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Was drinsteckt im «Guckkasten»-Theater

Von Kerstin Beier 02.12.2004, 20:58

Aschersleben/MZ. - Vielleicht bedeuten die "Bretter" im Ascherslebener Bestehornhaus ja doch nicht gleich die ganze Welt. Aber immerhin: Ein Stück davon holen sie doch nach Aschersleben - all die Schauspieler, Musiker und Laienkünstler, die die Bühne von Zeit zu Zeit und immer wieder bevölkern.

Doch das Publikum sieht stets nur hinein in den "Guckkasten", wie eine Portalbühne auch genannt wird. Nie oder selten bemerkt der Theaterfreund, was an den Seiten und hinter der 90 Quadratmeter großen Spielfläche geschieht.

Eine kleine hölzerne Treppe führt nach oben in den Bereich hinter dem Vorhang. Dabei ist "Vorhang" schamlos untertrieben, denn es sind mehrere Hüllen, die die Mimen vom Publikum trennen. Da gibt es den Schmuckvorhang, den eisernen und den Arbeitsvorhang, erklärt Jörg Blencke, Leiter des Hauses und selbst eingefleischter Theaterfan. Dazu kommen noch Seiten- und so genannte Gassenvorhänge.

Die Frage, wer das alles reinigt, scheint typisch für eine Frau. Der Chef jedenfalls zuckt mit den Schultern und weist hin auf die gewaltigen Flächen, die auch noch feuerschutzimprägniert sind. Diese Imprägnierung würde beim Reinigen verloren gehen.

Was der Zuschauer von seinem Platz aus sieht, ist bei einer Portalbühne wie im Bestehornhaus nur die seitliche und obere Begrenzung. Dahinter geht es noch einmal weit in die Höhe. Zwölf bis 14 Meter liegen zwischen Bühnenboden und Decke. An der Decke finden sich Abzugsklappen, die im Brandfall automatisch in Aktion treten, zeitgleich schließt sich der eiserne Vorhang.

Überhaupt wird Brandschutz ganz groß geschrieben bei der Bühnentechnik - doch ohne den Menschen geht es auch hier nicht. Bei jeder Vorstellung sitzt ein Feuerwehrmann (oder eine -frau), für den Zuschauer nicht zu sehen, an einer Seite neben der Bühne am Telefon. Er ist also der Einzige, der eine Aufführung aus allernächster Nähe verfolgen kann. Auf der anderen Seite findet sich eine Wartungsbrücke, von der aus all die Technik zu erreichen ist: Beleuchtung, Dimmerschränke, dicke Seile mit Gewichten zum Bewegen der so genannten Züge - Versatzstücke, die das Bühnenbild verändern können.

Hinter der Bühne erstreckt sich ein Gang, der es den Schauspielern ermöglicht, von beiden Seiten auf die Spielfläche zu treten. Hinter diesem Gang verbirgt sich der Kulissenboden mit allerlei Requisiten: ein Rednerpult findet sich da, Überbleibsel vom Sachsen-Anhalt-Tag, Karneval-Dekorationen, allerlei Tontechnik und vieles mehr. Eine große Tür zeigt direkt auf den Hof. Unvorstellbar, schwere Kulissen ohne den eigens eingebauten Kran bis auf Bühnenhöhe zu bringen. Kleinere Requisiten können vom Hof aus mit Hilfe eines Fahrstuhls nach oben transportiert werden.

Hinter der Bühne führt eine Treppe im hell gestrichenen Treppenhaus nach unten in die Künstlergarderoben, die ohne Schnickschnack, dafür praktisch ausgestattet sind - mit Schminktischen und Waschplätzen. Und ist aus Mime Max Meier erst einmal Mephisto geworden, dann bleibt es dabei: Die Bretter bedeuten doch die Welt.