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Waldhof Silberhütte Waldhof Silberhütte: Gleisbett als Wanderpfad

Von Detlef Anders 29.04.2003, 15:04

Silberhütte/MZ. - Vor zwei Jahren hat das Harzgeröder Forstamt die Initiative ergriffen und im Wald oberhalb der Selketalbahn die Strecke der ehemaligen "Hochbahn" frei geschnitten. Mit Hilfe einer ABM wurde nun die Strecke der Hochbahn touristisch erschlossen. Auf mehreren Tafeln wird über die Geschichte des ehemaligen Industriegeländes und der Hochbahn sowie die damit verbundenen Probleme mit der Umwelt informiert. Bahnschwellen und Gleisteile erinnern daran, dass hier einst die Erze angefahren wurden und am Hochbahnhof den steilen Abhang zur Hütte hinunter abgekippt wurden. Die Fundamente der ehemaligen Gleiswaage, die für die Massebestimmung der angelieferten Erze und Schmelzgüter benötigt wurde, sind, wie die Reste der ehemaligen Schwefelsäurefabrik, zu sehen.

"Seit 1693 war Silberhütte ein Industriestandort", erklärte Lutz Betthausen bei einer ersten Führung am Tag des Waldes. Der Heimatforscher aus Harzgerode betreut gegenwärtig im Rahmen einer Strukturanpassungsmaßnahme den Waldhof Silberhütte. Wilhelm von Bernburg-Harzgerode, der von 1670 bis 1709 regierte, hatte den Bergbau in Harzgerode und Neudorf in Gang gebracht, hat Betthausen aus den spärlich vorliegenden Aufzeichnungen erfahren.

Silber und vor allem Blei wurden in Silberhütte aus den Harzer Erzen gewonnen. Später wurden ausländische Erze verarbeitet. Die Umweltschäden müssen katastrophal gewesen sein, erklärte Lutz Betthausen. "Hier hat keine Mücke existiert", schilderte er. Die Erze waren an Schwefel gebunden. Erst nachdem Carl Reuß, ein Harzgeröder Forstmann, dies an Hand des Schwefelgehaltes an den Nadeljahrgängen nachgewiesen hatte, wurde auf einem Berg oberhalb der Hütte der mit 85 Metern damals zweitgrößte Schornstein Deutschlands gebaut, um die Schadstoffe weitflächiger zu verteilen. Von ihm stehen nur Fundamentreste.

Der Lehrpfad macht auch auf das Entstehen einer planmäßigen Forstwirtschaft aufmerksam. "Ganze Wälder sind im Hochofen verschwunden", berichtete Lutz Betthausen. In den vergangenen 100 Jahren hat sich die Natur das Gelände zurück erobert. In der DDR-Zeit hat das niemanden interessiert, schätzte Betthausen ein. Fast wäre es vergessen worden.