Unternehmen bangen um Existenz
Aschersleben/MZ. - Auch wenn sich die Lage an den Zapfsäulen in den letzten Tagen etwas entspannt hat, konnte das die Stimmung bei den Unternehmen nicht aufhellen, denn es ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
"Die Lagebewertungen der Verkehrsunternehmen haben sich deutlich eingetrübt und fallen per saldo so negativ aus wie seit drei Jahren nicht mehr. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres hat sich die Situation der Branche eindeutig verschlechtert", so das Ergebnis einer Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Magdeburg. Demnach rechnen 47 Prozent der Unternehmen mit weiteren Einbußen.
"Es macht keinen Spaß mehr", beschreibt Rainer Herrmann, Geschäftsführer der TAS Transport und Logistik GmbH in Aschersleben, die Stimmung unter den Spediteuren. Zusammen mit Bernd Irmler gründete er 1990 das Unternehmen, das zum großen Teil von der Logistik lebt. Nur 25 Prozent des Umsatzes mache der Transport aus. Befördert wird alles, was palettierbar ist, von Eisen bis hin zu Lebensmitteln. Etwa 30 Fahrer sind derzeit im Einsatz. "Ich beneide diejenigen Unternehmen nicht, die nur vom Transport leben", sagt Rainer Herrmann. Zumal nicht nur die hohen Kraftstoffpreise die Unternehmen belasten. Hinzu kommen die geplante Erhöhung der Maut im kommenden Jahr, gestiegene Preise für Ersatzteile sowie die Regelungen bei den Fahrzeiten. "Wir werden nur geknechtet. Deutsche Spediteure sind schon jetzt nicht mehr konkurrenzfähig", sagt Rainer Herrmann.
Das Problem sei, dass die Spediteure "keine Lobby haben", so Herrmann. Es gebe keine starken Verbände, die bei der Regierung etwas durchsetzen. Man könne auch nicht alle Kosten auf die Produkte umlegen, meint Herrmann. Genauso sieht es Wolfgang Lammek aus Staßfurt, der Transporte vor Ort, aber auch Ferntransporte sowie Umzüge und einen Abschleppdienst anbietet.
Schon jetzt hat er deutlich weniger Kunden, die könne er nicht auch noch mit noch höheren Preisen belasten. Und die kurzzeitige Senkung des Benzinpreises um zehn Cent sei "sinnlos". Dass der Preis noch einmal spürbar nach unten geht, glaubt er nicht. "Es wird alles nur noch teuer." Daher blickt Lammek auch pessimistisch in die Zukunft: "18 Jahre haben wir uns so über die Runden gebracht. Aber wir werden wohl irgendwann zumachen müssen." Es wird Entlassungen geben, Unternehmen werden Insolvenz anmelden, prophezeit auch Rainer Herrmann. "Da kommt eine Welle auf uns zu, die noch nicht absehbar ist."
Entlassungen könnte es schon in absehbarer Zeit bei TAS geben. Schon lange rechnen sich die Fahrten ins Ausland nicht mehr. Im Fernverkehr setze das Unternehmen nur zu. "Im Moment schreiben wir da nur rote Zahlen", sagt Herrmann. Der Nahverkehr rechne sich noch "einigermaßen". Und gespart wird, wo es geht. So wird versucht, die Leerkilometer soweit wie möglich zu reduzieren. Zudem setzte man vor einiger Zeit noch auf den günstigeren Bio-Diesel. Das Unternehmen hatte die neuen Fahrzeuge extra mit entsprechender Technik ausgestattet. "Das können Sie inzwischen vergessen. Es dauerte nicht lange und schon wurde die Ökosteuer draufgeschlagen", meint der Geschäftsführer verärgert.
Bei der TAS Transport und Logistik GmbH hat man sich den 30. August als Ziel gesetzt. Sollte sich die Lage bis dahin nicht bessern, werde man zumindest die Fahrten ins europäische Ausland, das sind vor allem Frankreich, Spanien und die Benelux-Staaten streichen und Leute "aus betriebswirtschaftlichen Gründen" entlassen. Herrmann schätzt, dass man sich dann von zehn bis zwölf Mitarbeitern trennen müsste.