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Überfall Raub Einbruch Schläge Überfall Raub Einbruch Schläge: "Geldeintreiber" sitzen nun auf der Anklagebank

Von Katrin Wurm 25.09.2019, 09:56
Prozess am Landgericht Magdeburg: Drei Männer aus Aschersleben müssen sich wegen mehrerer Überfälle verantworten.
Prozess am Landgericht Magdeburg: Drei Männer aus Aschersleben müssen sich wegen mehrerer Überfälle verantworten. Katrin Wurm

Aschersleben/Magdeburg - Am Landgericht Magdeburg hat der Prozess gegen drei Männer aus Aschersleben begonnen. Sie sollen zwischen April 2017 und Juli 2018 teilweise gemeinsam, teilweise allein mehrere Überfälle in und um Aschersleben verübt haben, wie einen Einbruch in den Jugendclub Gatersleben. Außerdem sollen die Angeklagten mehrfach Opfer zusammengeschlagen und ausgeraubt haben, etwa um Schulden einzutreiben oder an Smartphones und Bargeld zu kommen.

Zum Prozessbeginn wurde ein Vorfall beleuchtet, der sich am 16. April 2017 in einer Wohnung in Aschersleben ereignet hat. Laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Magdeburg sollen die drei Männer zwischen 28 und 40 Jahren einen Mann in dessen Wohnung aufgesucht, geschlagen und ausgeraubt haben. Die Beute soll ein Fernseher, eine Spielekonsole, ein Smartphone, mehrere dazugehörige Spiele und etwa 700 Euro Bargeld gewesen sein.

„Er ging auf mich los und schlug mich mit einem Quarzhandschuh in den Bauch.“

Als Zeuge wurde das mutmaßliche Opfer, Timo K., in den Zeugenstand gerufen. Er sei vor über zwei Jahren von Silvio U., Jens B. und Kevin W. (Namen von der Red. geändert) überfallen und ausgeraubt worden.

„Nachts zwischen 2 und 3 Uhr hat es an der Tür geklopft. Ich habe aufgemacht und da steckte schon Jens B. den Fuß in die Wohnung“, sagt er. „Er ging auf mich los und schlug mich mit einem Quarzhandschuh in den Bauch.“ Dann seien Jens B. und „der andere“ - Zeuge Timo K. zeigt auf den 31-jährigen Kevin W. - auf seinen Freund Thomas A. losgegangen, der sich im Wohnzimmer der Zweizimmerwohnung befand, und hätten ihn geschlagen.

„Sie haben gesagt, ich soll nicht die Polizei rufen, sonst kommen Sie mit einem Transporter und räumen meine Wohnung leer“, so Timo K.

Zwei unterschiedliche Aussagen machen den Richter stutzig

Dass sich die Aussagen Timo K’s. nicht mit seinen Aussagen bei Polizei und Staatsanwalt deckten, machte nicht nur den Vorsitzenden Richter Dirk Sternberg stutzig: „Der Staatsanwaltschaft haben Sie im Vorfeld etwas anderes erzählt. Nämlich - und so kann ich es hier im Protokoll lesen - dass Silvio U. es war, der Sie mit dem Quarzhandschuh geschlagen hat?“, fragte er beim Zeugen Timo K. nach.

„Ich habe da was Falsches gesagt. Weil ich die anderen nicht kannte, habe ich gesagt, es war Silvio U., den ich von früher kannte. Aber er war es nicht. Er hat sich sogar recht herzlich bei mir entschuldigt“, meinte Timo K., der damals noch eine gesetzliche Betreuerin hatte, die ihm zu der Wohnung verholfen hatte, in der es zu dem Vorfall kam. Sie war es auch, die ihm das Hartz-IV zuteilte.

Wer hatte den Quarzhandschuh an?

„Aber das ist doch sehr widersprüchlich. Bei allen früheren Aussagen konnten Sie genau Silvio U. als den identifizieren, der zugeschlagen hat und als den, der den Quarzhandschuh anhatte“, so Richter Sternberg.

„Nein, er da hatte den Quarzhandschuh an“, sagte Timo K. und zeigte auf Jens B., der derzeit wegen einer anderen Angelegenheit in U-Haft in der JVA Burg sitzt.

„Ich kann mich auch nicht mehr so gut erinnern, das ist schon so lange her. Aber Silvio U. war es nicht. Der war zwar dabei, aber er stand nur an der Tür und hat fast nichts gemacht. Außerdem hat er sich entschuldigt. Ich kannte damals nur den einen Namen, nämlich den von Silvio U. Deshalb habe ich den Namen auch der Polizei gesagt“, meinte Timo K.

„Wie sind Sie zu so viel Geld gekommen?“

Stutzig machten den Richter sowie Jens B’s. Verteidiger auch, dass Timo K. in Besitz solch großer Bargeldsummen war. „Wie sind Sie zu so viel Geld gekommen?“, fragte B’s. Verteidiger Alexander Funck. „Gespart, von Weihnachten und Geburtstag. Ich wollte einen Führerschein machen“, antwortete Timo K.

Auch Fernseher, Smartphone und Spielekonsole seien vom Ersparten gekauft worden. „Haben Sie vielleicht mit den Dreien gemeinsame Sache gemacht und da ging was schief? Oder hatten Sie sogar Schulden bei den Angeklagten?“, fragte Verteidiger Funck. Timo K. verneinte.

Auch seine gesetzliche Betreuerin von damals wusste nichts von dem Bargeld und angeblichen Ersparnissen. Sie war ebenfalls als Zeugin geladen.

Angeklagte schlugen auch beim Gaterslebener Jugenclub zu

Im weiteren Verlauf ging es außerdem um einen Vorfall, der sich in der Nacht vom 14. zum 15. Juli 2018 in Gatersleben ereignet hat. Laut Anklage sollen Jens B. und ein bereits verurteilter 21-Jähriger aus Gatersleben einen Flachbildfernseher, einen Werkzeugkoffer und ein Fahrrad aus dem örtlichen Jugendclub gestohlen haben. Dazu sollen sie die Tür aufgebrochen haben. Eine Zeugin hatte beide Männer nach der Tat vor dem Jugendclub - mit dem Fernseher unterm Arm - gesichtet. „Ich kenne die Männer aus dem Ort und kann sie klar identifizieren“, sagte sie im Zeugenstand.

Anders sah das der bereits verurteilte 21-jährige Gaterslebener, der ebenfalls als Zeuge geladen war. „Auch wenn ich verurteilt wurde, halte ich daran fest, dass wir nichts gemacht haben.“

Gerichtsverhandlung wird fortgesetzt

„So kommen wir in der Sache nicht weiter“, meinte Richter Sternberg.

Die Angeklagten sind mehrfach vorbestraft. Silvio U. hat 15 Vorstrafen, Kevin W. und Jens B. jeweils neun. Zudem befindet sich Jens B. derzeit in U-Haft in der JVA Burg. Gegen Kevin W. wurde noch vor Beginn des Prozesstages ein anderer Haftbefehl vollstreckt. Die Verhandlung wird am Montag fortgesetzt. (mz)