Vibromax in Gatersleben Vibromax in Gatersleben: Maschinenbauer sind sauer

gatersleben - Gaterslebens Ortsbürgermeister Mario Lange fühlt sich wie vor den Kopf gestoßen.
JCB will bei Köln für 25 Millionen Euro eine komplett neue Zentrale errichten. Die Bauarbeiten an den neuen Geschäftsräumen sollen noch in diesem Jahr beginnen. Die Eröffnung der neuen Deutschland-Zentrale ist dann für 2015 geplant. Auch der neue JCB-Deutschland-Hauptsitz wird laut Unternehmen auf einem Areal von über 51 000 Quadratmetern entstehen - im Westen von Köln, direkt am Autobahnkreuz A1 und A4. Von dort gebe es nämlich eine gute Anbindung an das Stadtzentrum und den Flughafen.
Und auch die ehemaligen Mitarbeiter des Gaterslebener Maschinenherstellers Vibromax sind mehr als sauer. Wurde denen doch mit der Begründung gekündigt, dass JCB seinen Standort in Deutschland schließen wolle, um die Herstellung von Bodenverdichtungsausrüstungen nach Großbritannien und Indien zu verlagern.
Standort Köln soll ausgebaut werden
Doch nun haben die inzwischen arbeitslosen Maschinenbauer auf der Internet-Seite von JCB England die Mitteilung entdeckt, dass sich das Unternehmen keineswegs von Deutschland verabschieden, sondern 25 Millionen Euro in den Ausbau eines Standortes bei Köln investieren wolle. Und die Gaterslebener? Die fühlen sich auf der Strecke gelassen.
„Das ist keine schöne Art und Weise“, findet der Ortsbürgermeister und schüttelt den Kopf: „Dieser Betrieb hat den Ersten Weltkrieg überlebt, den Zweiten Weltkrieg, die DDR-Zeit und sogar die Wende - und jetzt, mittendrin in der Hochkonjunktur, wo die Wirtschaft gut läuft, also keine Not besteht, da bricht er weg.“ Für Gatersleben sei Vibromax das einzige produzierende Gewerbe direkt im Ort gewesen, weiß Lange und findet die Schließung mehr als traurig. Kein Wunder, waren hier doch immerhin 150 Mitarbeiter in Lohn und Brot.
Doch das eine habe mit dem anderen nichts zu tun, erklärt PR-Manager Martin Thielen von der JCB-Presseabteilung. „Die beiden Unternehmensentscheidungen sind völlig unabhängig voneinander zu betrachten. Zum einen geht es hier um eine regionale auf den deutschen Markt bezogene Vertriebsentscheidung und zum anderen um eine globale Produktionsentscheidung.“
Strategische Hintergründe
Denn der Entschluss, die Produktion der Verdichtungstechnik von Gatersleben nach Großbritannien und Indien zu verlagern, habe strategische Hintergründe und ziele auf die globale Wettbewerbsfähigkeit ab. „Da ein Großteil der Nachfrage nach diesen besonderen Produkten aus Schwellenländern, wie Indien, kommt, ist auch die Produktion dorthin verlegt worden“, versucht Thielen das zu erklären.
Mit der 25-Millionen-Investition bei Köln dagegen solle eine deutsche Zentrale der JCB Deutschland GmbH errichtet werden. „Diese Entscheidung ist ausgerichtet auf den deutschen Markt und dient der Steigerung von Vertriebs- und Serviceaktivitäten und bietet Schulungskapazitäten für die gesamte JCB-Produktpalette“, informiert der PR-Manager. „Deutschland ist Europas größter Binnenmarkt für Baumaschinen und der fünftgrößte weltweit, JCB ist hier erfolgreich mit dem Vertrieb von Bau-, Land- und Industriemaschinen“, begründet JCB-Chairman Lord Bamford den Bau einer völlig neuen Zentrale, mit dem das Unternehmen seine Geschäftstätigkeiten global ausweiten und den Vertrieb und den Service in Deutschland umfassend verbessern will. Neben Büroräumen sollen deshalb in Köln auch umfangreiche Trainings- und Service-Einrichtungen für das Vertriebspartnernetz entstehen. Ebenso eine Ausstellungshalle und Demonstrationsflächen zur Vorführung neuer JCB-Produkte. (mz)