Karneval Schackstedt bei Aschersleben: Karnevalsverein feiert 2019 seine Gründung vor 65 Jahren

Aschersleben/Schackstedt - Wenn man Sigfrid Schröder vom Schackstedter Karnevalsverein nach den schönsten Momenten der vergangenen 65 Jahre fragt, dann lehnt sich der 84-Jährige etwas zurück und schmunzelt in sich hinein. Es sind so einige gewesen für das inzwischen älteste Mitglied des Vereins, der in dieser Session exakt 65 Jahre alt wird und damit zu einem der ältesten Karnevalsvereine im ganzen Salzlandkreis gehört. Er ist damit sogar noch ein Jahr älter als der Bernburger Karnevalsclub (BKC).
Warum im Jahr 1953 ausgerechnet Schackstedt zur Karnevalshochburg mutierte? „Es war die Langeweile. Schackstedt war ein Bauerndorf und im Winter hatten die Bauern nicht viel zu tun“, erzählt Birgit Uecker. Darum warfen sie sich im Frühjahr 1953 das erste Mal in Schale.
Damals noch in der Gaststätte „Deutsches Haus“, erinnert sich Sigfrid Schröder, dessen Vater zu den Gründungsmitgliedern gehörte. Und darum dauerte es nicht lange, bis er selbst seine erste Rolle verpasst bekam. „Mit 19 habe ich ein Baby gespielt, das mit einem Kinderwagen durch den Saal gefahren wurde“, erinnert er sich.
„Mit 19 habe ich ein Baby im Kinderwagen gespielt”
Genau dieser Kinderwagen hat bis heute noch seine Funktion - und zwar als umgebaute Drehorgel, mit der der aktuelle Dorftratsch in Reimen besungen wird. Es war damals aber nur ein Programmpunkt von vielen. Schließlich dauerten die Karnevalsfeierlichkeiten einst ganze drei Tage - und das mit täglich wechselndem Programm.
„Jeder brachte etwas zu essen mit, die einen eingelegte Gurken, die anderen eine Bratwurst, so wurde jeder satt“, erinnert sich auch die 65-jährige Büttenrednerin Birgit Uecker an die Anfänge, bei denen auch manchmal etwas schiefging.
Schließlich wurde bei weitem nicht so viel geprobt wie heute. Und so passierte auch beim Nachstellen der ersten Herztransplantation der Welt - 1967 in Afrika - das Unfassbare: „Ein Hund fraß das Herz auf“, erinnert sich Schröder und muss immer noch darüber lachen.
Vor der „Transplantation” fraß der Hund das Herz
Genauso wie über den tierischen Scherz, den sich die Narren erlaubten, als sie dem Publikum zwei Ziegen als kostümiertes Prinzenpaar präsentierten. Einmal wäre es auch mit der Musik schiefgelaufen. Wegen starker Schneefälle musste die Kapelle aus Hettstedt mit dem Laster abgeholt werden.
Doch gerade diese Erlebnisse haben die Schackstedter Narren zusammengeschweißt. Sie können sich auch heute nicht über fehlenden Nachwuchs beschweren. „Wir sind ungefähr 45 Aktive“, sagt Kathrin Schröder-Radicke, Enkelin von Sigfrid Radecke, die die Familientradition nun als Vereinsvorsitzende fortführt und ebenso ihre Kinder mit dem Faschingsgen ausgestattet hat.
Tanzmariechen tritt bei Festveranstaltung am 23. Februar auf
Überhaupt ist der Zulauf unter den jungen Menschen in Schackstedt derzeit erfreulich groß, so Schröder-Radicke. Deshalb dürfen sich die Zuschauer in diesem Jahr nach langer Zeit erstmals auch über ein Tanzmariechen freuen, das zur Festveranstaltung am Samstag, 23. Februar, auftreten wird.
Dann wird auch wieder das Wichtigste im Karneval erklingen - der Schlachtruf, der wohl deutschlandweit einzigartig sein dürfte. Mit „Horrido, fasst die Sau am Schwanze!“ schafften es die Schackstedter sogar schon unter die Top-3 der ungewöhnlichsten in ganz Sachsen-Anhalt. Und wenn es nach den Narren geht, wollen sie diesen noch viele Jahrzehnte immer kurz vor Frühlingsbeginn lauthals ausrufen. (mz)