten im Blick behalten werden, „um die Kosten für Bestattungen nicht steigen zu lassen.“

Christine Klimt (Die Linke) findet Kunst auch auf dem Friedhof „wunderbar“. Allerdings sei ein Friedhof „immer noch Ort der Trauer und nicht der Buntheit. Deshalb sollten wir Pietätsgrenzen prüfen.“ Zur nächsten Sitzung des Betriebsausschusses in etwa vier Wochen soll ein Beschlussentwurf erarbeitet werden, kündigt Könnecke an.