Stadtentwicklung Stadtentwicklung: Zum Teilabriss aufgefordert

aschersleben/MZ - „Fragen Sie in zwei oder drei Tagen noch einmal nach, dann weiß ich vielleicht mehr“, sagt der Ascherslebener Bauunternehmer am Telefon. In diesen zwei, drei Tagen hat er vielleicht den Auftrag zum Abriss des Gebäudes an der Ecke Bahnhofstraße/Herrenbreite in der Tasche, so hofft er. Seit mehreren Jahren ist das Haus auf Anordnung des Bauordnungsamtes des Salzlandkreises von Absperrgittern umstellt, weil es baufällig ist und eventuelle Gefahren für Passanten von ihm ausgehen könnten. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Notsicherung. Übrigens eine von über 20 in der Stadt Aschersleben mit ihren Ortsteilen.
Jetzt sollen Teile des Gebäudes, das von der Stadt samt Grundstück verkauft wurde und sich inzwischen in Privatbesitz befindet, abgerissen werden. Das bestätigte am Dienstag der Leiter des Bauordnungsamtes des Salzlandkreises, Herrmann Alpers, auf eine Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung. Das Amt habe ein Gutachten in Auftrag gegeben, welches den Zustand des Hauses dokumentiere. Dieses Gutachten liege inzwischen vor und habe ergeben, dass von einigen Teilen des Gebäudes tatsächlich ernsthafte Gefahr ausgehe, erklärt Alpers. Steine könnten abstürzen oder das Mauerwerk zusammenbrechen. Deshalb habe das Bauordnungsamt den Besitzer aufgefordert, diese gefährdeten Gebäudeteile abzureißen. Der habe bisher aber noch nicht reagiert. Deshalb wurde vom Amt ein Verfahren zur Durchführung einer sogenannten Ersatzvornahme eingeleitet. Dieses Verfahren sei so gut wie abgeschlossen, so dass es mit dem Abriss durchaus schnell gehen könne, so der Amtsleiter. Einen konkreten Zeitplan gebe es allerdings noch nicht.
Im Falle der Ersatzvornahme veranlasst der Landkreis den Abriss. Die Kosten werden dem Grundstücksbesitzer in Rechnung gestellt. Pläne für eine Grundstückssanierung scheint es übrigens nicht zu geben. Zumindest deutet ein am Gebäude angebrachtes Schild darauf hin, nachdem es zum Weiterverkauf stehe. Auch bei der Ascherslebener Stadtverwaltung habe man keine Kenntnisse darüber, was der Eigentümer plane, sagte Mitarbeiter Andreas Müller.
Das dem Bahnhof gegenüberliegende ehemalige „Bahnhofshotel“, - dann „Hotel Schmidt“ und „Hotel Coburger Hof“ - wurde 1831 erbaut. In der Zeit der DDR und kurz danach war dort der Rat der Stadt untergebracht, während im Rathaus auf dem Markt der Rat des Kreises residierte. Dann stand das städtische Gebäude leer und verfiel. Daran änderte sich auch nichts, nachdem sich ein privater Käufer gefunden hatte.
Als in Vorbereitung der Landesgartenschau 2010 und der im selben Jahr stattfindenden Internationalen Bauausstellung die Drive Thru Gallery eingerichtet wurde, diente die Fassade des ehemaligen Bahnhofhotels als Ort der Kunst. So für den Berliner Künstler Holger Beisitzer mit seinem Schriftzug „Vielleicht woanders“ und für Schüler der Albert-Schweitzer-Schule mit ihren Lichtbildern.
