1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Schüler-Nachhilfe in Aschersleben: Schüler-Nachhilfe in Aschersleben: Ausgleich von Defiziten an Schulen?

Schüler-Nachhilfe in Aschersleben Schüler-Nachhilfe in Aschersleben: Ausgleich von Defiziten an Schulen?

Von Christiane Rasch 29.07.2016, 11:18
Freiwillig opfern Schüler der elften und zwölften Klasse einen Teil ihrer Sommerferien, um bereits vor dem Schulstart Mathe zu pauken.
Freiwillig opfern Schüler der elften und zwölften Klasse einen Teil ihrer Sommerferien, um bereits vor dem Schulstart Mathe zu pauken. Frank Gehrmann

Aschersleben - Zehn Uhr morgens, volles Haus beim Studienkreis in der Breiten Straße - trotz Sommerferien. Alle vier Unterrichtsräume sind belegt. Einen Tag zuvor haben Schüler sogar in der Küche gelernt, weil die vorhandenen Plätze nicht ausreichten.

„Es gab bei uns schon früher Ferienkurse, aber die waren nie so gefüllt wie heute“, erklärt Alexandra Dahl, Inhaberin des Studienkreises Aschersleben. Seit 15 Jahren unterrichtet sie hier Schüler und beobachtet: Kurse in den Sommerferien, bei denen täglich für 90 Minuten gepaukt wird, sind gefragter denn je.

In den vergangenen Jahren hat der Studienkreis an zwei Wochen Intensivkurse angeboten, in diesem Jahr musste das Angebot erstmals auf eine dritte Woche ausgedehnt werden. Gefragt wird an erster Stelle nach Mathematik-Stunden, dicht gefolgt von Englisch-Nachhilfe.

Woran die gestiegene Nachfrage liegt, kann Alexandra Dahl nicht genau sagen. Die 34-Jährige vermutet, dass mehrere Faktoren hineinspielen. Zum einen seien die Eltern heutzutage stark hinterher, dass der Nachwuchs in der Schule mitkommt. Gerade bei Grundschülern wenden sie sich an den Studienkreis und bitten um Hilfe. Das hängt auch mit den Schulen zusammen. Denn schon ab der ersten Klasse werden laut Alexandra Dahl über die Ferien Hausaufgaben mitgegeben - mit der Aufforderung: „Da müsst ihr dran arbeiten“. Das baue bei Eltern und Kindern gleichermaßen Druck auf.

„Schüler machen sich heute mehr Stress“

Bei älteren Jahrgängen sind es meist die Schüler, die die Initiative ergreifen und freiwillig zur Nachhilfe gehen. „Die Schüler der elften und zwölften Klasse machen sich heute mehr Stress“, sagt Alexandra Dahl. Zuletzt sei fast ein ganzer Jahrgang des Stephaneums gekommen, um in Mathe noch einmal nachzulegen. Mit der „Mathe-Angst“ steckten sich die Schüler untereinander an. Ein weiterer Punkt sei laut Studienkreis-Inhaberin der Lehrermangel.

Bei der Nachhilfe versuche man Stoff nachzuholen, der aufgrund von Unterrichtsausfällen in den Schulen nur kurz behandelt und in dieser Zeit nicht richtig verstanden worden ist. Der Studienkreis hat sich darauf eingestellt und vor den Ferien mit preiswerten Schnupper-Kursen geworben. Zehn Unterrichtsstunden kosten in den Ferien 36 Euro und können täglich besucht werden. In der Schulzeit werden je nach Klassenstufe 90 bis 99 Euro pro Monat erhoben. Einmal pro Woche werden Schüler dann für jeweils anderthalb Stunden unterrichtet.

Auch die Schülerhilfe in der Ascherslebener Vorderbreite hat in diesem Jahr in Schulen und sozialen Netzwerken auf die Ferienkurse aufmerksam gemacht. „Die Nachfrage ist definitiv gestiegen“, sagt Inhaber René Klickermann. Von der Werbung abgesehen, liege das vor allem an den Anforderungen in den Schulen, die seiner Ansicht nach über die Jahre gestiegen sind. Die Intensivkurse werden deshalb überwiegend genutzt, um Inhalte des vergangenen Schuljahres aufzufrischen. „Wann haben die Schüler sonst schon Zeit, um in Ruhe zu lernen“, sagt René Klickermann. Seiner Erfahrung nach werden die meisten Nachhilfe-Schüler spätestens bei den ersten Tests im neuen Schuljahr für ihren Fleiß belohnt. (mz)

Beim Studienkreis gab es spezielle Ferienkurs-Angebote.
Beim Studienkreis gab es spezielle Ferienkurs-Angebote.
Frank Gehrmann