Spaßvogel aus Winningen Spaßvogel aus Winningen: Orden mit Brillanten von Ministerin

Aschersleben/Winningen - Lampenfieber kennt Walter Ducke eigentlich nicht. Auf den Bühnen rund um Aschersleben ist der 75-Jährige quasi zu Hause.
Doch beim Neujahrsempfang der Staatskanzlei in Magdeburg war Walter Ducke doch schon ganz schön aufgeregt.
Neben den aktivsten Karnevalsvereinen des Landes wurden auch verdiente Karnevalisten ausgezeichnet.
Und Walter Ducke erhielt aus den Händen von Sozialministerin Petra Grimm-Behne (SPD), die den Ministerpräsidenten aufgrund eines Trauerfalls vertrat, den bislang größten Orden seiner Karriere als Spaßvogel.
Ducke erhielt den Verdienstorden des Bund Deutscher Karneval in Gold und mit Brillanten besetzt.
Spaßvogel aus Winningen: Mit 21 Jahren Premiere
Stolz zeigt er den schweren großen Orden, zu dem es auch noch die viel leichtere Variante zum täglichen Gebrauch als Karnevalist - eine Ehrennadel gibt.
„Wenn’s am schönsten ist, soll man aufhören“, denkt der ehemalige Maschinenschlosser, der mit 21 Jahren in der katholischen Gemeinde Ascherslebens erste Sketche beim Fasching gestaltete.
Eigentlich war der Ascherslebener Karneval tatsächlich der katholischen Kirchengemeinde entsprungen, die sich jährlich zu den Späßen einer fünften Jahreszeit nicht in der Kirche sondern in kleineren Räumen traf.
Mal war es ein Saal der evangelischen Kirchengemeinde, später das Gebäude in der Ermslebener Straße, in dem heute ein Grieche ist, berichtet Ducke.
Als der Fasching eine breitere Öffentlichkeit bekommen sollte, war auch Walter Ducke dabei. Der CDU-Ortschef habe den SED-Kreischef gut gekannt und so gab es keine Probleme, als der Ascherslebener Karneval 1968 zum CDU-Fasching wurde.
Für Ducke hieß das von Anfang an, bei Büttenreden und Männerballett auf der Bühne zu stehen. Später kam noch der Männerchor dazu. „Zu DDR-Zeiten machten wir zwölf bis 14 Veranstaltungen“, berichtet der frisch gebackene Ordensträger.
Spaßvogel aus Winningen: Fünf Mann waren die sieben Zwerge
„Am schönsten ist es, wenn die Leute mitmachen“, weiß er. Denkwürdig seien die Auftritte beim Männerballett gewesen, als sie Schwanensee tanzten, den Can-Can oder zu Roland Kaisers Santa Maria in Damenkleidern über die Bühnen des HDW schwebten.
Einmal waren sie zu fünft als sieben Zwerge auf der Bühne. „Keine Leute - keine Leute“ - da blieb kein Auge trocken.
Auch wenn Duckes Tochter das Karnevalisten-Gen nicht geerbt hat, sagt Ducke: „Ohne meine Frau und die Familie hätte ich die 50 Jahre nicht überstandenen.“
Seine Frau Brigitte sorgt auch bei drei Veranstaltungen am Wochenende dafür, dass ihr Mann stets in frisch gewaschenen und gebügelten Sachen auf die Bühne geht.
Spaßvogel aus Winningen: Vor fünf Jahren sollten schon Schluss ein
Eigentlich habe er schon vor fünf Jahren aufhören wollen, doch er habe sich letztlich immer wieder überzeugen lassen, weiter zu machen. Nur im Ballett ist er seit 14 Jahren nicht mehr. Da ließ er der Jugend den Vortritt. Aber im Elferrat und Chor ist er nach wie vor dabei. „Der Verein hält ihn jung“, sagt Brigitte Ducke. „Ich mache gern mit den Leuten einen Spaß. Das Leben ist ernst genug“, denkt Walter Ducke.
Spaßvogel aus Winningen: Noch fünf Jahre?
Er soll noch fünf Jahre machen, wünscht sich der Verein. Doch er winkt da etwas mürrisch ab. Er erzählt lieber von den alten Narrenkappen, die zu DDR-Zeit mit Watte ausgestopft werden mussten, um ein Abknicken zu verhindern.
Oder von den rot gefärbten Kellnerjacken, die beim Schwitzen auf die weißen Oberhemden abfärbten. Oder aber, dass früher die Kollegen „von Horch und Guck“ im Saal mithörten und aufgepasst werden musste, wer da durch den Kakao gezogen werden sollte.
Heute freut sich Ducke auf den Rosensonntags-Umzug, wenn in Aschersleben freiwillig so viele Leute kommen, wie früher nur gezwungenermaßen zum Mai-Umzug.
Neben dem Karneval gehört der Garten in Winningen, wo die Familie seit 1969 lebt, zu Duckes Hobbys. Er interessiert sich natürlich auch für Fußball. Mit den legendären Jenaer Ducke-Brüdern ist er weitläufig verwandt. (mz)