Subbotnik Subbotnik: Winningen unterwegs mit Motorsense und Hacke

Winningen - Gleich drei Generation der Familie Pich sind dabei, als am Samstag im Ascherslebener Ortsteil Winningen zum Herbstputz gerufen wird. Zum achten Male. Ortsbürgermeister Axel Pich hat seinen Sohn an den Dorfteich mitgebracht, Walter Pich ist mit seinen 83 Jahren der älteste Teilnehmer am Subbotnik. Der Ortsbürgermeister schmunzelt. „Auch wenn ein paar wenige die Nase rümpfen, wir bleiben beim traditionellen Namen.“
Axel Pich freut es, dass eine Menge Leute mitmachen. „40, so viele Teilnehmer hatten wir lange nicht. Da bin ich schon ein bisschen stolz. Ich denke, das schweißt unsere Dorfgemeinschaft weiter zusammen.“ Ob freiwillige Feuerwehr, der Geflügelzucht-, Sport- oder Schützenverein, alle packen mit an. Für Lea-Marie Habig (13) und Fred Simon Feldheim (11) von der Jugendfeuerwehr ist es nicht der erste Einsatz. „Wir waren schon mehrfach dabei, damit unser Dorf sauber bleibt“, erzählen die Kinder, während sie und Kate Fritschler (9) Äste auf den Anhänger des Rasentraktors schichten, den der elfjährige Luca steuert.
Hauptfeuerwehrmann Steffen Lorbeer koordiniert das Wirken der sechs erwachsenen und drei Jugendfeuerwehr-Mitglieder etwas. „Das hat Tradition, dass die Kameraden hier dabei sind. Wir sind immer da, wenn es was fürs Dorf zu tun gibt.“ So senken die Feuerwehrleute den Wasserspiegel des Dorfteiches etwas, um den mit großen Watstiefeln ausgerüsteten Männern mit der Motorsense das Runterschneiden des Schilfes etwas zu erleichtern. „Keine Sorge, darunter leiden die Tiere im Teich nicht“, beugt der Ortsbürgermeister etwaigen Protesten von Naturschützern vor. „Außerdem wird das Klostergut mit zwei Kaupen das Wasser wieder auffüllen.“
Der Schilfbestand treibt Axel Pich einige Sorgenfalten auf die Stirn. „Die Pflanzen breiten sich so aus, dass die Wasserfläche ständig kleiner wird, was ja fürs Leben im Teich auch nicht so optimal ist.“ Er weiß, allein bekommt das der Ort nicht hin. Da müssten die Profis vom Tiefbauamt der Stadt Aschersleben ran. Schließlich wollen die freiwilligen Helfer im Dorf nicht riskieren, dass der Teichgrund beschädigt wird und sie plötzlich vor einer leeren Fläche stehen.
Während Pich junior die Wege am Teichberg mit hackt, greifen die Feuerwehrleute zur Motorsäge. Äste, die ein Sturm abgeknickt hat, und Zweige, die auf die Wege ragen, werden gekürzt. Das Holz wird aufgeschichtet, zwischengelagert und in den kommenden Tagen abgefahren, denn am Sonnabend sind viele Bauern ob des Wetters mit ihrer Technik unterwegs. „Doch ich spüre, hier schaut niemand auf den Tropfen Sprit oder diskutiert, wo die Gerätschaften herkommen sollen. Da bringen die Einwohner ihre Motorsense mit, holen Heckenschere und Kettensäge aus dem Schuppen und tun etwas für die Gemeinschaft“, lobt Ortsbürgermeister Pich.
Doch nicht nur am Teichberg wird zugegriffen. Auch am Kriegerdenkmal und vor dem Dorfgemeinschaftshaus sorgen fleißige Hände für Ordnung und Sauberkeit in Winningen. Sonnhilde Waldow schaut sich um. „Wir sind die Dorfgemeinschaftshaus-Truppe“, stellt sie klar. „Wir machen das hier schon paar Jahre.“ Zu dem Quintett zählen neben ihr der Bürgermeister-Vater Walter, Hans Schmidt, der gerade die Hecke stutzt, sowie Bettina und Steffen Schulze. „Wir veranstalten hier keinen Kahlschlag“, erläutert Bettina Schulze. „Es wird Todholz entfernt, damit wir wieder eine ordentliche Pflanzfläche haben und etwas Luft reinkommt.“ Schließlich habe man hier ja auch schon die bekannte „Aschersleben-Rose“ gesetzt.
Wer von 8.30 Uhr bis zum Nachmittag im Ort anpackt, der brauche auch eine Stärkung, weiß Axel Pich. „Dafür sorgt der Fleischer, und unsere Dorffrauen haben gebacken.“ Am Abend schaut er dann zufrieden, weil der Ort sauberer ist und die beteiligten Einwohner das gemeinschaftlich geschafft haben. (mz)
