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Weltenbummler Weltenbummler: 69-Jähriger hat 800 Schuhe durchgelaufen

Von Marion Pocklitz 01.07.2004, 17:47

Aschersleben/MZ. - "Das ist der 4270. Ordner. Hier muss sich jeder eintragen, bei dem ich Halt mache", sagt Vaclav Gänsl, Weltenbummler von Beruf.

Und dann erklärt er, dass er in 133 Ländern war und dafür 400 Paar Wanderschuhe verbraucht hat. Er sei schon berühmt, stehe im Guinnessbuch der Rekorde, sei im Fernsehen bei Jauch, Schmidt, Schreinemakers und Co zu Gast gewesen, kenne bereits viele Zeitungsredaktionen und möchte sich nun einmal in Aschersleben umsehen. "Ihr feiert ja ein großes Fest, das will ich mir ansehen", sagt er. Was danach komme, das wisse er noch nicht. Heute sei heute und morgen eben morgen. Dann entscheide er spontan, in welche Richtung er weiterlaufe. Laufen, das bedeutet nicht nur den Ordner unter dem Arm, sondern auf dem Rücken einen 37 Kilogramm schweren Rucksack.

Seit 33 Jahren ist der 69-Jährige schon auf Wanderschaft. Südamerika, Asien, Australien, Afrika und natürlich Europa habe er kennen gelernt und sich umgeschaut. "Peru ist für mich das schönste Land. Die Menschen sind ganz anders als hier, und die Landschaft erst." Gänsl kommt ins Schwärmen, während er einen Kaffee trinkt. Ja, auf Kaffeeplantagen habe er auch gearbeitet und in einer Diamantmine. In anderen Ländern bekomme man oft Arbeit, aber hier in Deutschland - Gänsl winkt ab.

Jetzt schaue er sich im Ostteil Deutschlands um. Städte wie Halle, Magdeburg, Leipzig und Eisleben habe er bereits gesehen. Letzteren Ort zwei Mal schon. Der erste Besuch war vor etwa neun Jahren. Damals sei die Stadt grau in grau gewesen. Heute hingegen sei viel Farbe in den Straßen. Das finde er toll. Nun seien die kleineren Städte an der Reihe.

In Aschersleben möchte sich der 69-Jährige noch genau umsehen, dem Bürgermeister die Hand schütteln und beim Sozialamt vorbeischauen, sagt er.

Seine Ordner übrigens, in denen er akribisch die Besuche archiviert, lägen in Mannheim bei der Polizei. Die habe extra einen Raum für ihn freigemacht. Mit Mannheim verbinde ihn viel. Dort hatte der Zirkus, bei dem er vor vielen Jahren einmal tätig war, sein Winterquartier. Doch als der Zirkus abbrannte, sei das der Startschuss für seine lange Wanderung gewesen.