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Waschbär-Besuch in Aschersleben Waschbär-Besuch in Aschersleben: Nachts kommt der Dieb

Von Marion Pocklitz 28.04.2015, 17:54
Ein Waschbär besucht den Hobbyfotografen Paul Bertrams nachts regelmäßig auf seiner Terrasse.
Ein Waschbär besucht den Hobbyfotografen Paul Bertrams nachts regelmäßig auf seiner Terrasse. Paul Bertrams Lizenz

Aschersleben - Hemmungen hat er keine. Frech schaut der kleine Waschbär in die Linse des Hobbyfotografen Paul Bertrams und scheint den Ascherslebener dabei auch noch aufzufordern, das Vogelhäuschen wieder tiefer zu hängen.

Denn der kleine, ungebetene Gast, der sich jeden Abend auf die Terrasse der Familie schleicht, frisst nur zu gern die Sonnenblumenkerne, die eigentlich für die Vögel gedacht sind. Nach mehreren Abenden des Diebstahls hat Paul Bertrams die Futterkiste allerdings hoch genug gehängt. „Mit dem Ergebnis, der Waschbär nimmt sich nun den Futtereimer vor und rollt diesen nicht nur die Treppe nach unten, sondern gleich über die ganze Terrasse. Der Deckel aber hält“, frohlockt der Ascherslebener.

Der Waschbär wurde Mitte des 20. Jahrhunderts von Menschen aus Nordamerika nach Europa eingeschleppt. Innerhalb weniger Jahrzehnte ist es ihm gelungen, weite Teile Deutschlands zu besiedeln. Seither vervielfacht sich der Bestand stetig. Mit einer Körpergröße zwischen 41 und 71 Zentimetern und einem Gewicht zwischen 3,6 und 9,0 Kilogramm, ist der Waschbär der größte Vertreter der Familie der Kleinbären. Waschbären sind Allesfresser und ernähren sich zu ungefähr 40 Prozent von pflanzlicher Kost, zu 33 Prozent von Weichtieren und zu 27 Prozent von Wirbeltieren.

Die erste Begegnung

Zum ersten Mal sei der Waschbär zur Halbzeitpause eines Fußballspiels gekommen und ist etwa eine Stunde geblieben. Paul Bertrams hat er zu Anfang ignoriert. Der Magen hat wahrscheinlich zu doll geknurrt. „Dabei habe ich mit meinem Handy einige Fotos gemacht. Einen Abend später habe ich dann schon ein lichtstarkes Objektiv und meine Kamera bereitgelegt“, verrät er. Diese weise Voraussicht hat ihm jede Menge Fotos eingebracht. „Da der Waschbär überhaupt nicht scheu zu sein scheint, habe ich dann eine viel hellere Glühbirne in die Terrassenlampe eingeschraubt. Selbst das war am dritten Abend nicht abschreckend“, sagt Paul Bertrams. An diesem Abend seien dann die besten Bilder und Videoaufnahmen entstanden.

Bereits vor zwei Jahren hatte er schon nächtlichen Besuch von Waschbären. Die hätten sich aber nie so weit auf die Terrasse vorgetraut und sind lieber in einem Baum sitzen geblieben. Ob es dieses Mal auch mehrere Tiere oder nur ein Waschbär ist, kann der Ascherslebener nicht genau sagen. Allerdings beobachte der Waschbär immer in einer ganz bestimmten Richtung die Gegend.

Ziemlich freche Räuber

„Waschbären leben in Familienbanden“, verrät Beate Bindernagel vom Fachdienst Natur und Umwelt des Salzlandkreises. Obwohl diese Tiere niedlich aussehen, seien sie ziemlich freche Räuber. Denn durch die Erhöhung der Population dringen Waschbären auch in den Lebensraum von einheimischen Tieren ein und stören diese. So klauen sie zum Beispiel Vögeln die Eier aus dem Nest. Damit haben sie schon eine ganze Graureiherkolonie vertrieben. „Der Statistik einer Projektgruppe aus Bernburg zufolge, die sich mit Waschbären beschäftigt und die über diese Tiere auch ein Prospekt herausgegeben hat, hat sich die Population der Waschbären in zehn Jahren vervierzigfacht“, macht sie deutlich. Viel unternehmen können man gegen diese Tiere nicht. Vielmehr müsse man akzeptieren, dass sie wohl durch Jäger gejagt werden können, allerdings gehe das nicht in Wohngebieten.

Waschbären sollten nicht gefüttert werden

Zu beachten sei hier, dass diese Tiere auf keinen Fall gefüttert werden dürfen. Eine Möglichkeit, die Tiere von einem Grundstück fern- zuhalten, sei der Entzug von Nahrung. „Wo sie gefüttert werden, kommen sie immer wieder hin“, erklärt sie. Deshalb sollten Müll und Abfälle unzugänglich aufbewahrt werden.

Übrigens können Waschbären Überträger von Krankheiten wie Tollwut und Staupe sein. Deshalb sollten auch Haustiere mit diesen Tieren nicht in Kontakt kommen. Mehr Informationen über Waschbären gibt es in dem Flyer „Waschbären im Salzlandkreis“ zu erfahren. (mz)

Weit oben hängt das Vogelfutter!
Weit oben hängt das Vogelfutter!
Paul Bertrams Lizenz