Verkehr Verkehr: Andrang in den ersten Tagen

aschersleben/MZ - Seit dem am 1. Mai gestarteten Modellversuch eines Mopedführerscheines mit 15 , läuten die Telefone in den Fahrschulen der Region zwar nicht Sturm, aber viele Interessenten haben sich bereits erkundigt, wie die Rahmenbedingungen aussehen. Und es zeichnet sich ab, dass in den nächsten Tagen die ersten Jugendlichen ihre Ausbildung beginnen werden.
Die Motivationsgründe sind dabei ähnlich: Mobilität in der Freizeit, auf dem Weg zur Schule und die Unabhängigkeit von Eltern oder dem Bus- und Bahnverkehr. Möglich wurde dies, weil die Europäische Union ihren Mitgliedsstaaten das Absenken der Altersgrenze für den Moped-Führerschein einräumt. Doch Deutschland hat sich bisher dagegen entschieden und will jetzt über den Modellversuch die Auswirkungen auf die Sicherheit analysieren. Erst danach sollen weitere Aussagen getroffen und entschieden werden, ob der Führerschein mit 15 Jahren in der ganzen Republik zum Tragen kommt. Denn die Vorbehalte sind nicht von der Hand zu weisen. So heißt es in Studien von Jugendärzten, dass gerade die Phase der Pubertät mit hoher Risikobereitschaft und dem Austesten von Grenzen gekennzeichnet sei.
Routine mindert Gefahr von Verkehrsunfällen
Bedenken, die der Froser Fahrschullehrer Mario Kempe nicht teilen möchte. „Ich finde es gut, dass die Jugendlichen die Chance erhalten, früh an den Straßenverkehr herangeführt zu werden“, meint Mario Kempe. Er habe die Erfahrung gemacht, dass mit größer werdender Routine sich die Gefahr schwerer Verkehrsunfälle deutlich mindert. Für den Froser ist aber wichtig, dass über den Modellversuch auch handfeste Grundlagen für ein Für und Wider ermittelt werden. „Trotzdem ist nicht alles wirklich bis zu Ende gedacht worden“, kritisiert Kempe. Da nur drei Bundesländer involviert sind, ist beispielsweise für die Harzer und die Salzkreisländer am ersten Ortseingangsschild in Niedersachsen Schluss mit lustig. Dann verliert der Führerschein seine Gültigkeit und die Gefahr einer Straftat oder Ordnungswidrigkeit - da Fahren ohne gültigen Führerschein - wächst. „Wir hatten im vorigen Jahr in der Region rund 300 solcher Delikte“, befürchtet der Fahrlehrer, dass sich diese Zahl jetzt steigern könnte. Für ihn wie für andere Fahrschulen gehört es in der Ausbildung daher zur obersten Priorität, ihren Eleven dies immer wieder bewusst zu machen. Dazu gehören nicht nur die Stunden in Theorie und Praxis, sondern auch Gespräche mit den Eltern. „Wir wollen diesen Kontakt herstellen, um auf solche und andere Besonderheiten aufmerksam zu machen“, erklärt Roswitha Elzemann von der Ascherslebener Fahrschule BKF. Denn im Elternhaus soll auch bekannt sein, dass lediglich kleine elektronische „Maßnahmen“ notwendig sind, um dem Moped „auf die Sprünge“ zu helfen. Auch bei BKF hatten sich gleich drei Interessenten angemeldet. „So schön das neue Angebot auch ist, dabei ist fast in Vergessenheit geraten, dass seit dem 1. Januar auch andere Dinge möglich sind“, weiß Kempe. Er verweist auf den sogenannten Stufenführerschein in den A-Klassen, mit dem ohne theoretische Prüfung , ohne Pflichtfahrten und bei rund 30 Prozent geringerem finanziellem Aufwand der Sprung in eine höherer Klasse möglich ist. Dazu kommt auch, dass nur eine verkürzte praktische Prüfung notwendig wird. „Der Gesetzgeber schreibt vor, dass es lediglich nur noch eine Einweisung am Fahrzeug geben muss“, weiß der Froser. Und wer seinen Klasse-3-Führerschein vor 1985 gemacht hat, hat jetzt automatisch auch die A-1-Berechtigung.