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Vogelzug Vogelzug: Hat Storch aus Frose keine Lust auf Winter?

Von regine lotzmann 10.11.2013, 15:45
Noch immer zieht ein Weißstorch über Frose seine Kreise. Mal sitzt er auf dem Schuldach, mal auf dem Schornstein des altes Heizhauses. Ein Nachzügler, der aber nicht gefährdet ist.
Noch immer zieht ein Weißstorch über Frose seine Kreise. Mal sitzt er auf dem Schuldach, mal auf dem Schornstein des altes Heizhauses. Ein Nachzügler, der aber nicht gefährdet ist. Frank Gehrmann Lizenz

frose/MZ - Majestätisch schwebt er über Froses Dächer und Schornsteine, landet auf dem Schuldach, dem alten Heizungsschornstein oder stapft über den Acker direkt vor dem Ort. Den Abflug seiner Artgenossen hat der Storch, der jetzt noch im Seeland zu sehen ist, offenbar verpasst.

„Aber keine Angst, das ist nichts Außergewöhnliches“, winkt Uwe Nielitz ab. „Manchmal ist es noch ein Nachzügler, der den Anschluss verpasst hat oder krank war“, meint der ehrenamtliche Mitarbeiter des Naturschutzbundes (Nabu), der auch weiß, dass inzwischen sogar etliche Störche in Süddeutschland überwintern.

Und auch dem Froser Storch drohe derzeit überhaupt keine Gefahr. „So lange das Wetter mitspielt, ist das alles kein Problem. Es ist noch so viel Nahrung da, die Bauern arbeiten noch auf ihren Feldern“, winkt Uwe Nielitz ab und weiß: „Selbst, wenn er in den nächsten Wochen nicht wegfliegt und einfach hierbleibt, so lange keine geschlossene Schneedecke liegt und der Boden nicht über eine längere Zeit tief gefroren ist, hat jeder gesunde Storch eine gute Chance, den Winter zu überleben.“

Und sollte der tatsächlich mit ordentlich Eis, Schnee und Minusgraden zuschlagen, könne das Tier immer noch ausweichen. „Richtung Spanien oder Atlantik“, zählt Uwe Nielitz auf und erklärt: „Viele Störche fliegen ja gar nicht mehr nach Afrika.“

Gerade erst hatte der Ascherslebener Nabu-Mitarbeiter an einer Tagung über Störche teilgenommen. Dass der Froser Adebar kein Einzelfall ist, das hat er dort erfahren. „Es sind derzeit noch etliche Störche da in Deutschland.“ Kein Wunder angesichts des herrlichen Wetters, das es noch in der Herbstferienwoche gab. Aber, und auch das weiß Nielitz durch die Tagung, einige der deutschen - mit Sendern „bestückten“ - Störche sind bereits in ihrem afrikanischen Winterquartier angelangt. Ins Schwitzen kommen muss der hiesige Adebar angesichts dieser Neuigkeiten aber nicht. „Das mit dem Futter in Frose“, findet Uwe Nielitz nämlich, „das passt einfach.“

Kein Wunder, dass sich hier ein Storchenpaar fest niedergelassen hat. Der hohe Schornstein am alten Heizhaus der Froser Grundschule und die feuchten Wiesen in den angrenzenden Seeländereien bieten nämlich ideale Brut- und Aufzuchtbedingungen. Und so hoffen die Froser, die sich nun Sorgen um ihren Nachzügler machen, dass ihnen die Störche künftig in großer Vielzahl erhalten bleiben. Die können nämlich schon einige Jahre alt werden. Erst 2009 gelang es Vogelexperten in Nordwestmecklenburg, den - noch aus DDR-Zeiten stammenden - Ring eines Storches abzulesen, der damals immerhin 23 Lebensjahre zählte. In Brandenburg wurde sogar ein 28 Jahre altes Exemplar entdeckt.

Ein absoluter Rekord, weiß der Naturschutzbund, denn Weißstörche in freier Wildbahn besäßen schon mit 20 Jahren ein fast biblisches Alter.

Das Nest auf dem Froser Schornstein gefällt dem Storch.
Das Nest auf dem Froser Schornstein gefällt dem Storch.
Frank Gehrmann Lizenz