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Stets vermuteter Turm ist gefunden

Von Petra Korn 17.08.2007, 17:46

Aschersleben/MZ. - Bei den Bauarbeiten in der Hohen Straße sind im Bereich des ehemaligen Hohen Tores Reste eines zweiten Turms gefunden worden. Er ist das Pendant zu der Halbschale, die vor Jahren im Bereich der Grundstücke Hohe Straße 11 / 12 - heute eine Grünfläche eingangs der Luisenpromenade - entdeckt worden war.

"Wir haben immer vermutet, dass der Turm existiert. Der Fund ist der Beweis, dass die Vermutung richtig war. Damit können wir jetzt die Pläne für dieses Stück Stadtbefestigungsanlage vervollständigen", freut sich Gerhard Christ. Als ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger und vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie bestellt, hat er die Bauarbeiten in der Hohen Straße von Beginn an archäologisch betreut, dabei immer wieder die einzelnen Bodeneingriffe beobachtet und alles Auffällige dokumentiert.

Als in dieser Woche Chris Elster vom städtischen Tiefbauamt Gerhard Christ darüber informierte, dass in der Straße ein Stollen entdeckt wurde, war noch nicht abzusehen, womit das verbunden sein würde: mit einem noch "besseren Fund", wie Gerhard Christ schmunzelnd erklärte. "Bei der Begutachtung fiel ein Mauerrest auf", deutet der Denkmalpfleger auf das jetzt im Erdreich sichtbare Mauerwerk. "Hier haben wir den Rest eines Turmes der Stadtbefestigung, der in der Bauform identisch ist mit dem, der auf der Grünfläche gefunden worden ist."

Es sei immer vermutet worden, dass dieser zweite Turm existiert - basierend darauf, dass ein Tor symmetrisch geschützt wurde. "Und wir haben das Glück gehabt, das Bauwerk bei dieser Maßnahme zu finden", unterstrich der Denkmalpfleger. Der jetzt entdeckte Turm hat eine Mauerdicke von 1,40 Metern und ist wie sein Pendant ein halbrunder Turm, der von der Stadtseite aus offen war - weshalb man auch von einer Halbschale spricht. Er stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts - aus der Zeit 1440, 1450, datiert Gerhard Christ.

Die Halbschale, die sich im Bereich der Grünfläche an der Hohen Straße befindet, soll - so ein städtisches Projekt, das vom Förderkreis für die Stadtbefestigungsanlagen unterstützt wird - sichtbar gemacht werden. Für die gestalterische Lösung läuft derzeit die Planung, sagte Reinhard Fach vom Stadtplanungsamt Aschersleben.

Es wäre günstig, auch die Lage des zweiten, jetzt gefundenen Turmes durch eine andersfarbige Pflasterung im Straßenbereich darzustellen, meint Gerhard Christ. Das, so erklärten Chris Elster und Reinhard Fach, soll auch erfolgen.

Der zuerst entdeckte Stollen war übrigens kein Fluss-, sondern ein Sumpfwasserstollen, der sehr gut erhalten ist. 1858 war beantragt worden, den Stadtgraben zuzuschütten. Damit sich auf der Grabensohle kein Wasser sammelt, wurden solche Sumpfwasserstollen angelegt.

Alle Funde werden dokumentiert und bleiben im Boden. Die Vorgehensweise ist mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt, erläutert Reinhard Fach. Wie er ergänzt, wird es durch die archäologische Begleitung auch keine Bauverzögerung geben, da diese Begleitung laufend erfolgt.