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Trauriger Anlass blieb gegenwärtig

Von SOFIE ANTON UND SUSANNE THON 02.08.2009, 16:09

ASCHERSLEBEN/MZ. - Elf Bands und Künstler sowie Moderatorin Kati Huhn von Radio RBB hatten auf Anfrage der Organisatoren Enrico, André und Ina Schelzer spontan zugesagt, wollten beim großen Benefizkonzert in der Ballhaus-Arena Aschersleben, das am Freitagabend stattfand, dabei sein. Auf 3 500 Besucher - volles Haus - hatten die Initiatoren gehofft, verkauft wurden nur gut 900 Tickets. Nichtsdestotrotz sind sie zufrieden. "Die Künstler waren toll, die Umbaupausen kurz und den Zeitplan haben wir eingehalten", zog Enrico Schelzer von den "Hurensöhnen" am Sonntag sein Fazit.

Es sollte ein Abend der leisen und ruhigeren Töne werden, ohne großen Background. Das Repertoire der Künstler war so gewählt - abgesehen vom Discokugel-Auftritt des Casting-"Sternchens" Annemarie Eilfeld -, damit aus dem Abend keine Party wurde und der traurige Anlass des Benefizkonzerts immer gegenwärtig blieb. Es wurde kaum getanzt und noch weniger ausgelassen gefeiert, wobei doch jeder Anwesende das Gefühl haben konnte, etwas Gutes getan zu haben. Rockballaden trugen ihren Teil dazu bei, dass die Katastrophe von Nachterstedt wie ein Schleier auf den Zuhörern lag. Als die "Hurensöhne" den Titel "Als ich fortging" den drei Verschütteten widmeten, hielten einige Feuerzeuge nach oben oder sangen einfach mit geschlossenen Augen mit.

Neben dem Ostrock der "Hurensöhne" gab es auch für Annemarie Eilfeld, bekannt seit "Deutschland sucht den Superstar", viel Applaus und strahlende Gesichter bei den Autogrammjägern. Schon vorab durften die zehnjährige Sarah Nelischer und andere Nachterstedter, die infolge der Katastrophe ihr Hab und Gut verloren haben, ihren Star Backstage treffen. "Ich habe immer für dich angerufen", meinte Gudrun Handorf, die sie, anders als Sarah, schon mal live gesehen hat. "Sachsen-Anhalt muss zusammenhalten, darum bin ich hier", erläuterte Annemarie ihre Beweggründe, nach Aschersleben gekommen zu sein. Dahin hat es auch Rapper rudio, Trixi G, Hans die Geige und Basti Baur (Knorkator), die erstmals auch im Duett zu erleben waren, sowie IC Falkenberg gezogen. Mit Abstand den meisten Beifall konnte jedoch Michael Hirte, der Mann mit der Mundharmonika, der die Menschen bei "Tränen lügen nicht" und "Lili Marleen" zum Mitsingen animierte, für sich verbuchen. Ohne Zugabe ließ ihn das Publikum nicht gehen und so spielte er noch "You raise me up".

"Ich habe es im Fernsehen gesehen", sagte Hirte im Interview mit der MZ. "Erdrutsche passieren, aber das Menschen und ganze Häuser verschwinden...", lassen ihn die Ereignisse nicht unberührt. Mehr noch. Er ist fassungslos: "Heute gibt es so viele technische Möglichkeiten - und trotzdem konnte man nicht helfen." "Ich weiß nicht, ob ich hier was bewegen kann", so der Mundharmonikaspieler, "aber vielleicht hilft's, dass ein paar mehr kommen." Und wegen ihm schienen tatsächlich etliche Besucher da gewesen zu sein, denn nach seinem Auftritt, der kurz nach halb zwölf endete, leerte sich die Arena schlagartig, obwohl Mike Kilian von Rockhaus im Anschluss daran Stimmgewalt hat walten lassen und Pe Werner noch bis nach halb eins jede Menge Gefühl in ihren Auftritt steckte.

Bei der musikalischen Mischung war für jede Generation etwas dabei, warum also nur etwas mehr als 900 Zuschauer gekommen waren und die Jugend kaum vertreten war, lag möglicherweise an der Urlaubszeit. Einer von denen, die gekommen waren, um zu helfen, war Jürgen Hinz. Dem Ascherslebener hat die Musik sehr gut gefallen, aber: "Ich bin nicht zufrieden mit der Versorgung und den Toiletten. Es gibt keine Sitzmöglichkeiten, deshalb sind schon viele ältere Leute losgegangen." Dass das Konzert ein bisschen zu lang geraten sei, kritisierten, wie Organisator Enrico Schelzer sagt, einige Besucher. "Aber das ist halt so bei einer Benefizveranstaltung."