Von Liliput bis Triola Von Liliput bis Triola: Kinderzimmer-Ostalgie in Aschersleben

Aschersleben/dpa - Marko Krogmann ist zufrieden. Auf dem Tisch vor ihm liegt ein Stapel Prospekte. Das Alter sieht man ihnen an - und ihre Herkunft aus der ehemaligen DDR auch. Auf einem kleinen, länglichen Faltblatt ist „Den Kindern das Beste“ und „Spielwaren aus Brandenburg“ zu lesen. Einem Zufall ist es zu verdanken, dass der Liebhaber und Sammler von DDR-Spielzeug dieses mehr als 50 Jahre alte Prospekt über Spezialfahrzeuge der Firma Demusa in den Händen hält. Der materielle Wert dürfte den ideellen fast übersteigen. „Das ist sicher ein Mittelklassewagen“, sagt Krogmann. Das Blatt lag als Lesezeichen in einem Buch. Künftig wird es einen Platz in einer Museumsvitrine bekommen.
Krogmann sammelt DDR-Spielzeug. Eine Leidenschaft, die ihn erst zum Händler und dann zum Vorsitzenden des gemeinnützigen Vereins DDR-Spielzeugmuseum Aschersleben machte. In Garagen und in Hallen lagern Kindheitsträume „Made in GDR“. „Ich habe gesammelt und gehandelt und irgendwann gemerkt, dass ich mich von einigen Dingen nicht trennen kann und möchte“, sagt der 43 Jahre alte Unternehmer. Gemeinsam mit den Sammlern Mathias Heilmann und Michaela Unger gründet er im April 2013 den Verein - im Oktober machen sie Teile ihrer Sammlungen öffentlich in einer alten Konsum-Verkaufsstelle in Aschersleben.
Auf etwa 600 Quadratmetern wird vergangene Kinderzimmeratmosphäre in Vitrinen konserviert. Etwa 5000 Exponate sind auf mehr als 250 Regalmetern thematisch geordnet. In den Schaukästen gibt es Puppen, Autos und Spiele - von dem Spielzeuginstrument Triola über das Wartburg-Fernlenkauto bis zum Puppendoktor-Kasten und dem dreirädrigen Liliput-Tretauto. Nach Schätzung von Krogmann gab es in der ehemaligen DDR etwa 25 große und mehrere Hundert kleine Spielzeughersteller. Zu den bekanntesten zählen der Blechspielzeughersteller EFZET und Presu, der kabelgelenkte elektrische Modellautos fertigte. Der Name Anker steht für Bausteine und PIKO versorgte Modelleisenbahner mit Fahrzeugen. Das Ende der DDR besiegelte meist auch ihr Ende.
Rund 65 000 Euro wurden investiert, damit aus dem Flachbau ein Museum wurde. Etwa 6000 Besucher waren bereits da. Schulklassen, Kindergartenkinder und Familien und auch Sammler kommen, die sich aber meist nicht zu erkennen geben, sagt Krogmann, der fast jeden Tag „seine Schätze“ bewacht. „DDR-Spielzeuge sind heute global nachgefragte Sammlerstücke mit teilweise extrem hohen Werten“, sagt er. Ein Grund, warum ein Teil des investierten Geldes in einer Alarmanlage steckt.
Bald will der Verein das Museum erweitern. Rund 300 Quadratmeter Ausstellungsfläche sollen dazu kommen. Dafür werden Lagerräume der ehemaligen Kaufhalle hergerichtet. „Da wir dank des Vereins über einen riesigen Fundus an DDR-Spielwaren verfügen, wollen wir die Dauerausstellung auch immer mal anders bestücken“, sagt Krogmann.
Museumsverband Sachsen-Anhalt begrüßt jede Sammlung, die öffentlich zugänglich gemacht wird. „Das ist eine gute Sache, weil wenige Menschen ihre Leidenschaft so mit vielen teilen“, sagt der stellvertretende Verbandsvorsitzende, Ernst Görgner. Ein Verein als Träger sei dafür effektiv. Ob das Spielzeugmuseum aber tatsächlich ein Museum im Verständnis des Verbands ist, weiß er nicht genau. „Ein Museum sammelt, erschließt, dokumentiert und stellt aus“, sagt Görgner. „Mir fehlt in diesem Fall noch der Mittelteil.“


