Vereinsleben in Aschersleben Vereinsleben in Aschersleben: Stadt schmeißt Rotation Aschersleben endgültig vom Sportplatz
Aschersleben/MZ - Sie müssen noch ein Heimspiel bestreiten, dann können die Fußballer von Rotation Aschersleben die Korken knallen lassen. Die Mannschaft steht zwei Spieltage vor Abschluss der Saison als Meister in der Kreisklasse Staffel 5 fest. Die Freude über den sportlichen Erfolg wird allerdings getrübt sein bei den Kickern und dem Vorstand. Denn es wird ihre letzte Meisterschaft auf dem ehrwürdigen Sportplatz an der Magdeburger Chaussee sein.
Aufgeben günstiger als Neubau
Die Stadt schmeißt den Verein zum 30. Juni von der Anlage. Begründung: Da der Sportplatz der tiefste Punkt in einem Stadtgebiet ist, das stark von der Vernässung betroffen ist, soll dort künftig das Regenwasser aus der Umgebung versickern. Ein Graben soll das Wasser von der Engel- und Klopstockstraße auf die Fläche führen. Der Graben muss dafür allerdings erst noch wieder hergestellt werden.
Ob das Wasser tatsächlich aber auf der vorgesehenen Fläche versickern kann, wird erst nach Probebohrungen klar, die nach Abschluss der Saison dort durchgeführt werden. Das Problem: Unter dem Sportplatz wurde in den 50’er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Müll verkippt. Der tritt auch immer wieder mal zu Tage. Erst wenn klar ist, was genau unter der Rasennarbe liegt, kann der Landkreis als zuständige Behörde über die Versickerung entscheiden, teilte Ascherslebens Verwaltungssprecherin Anke Marks auf MZ-Nachfrage mit. Sie erklärte, dass der Rotationssportplatz unabhängig vom Ergebnis der Bohrungen geschlossen bleiben wird.
Tatsächlich gibt es in dem Gebiet immer wieder Probleme. In Teilen der Engelsstraße ist kein Gartenbau mehr möglich. Marks sagte, dass bei entsprechenden Temperaturen dort Reis angebaut werden könnte. Rotation selbst musste in den vergangenen Jahren auch immer wieder Spiele abgesagen, weil der Platz unter Wasser stand. Zuletzt ging im Frühjahr 2012 wochenlang nichts mehr. Hinter dem Nord-Tor, dort, wo mittlerweile Schilf wächst, arbeitet eine Pumpe ständig gegen das Wasser.
Den Sportplatz aufzugeben, ist allerdings auch die günstigere Variante für die Stadt. Oberbürgermeister Andreas Michelmann erklärte bereits im vergangenen Jahr, dass man die Alternative - den Bau einer Abwasserverbindung zum Hauptseegraben - finanziell nicht stemmen könne. Er sprach damals von zwei Millionen Euro Kosten.
Mit der Kündigung des Nutzungsvertrages endet eine Ära. Der Verein war zwar nie das sportliche Aushängeschild Ascherslebens, zog mit dem Sportplatz aber stets Fußballbegeisterte an. „Es kamen mitunter 150 Zuschauer zu den Spielen“, erinnert sich der Vereinschef Chris Siegmund. Die Spiele des SV Rotation waren damit populärer als die, der Ortsrivalen. Viele Zuschauer standen seit Mitte der Fünfziger Jahre oben auf den Rasenkanten und beobachteten die Partien, die seither fast ununterbrochen dort ausgetragen worden sind.
Die Stadt hat dem SV Rotation mit der Kündigung des Geländes die Nutzung des Hauptrasens sowie des Sozialtraktes auf dem Sportplatz auf der anderen Straßenseite angeboten - dort, wo der 1. FC Aschersleben bis zur Auflösung kickte. Das Gelände an der Wilslebener Straße wird seitdem von Lok Aschersleben betrieben. Beide Vereine sind sich untereinander bereits einig. Würde Rotation das Angebot der Stadt annehmen, wäre das durchaus eine Verbesserung der Bedingungen für die 70 Mitglieder des Vereins.
Gaststätte in Eigenregie betreiben
Generell ist Siegmund auch bereit, die Straßenseite zu wechseln, auch wenn der Abschied von der alten Wirkungsstätte schmerzt. Dafür müssten aber noch die Details geklärt werden. Daran scheitern die Verhandlungen aber offenbar. Der Rotationschef hat eine Wunschliste zusammengetragen, der die Verwaltung teilweise nicht nachkommt. Unter anderem will Siegmund die Gaststätte auf dem ehemaligen FC-Gelände von einem Vereinsmitglied betreiben lassen. Die Stadt teilte aber mit, dass der Vertrag mit dem derzeitigen Betreiber bis zum Ende fortzusetzen ist. Außerdem möchte Siegmund neue Parkplätze. Dazu sieht sich die Stadt nicht verpflichtet, strebt aber eine Lösung an, erklärte Marks.
Unklar ist auch noch, was mit den neuen Duschen und der Terrasse wird. Beides hatten die Mitglieder des SV Rotation auf ihrem jetzigen Gelände neu gebaut. All das müsste dann aufgegeben werden. „Zum Verschrotten ist das aber viel zu schade“, findet der Vereinschef. Schließlich habe man viel Zeit und Kraft erbracht. Nach wochenlangen, ergebnislosen Gesprächen hofft Siegmund nun, dass ein auch aus seiner Sicht unterschriftsreifer Vertrag seitens der Stadt vorgelegt wird.