Vereinshaus Vereinshaus: Party-Favorit gekührt

aschersleben/MZ - Hat die Ascherslebener „Melle“ als Vereinshaus und Veranstaltungsort endgültig ausgedient? Viel deutet darauf hin, auch wenn eine endgültige Entscheidung noch nicht gefallen ist. Das Thema steht heute auf der Tagesordnung, wenn sich um 17 Uhr die Mitglieder des Kultur-, Bildungs- und Sozialausschusses der Stadt im Rathaus zu einer öffentlichen Sitzung treffen. Auf dem Tisch liegt ein Vergleich der fünf vorgeschlagenen Varianten, um Ersatz für den gesperrten Saal der „Melle“ zu schaffen.
Infrastruktur in Schieflage
Im Gespräch sind eine Sanierung der „Melle“, ein Neubau auf der grünen Wiese sowie der Teilausbau der „Alten Hobelei“ in der Magdeburger Straße, der Ausbau der Beachvolleyballhalle des Ballhauses oder des Depots am Grauen Hof, auch „Katzenklo“ genannt. In der Beschlussvorlage, die heute im Kulturausschuss beraten wird, heißt es, dass die soziale Infrastruktur der Stadt unter anderem auch wegen der Sperrung des Saals der „Melle“ wegen baulicher und brandschutztechnischer Mängel in eine Schieflage geraten sei. Außerdem gebe es in Aschersleben durch totales Marktversagen keine privat geführte Diskothek mehr.
Vor der Sperrung fanden in der Melle jährlich immerhin rund 30 größere Veranstaltungen statt. Bereits im vergangenen Jahr war hier die Organisation von Musik-Veranstaltungen für Jugendliche aufgrund der vorhandenen Mängel und wegen Beschwerden von Anwohnern stark eingeschränkt.
Hobelei ist am teuersten
Auf der Suche nach einer möglichst attraktiven Lösung des Problems hat eine der in jüngster Zeit diskutierten Ersatz-Varianten die Nase ganz weit vorn. Dazu heißt es in der Beschlussvorlage: „Das im Variantenvergleich für eine kulturelle Mehrzweckeinrichtung herausgearbeitete Objekt Alte Hobelei wird bestätigt und dem Teilausbau wird zugestimmt. Der Oberbürgermeister wird beauftragt konkrete Planungsunterlagen erarbeiten zu lassen.“
Stimmt dem der Kulturausschuss heute zu, könnte der Stadtrat nach der Sommerpause, während seiner Sitzung am 11. September, in letzter Instanz entscheiden.
Der Wermutstropfen – der Ausbau der „Alten Hobelei“ ist auch die teuerste Variante. Die Experten gehen von Baukosten in Höhe von 880000 Euro aus. Sogar ein Neubau würde mit zunächst rund 750000 Euro weniger zu Buche schlagen. Trotzdem spricht nach Ansicht der Arbeitsgruppe bei der Stadtverwaltung, die die möglichen Varianten unter die Lupe genommen hat, alles für die Hobelei.
Nicht zu unterschätzen ist, dass das Konfliktpotenzial mit Anwohnern, welches sich durch eventuelle Lärmbelästigungen ergeben könnte, an dieser Stelle als am geringsten eingeschätzt wird. Als weitere Vorteile werden die vorhandenen Parkplätze, die größtmöglichste Besucherkapazität von bis zu 1000 Gästen, die größte Flexibilität des Saals für unterschiedliche Veranstaltungen und die Möglichkeit der Erweiterung nach einem Teilausbau zu einem kompletten Vereinshaus angesehen. Die Finanzierung würde nach derzeitigem Stand auf drei Haushaltsjahre aufgeteilt. In diesem Jahr stehen 80000 Euro zur Verfügung. 2014 und 2015 sollen jeweils 400000 Euro fließen, wobei die Rekrutierung von Fördermitteln noch geprüft werden soll.
„Melle“ bei Experten durchgefallen
Die Idee der Sanierung der „Melle“, in der Jahrzehnte der Tanzbär gesteppt hat, ist bei den Planern durchgefallen. Dafür führen sie gleich mehrere Gründe ins Feld: Parkprobleme, hoher Interessenkonflikt durch das benachbarte Wohngebiet und die nach den Vorschriften nicht mögliche Erweiterung des Saals, in dem lediglich bis zu 400 Besucher eingelassen werden dürfen. Auch die Idee eines Neubaus auf der grünen Wiese sei keine Alternative, ist man sich in der Stadtverwaltung so gut wie einig. Zu den 750000 Euro reinen Baukosten würde weiterer Finanzbedarf für die Erschließung des Grundstücks entstehen. Außerdem sei es schwer erklärbar, wenn auf der Wiese gebaut wird, während in der Stadt eine Reihe von Gebäuden leer stehen.