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Schaupflügen in Wilsleben Schaupflügen in Wilsleben: Oldtimer wirbeln mächtig Staub auf

Von Detlef Anders 10.09.2019, 05:58
Rund 20 historische landwirtschaftliche Zugmaschinen waren zum Auftakt des Nachtpflügens in Wilsleben zu sehen. Ein Hingucker waren die zu dritt erschienenen Fahrer von drei DDR-Traktoren vom Typ ZT 330 und 300 aus Schönebeck, die dann auch im Verbund pflügten und mächtig Staub aufwirbelten.
Rund 20 historische landwirtschaftliche Zugmaschinen waren zum Auftakt des Nachtpflügens in Wilsleben zu sehen. Ein Hingucker waren die zu dritt erschienenen Fahrer von drei DDR-Traktoren vom Typ ZT 330 und 300 aus Schönebeck, die dann auch im Verbund pflügten und mächtig Staub aufwirbelten. Detlef Anders

Wilsleben - Dicke Staubwolken ziehen über einen Acker zwischen Wilsleben und Neu Königsaue. Gleich drei DDR-Traktoren, die viele ältere Gäste noch aus eigenem Erleben kennen, fahren mit Pflügen im Schlepptau versetzt über einen Acker, auf dem bis vor kurzem noch Weizen wuchs. Fotoapparate halten das heute seltene Bild fest.

„Der stand 27 Jahre draußen in Schierstedt. Jetzt haben wir ihn wieder aufgebaut“, erzählt Manfred Dockhorn. „Da war alles krummelahm“, schildert der 62-jährige Mehringer, der nach einer Probefahrt seinen ZT330 erstmals beim Nachtpflügen öffentlich zeigt. Manfred Dockhorn aus Schierstedt ist mit dem zweiten Schönebecker Traktor gekommen. Den dritten Fortschritt-Traktor steuert Michael Mengemann aus Wilsleben, der zwei Jahre an dem Traktor baute. Sein Vater und der Opa hätten früher mal solche gefahren, berichtet er.

An zwei Tagen wird gepflügt

Die 15 Treckerfreunde aus Wilsleben haben im Rahmen des Schützen- und Heimatfestes zum 14. Mal zum gemeinsamen Pflügen eingeladen. Schon um 18 Uhr sind 19 Oldtimer-Traktoren mit Pflügen unterwegs. Ursprünglich war das Schaupflügen nur samstags. Doch weil die Ersten schon am Freitag anreisten, entstand die Idee, schon mal anzufangen, nachts zu pflügen, berichtet Ortsbürgermeister Steffen Amme.

„Das ist ein Highlight, ein toller Zusammenhalt. Die kommen sogar mit Wohnwagenanhänger“, lobt der Ortschef. „Ich bin jedes Jahr hier“, sagt ein 81-Jähriger aus Neu Königsaue. „Das ist etwas, wenn die alten Sachen wieder in Gang gebracht werden“, nickt er anerkennend beim Imbiss.

Kinder springen auf einer Hüpfburg am Acker und ein Alleinunterhalter lässt nicht nur Musik vom Band laufen, sondern singt gleich selber ein paar Songs.

Seit 25 Jahren das Hobby von Frank Güttig

Die meisten Traktoren sind Lanz-Bulldogs und damit noch älteren Datums. „Ich bin dahinter gefahren und hab kaum Luft gekriegt“, lacht ein Besucher über die geballte schwarze Diesel-Abgaswolke.

Frank Güttig, der Chef der Treckerfreunde, fährt solch einen Lanz-Bulldog, der um 1950 gebaut wurde. Der Pflug dahinter ist aus den 1930er Jahren. „Einmal im Jahr läuft der Pflug nur“, sagt Güttig. Seit 25 Jahren pflegt der Kraftfahrer das Hobby. „Ich kenne es noch von zu Hause“, erklärt er. Und lässt dann den fünfjährigen Johannes auf dem Traktor aufsitzen. Vielleicht wird der ja der nächste Treckerfreund.

Das Schützen- und Heimatfest findet eigentlich am Dorfgemeinschaftshaus statt. Steffen Amme ist dem Landwirt, der den Acker für das Pflügen zur Verfügung gestellt hat, dankbar. Doch schöner wäre es, wenn es gleich auf dem Acker hinter dem Dorfgemeinschaftshaus stattfinden könnte. Ammes Highlight sind die Güstener Schotten, die den Gästen auf Schalmeien einheizen. Abends wäre schöner, weiß er.

In allen drei Kategorien gewinnen Frauen

Nach dem Schützenumzug am Sonntag wartet die Ehrung der Schützenkönige mit einer Besonderheit auf. In allen drei Kategorien gewinnen Frauen. Schützenkönigin des 19 Mitglieder zählenden Vereins ist Mandy Jakob, die erst im Frühjahr in den Verein eintrat. „Nur drei Mitglieder haben nicht geschossen“, betont Hartwig Behrens, seit diesem Jahr Chef der Schützen.

Adlerkönigin ist Dana Bigalke, nachdem es zehn andere vor ihr nicht schafften, den Adler richtig zu treffen. Das Bürgerschießen gewinnt Nicole Henning mit dem Lasergewehr der Schadelebener Schützen. „Sie hatte mit fünf Schuss 49,5 Ringe“, staunt Hartwig Behrens. Mehr als 50 Bürger hatten daran teilgenommen.

Dem Frühschoppen mit den Ascherslebener Blasmusikanten folgt das Schaudreschen der Treckerfreunde. „Es war ein gelungenes Fest. Schön, dass alle Vereine an einem Strang ziehen und sich nach Kräften einbringen. Nur so ist solch ein Festwochenende zu organisieren“, sagt Steffen Amme. Ihm sind diese Feste wichtig, da sie die Gemeinschaft stärken. Die Schützen seien die „Säule des Gemeinwesens“. (mz)

Vereinschef Frank Güttig konnte auf dem Beifahrersitz seines Lanz Bulldog den fünfjährigen Johannes begrüßen, der die Fahrt genoss.
Vereinschef Frank Güttig konnte auf dem Beifahrersitz seines Lanz Bulldog den fünfjährigen Johannes begrüßen, der die Fahrt genoss.
Detlef Anders