1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Schwarzkümmel: Schwarzkümmel: Wolfram Junghanns will Pflanze in Mitteldeutschland anbauen

Schwarzkümmel Schwarzkümmel: Wolfram Junghanns will Pflanze in Mitteldeutschland anbauen

Von Marko Jeschor 09.06.2016, 18:07
Forscher und Unternehmer: Wolfram Junghanns aus Groß Schierstedt will den Schwarzkümmel in der Region etablieren.
Forscher und Unternehmer: Wolfram Junghanns aus Groß Schierstedt will den Schwarzkümmel in der Region etablieren. Frank Gehrmann

Gross Schierstedt - Mit Fenchel, Thymian und Rosmarin hat sich Wolfram Junghanns in Fachkreisen einen Namen gemacht. Seine Kräuter und Öle sind mittlerweile Bestandteil von etlichen Produkten in der Lebensmittel- und Nahrungsmittelindustrie. Eines seiner aktuellen Forschungsprojekte könnte die Firma des 52-Jährigen am Rande von Groß Schierstedt noch weiter voranbringen: Es geht um den ertragreichen Anbau von Schwarzkümmel.

Gelingt ihm das, wäre das landes- und wahrscheinlich auch bundesweit einmalig. „Es geht um ein komplett neues Produkt, was hier etabliert werden soll.“ Bislang wächst die Pflanze nur in wärmeren Regionen der Erde. Ursprünglich kommt der Schwarzkümmel aus dem Nahen Osten und Nordafrika. Studien zufolge kann Schwarzkümmel den Cholesterinwert und den Blutzuckergehalt regulieren sowie den Blutdruck senken. Im alten Ägypten wurde die Pflanze wegen ihrer Wirkung als Medizin genutzt (siehe „Schmeckt und kann bei Allergien helfen“).

Das Projekt von Junghanns findet sich im aktuellen Ideenpapier der sogenannten Leader-Gruppe Aschersleben-Seeland. Es ist mit Gesamtkosten von 300 000 Euro bis 2019 angegeben. Ein großer Teil der Kosten soll mit EU-Fördermitteln finanziert werden. Partner soll die Universität Magdeburg sein. Über die endgültige Zusage entscheidet zwar die Lokale Aktionsgruppe unter Vorsitz von Tim Hase erst in ein paar Monaten. Die für die Umsetzung der Projekte zuständige Planungsgesellschaft Amtshof Eicklingen zeigt sich aber schon jetzt begeistert. „Das scheint ein innovatives Projekt zu sein“, sagte Geschäftsführer Michael Schmidt. „Wenn es passt, wird es auch einen Niederschlag finden.“

Die Chancen dafür stehen zumindest besser als in den vergangenen Jahren, weil erstmals wieder solche Forschungsprojekte gefördert werden können. Zuletzt seien mit dem Leader-Programm in der Region vor allem Mainstream-Projekte wie Dorfgemeinschaftshäuser oder Kirchen gefördert worden, so Schmidt. Es wurde deshalb auch Dorferneuerungsprogramm genannt.

Pflanzenforscher Junghanns würde eine Zusage natürlich begrüßen. „Das wäre eine sinnhafte und nachhaltige Unterstützung.“ Denn am Ende würde nicht nur eine für die Region bislang einmalige Gewürzpflanze angebaut werden können, die zudem eine Alternative zu Monokulturen wie Raps darstelle. Junghanns schätzt auch, dass damit ein bis zwei neue Arbeitsplätze entstehen. Das wiederum ist auch eines der Ziele, die die Aktionsgruppe bei der Bewertung der Förderanträge im Blick haben. Neben der Förderung der regionalen Besonderheiten, wie es heißt. Dabei kann das Projekt auch punkten, da die Region um Aschersleben seit Jahrzehnten für den Gewürzpflanzenanbau bekannt ist.

Von der Etablierung des Schwarzkümmels ist Junghanns derzeit allerdings noch etwas entfernt. Und das, obwohl er auf mehreren Hektar Versuchsfläche schon seit einigen Jahren Erfahrung mit der Schwarzkümmel-Pflanze sammelt. Die Ergebnisse auf einem Feld von Landwirt und Kümmelproduzent Klaus Kilian aus Mehringen sind jedenfalls ernüchternd: Mal habe man den falschen Zeitpunkt erwischt, mal falschen Dünger oder Pflanzenschutzmittel genutzt, eine stabile Bestandshöhe von 50 Zentimetern ist damit noch nicht erreicht, so Junghanns. „Wir sind noch nicht zufrieden.“ Damit seien noch nicht die Erträge wie mit heimischen Pflanzen möglich, ein professioneller Anbau also unwirtschaftlich.

Mit den Fördermitteln will der Unternehmer Junghanns vor allem die Forschungszeit von bis zu zehn Jahren deutlich verkürzen. Dann nämlich, wenn er seine eigenen Schwarzkümmel-Pflanzen mit Material aus Ländern wie Frankreich, Spanien oder der Ukraine kreuzt. Dafür will er zunächst in die Länder reisen, um sich die Pflanzen vor Ort anzuschauen. Sein Ausgangsmaterial selbst stammt aus Syrien. Bis zum Ausbruch des Krieges dort, dann versiegten die regelmäßigen Lieferungen. (mz)