Vorsorge, Diagnostik, Therapie
Aschersleben/MZ. - Neben der klinischen Untersuchung, Hochfrequenz-Ultraschall, Mammographie und Magnetresonanztomographie (MRT) werden Schulungen zur Selbstuntersuchungen durch eine speziell ausgebildete "Brustschwester" angeboten.
"Der Körper streikt", weiß Marianne Haasler zu berichten. Im Jahr 2000 wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert. Operation in Hettstedt, Schmerztherapie in Halle. Nicht leicht falle es unter der psychischen Belastung, auch noch weite Strecken zu bewältigen. "Man fällt in ein Loch", beschreibt sie ihr Empfinden, "wenn ich aber hier bin, ist es für Familie und Freunde ein leichtes Rankommen." Als die Diagnose dann erneut gestellt wurde, blieb sie in Aschersleben. "Viele Patienten wissen nicht, dass es uns als hochspezialisierte Behandlungseinheit hier gibt", sagt Dr. med. Günther Hasslbauer.
Jede Neunte betroffen
Jährlich treten zwischen 46 000 und 50 000 neue Brustkrebserkrankungen auf. Damit ist das Mammakarzinom die häufigste Krebserkrankung der Frau, jede neunte davon betroffen. "Aber ein Prozent der Betroffenen sind auch Männer", weiß der Chefarzt der Frauenklinik an der Kreisklinik Aschersleben-Staßfurt gGmbH und Leiter des Brustzentrums, in dem die Behandlung nach den Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft und der Gesellschaft für Senologie erfolgt.
Reihenuntersuchungen
Seit Oktober vergangenen Jahres werden in Sachsen-Anhalt auf Initiative der Kassenärztlichen Vereinigung Reihenuntersuchungen durchgeführt. Frauen zwischen 50 und 69 Jahren bekommen im Zuge dessen eine Einladung zum Screening. In Aschersleben erfolgte die Untersuchung im Mamma-Mobil, einer fahrende Mammographie-Einheit, die bis vor kurzem Vor dem Johannistor stand. "Die Strukturen der Diagnostik bezüglich des Mamma-Screenings sind in Magdeburg verankert. Die in der mobilen Einheit erstellten Aufnahmen werden dort ausgewertet und die betroffenen Frauen zur weiteren Abklärung einbestellt", erklärt Hasslbauer und verweist dabei auf die im Ascherslebener Brustzentrum umfassend diagnostische und therapeutische Versorgung.
"60 Prozent aller Karzinome werden durch die Mammographie entdeckt", geht der Chefarzt auf diese eine wichtige Methode der Früherkennung ein. Eine andere, um verdächtige, röntgendiagnostisch nicht mehr darstellbare Veränderungen festzustellen, ist der Ultraschall. Über die 4D- und 3D-Sonnografie, die die Klinik durchführt, können Tumore räumlich abgebildet und ausgemessen werden. Die Daten würden digital gespeichert und auch zum Vergleich für die Nachbetrachtungen herangezogen. Marianne Haasler ist beeindruckt ob der raschen Weiterentwicklung. "Man ist ja froh, wenn man liest, dass wieder etwas erfunden wurde", sagt das Mitglied der Selbsthilfegruppe "Mut zum Leben".
Besuch auf Station
Erst vor einigen Woche besuchte diese die Frauenklinik, unter anderem, um sich über die Arbeit des Brustzentrums zu informieren. Dabei wurde die Gruppe über die maßgeblich an Diagnostik, operativer Therapie und Nachsorge beteiligten Stationen geführt, erläuterte Dr. Erik Czihal, Chefarzt der Röntgen-Abteilung, die Funktionsweise der MRT zur hochspezialisierten Diagnostik von Tumoren auch im Bereich der weiblichen Brustdrüse und führten Schwester Elke Fröhlich und Chefarzt Hasslbauer durch den Operationssaal, über die Gynäkologische Station und auf die Onkologische Abteilung.
Selbstuntersuchung
Insbesondere die Früherkennung der Mammakarzinome hat sich das Brustzentrum auf die Fahne geschrieben, verweist Hasslbauer auf die eigens eingerichteten Brustsprechstunden immer freitags 9 bis 11 Uhr und nach Absprache. "Nicht nur Diagnostik und Therapie liegen uns am Herzen, sondern auch die Vorsorge", sagt er. So könnten die eigens ausgebildeten "Brustschwestern" wertvolle Hinweise zur Selbstuntersuchung geben. "Patienten mit Tumoren unter einem Zentimeter haben beste Chancen, geheilt zu werden", unterstreicht Hasslbauer. Den Fokus richte das Klinkpersonal daher nicht nur auf die 50- bis 69-Jährigen. "Auch jüngere Patienten sollten regelmäßig zum Ultraschall gehen", rät der Arzt. Genauso seien aber die über 70-Jährigen angesprochen. Neun Ärzte arbeiten auf der Station. "Doch erst die interdisziplinäre Kooperation ermöglicht eine gute Patientenbetreuung", so Hassbauer. So stehe man mit den Kollegen aus Halle, Quedlinburg und Hettstedt sowie den niedergelassenen Ärzten im steten Kontakt, tausche sich über Vorgeschichte, Krankheitsverlauf und Weiterbehandlung aus, ziehe wie bei allen Erkrankungen die Sozialfürsorge hinzu. Darüber hinaus finde einmal wöchentlich eine Tumorkonferenz statt.