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Schwamm frisst Scheine

Von Kerstin Beier 20.12.2005, 20:58

Aschersleben/MZ. - "Es ist tatsächlich so, dass die Stadt als Eigentümerin des Gebäudes kein Risiko eingehen möchte und alle noch vorhandenen Holzbalken austauschen wird", bestätigt Pressesprecherin Anke Lehmann in der Stadt kursierende Gerüchte. Bei so umfangreichen Bauarbeiten ist ein Schulbetrieb in der Montessorischule-Grundschule nicht möglich, und deshalb werden die Jungen und Mädchen in den Februarferien für den Rest des Schuljahres in die benachbarte christliche Grundschule umziehen.

Viel Arbeit und Geld

Lange hatte Schulleiterin Jana Litzenberg-Bahl gehofft, dass ein Umzug nicht nötig sein würde, nachdem im Sommer bei einem Durchbruch zur Nachbarvilla Schwamm entdeckt worden war. Die Nachricht traf alle Beteiligten damals wie ein Schlag, denn der Verein Freie Montessorischule als Träger der Bildungseinrichtung hatte nicht nur viel Herzblut, sondern vor allem viel Arbeit in die Sanierung der alten Villa gesteckt. Ebenso ärgerlich dürfte der Schwammbefall für die Stadt sein, die als Eigentümerin des Hauses ebenfalls erhebliche Mittel für die Sanierung lockergemacht hatte. 360 000 Euro für den Innenausbau und später noch einmal 40 000 Euro für die Schwammsanierung schlugen damals zu Buche.

Nach Auskunft des Ascherslebener Oberbürgermeisters Andreas Michelmann (Widab) wird es nun noch einmal etwa eine halbe Million Euro kosten, den Schwamm endgültig zu beseitigen und das Haus anschließend wieder herzurichten. Im Nachhinein einen Schuldigen für die Misere zu benennen, hält Michelmann für "schwierig und kontraproduktiv". Auch ein Gutachten habe eine eindeutige Antwort, wo die Ursachen liegen, nicht erbracht.

Gemutmaßt wird trotzdem, das weiß auch die Schulleiterin. Doch gegen Vorwürfe, damals sei nicht richtig gearbeitet worden, wehrt sie sich. Es sei nicht so gewesen, dass bei der Sanierung nur Laien am Werk waren. "Wir hatten Statiker und Planer, und der Schädlingsbekämpfer hat damals schon gesagt, dass der Schwamm binnen eines Jahres in der Nachbarvilla beseitigt werden muss", erinnert sie sich. Es habe dann aber zweieinhalb Jahre gedauert, bis eine völlige Entkernung des Nachbarhauses erfolgte. Es könne also durchaus sein, dass sich der Schwamm in dieser Zeit seinen Weg suchte.

"Wir haben uns den Start in unser drittes Jahr auch anders vorgestellt. Wir wollten entspannter arbeiten, aber das Gegenteil ist eingetreten", meint Frau Litzenberg-Bahl. Nun hoffen sie und ihre Kolleginnen, dass die Bauarbeiten pünktlich beginnen und zügig über die Bühne gehen. Denn die Gastgeber werden im kommenden Spätsommer eine neue erste Klasse aufnehmen, "und dann würde die Schule aus allen Nähten platzen", befürchtet sie. Die Schulleiterin sieht das gemeinsame Halbjahr in der christlichen Grundschule als "Chance, eine gemeinsame Basis für die künftige gemeinsame, weiterführende Schule zu finden".