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Salzlandkreis Salzlandkreis: Statt Schweinen kommen jetzt Hühner

Von Detlef Valtink und harald vopel 06.08.2013, 07:41
Die Schweine sind „gestorben“, Hühner sollen kommen.
Die Schweine sind „gestorben“, Hühner sollen kommen. Frank Gehrmann Lizenz

Schackenthal/MZ - Die Betriebsgemeinschaft Schackenthal hat am 5. Juni beim Landesverwaltungsamt in Halle einen neuen Antrag eingereicht, um die Grundlagen für den Bau einer Legehennenanlage für 450.000 Tiere zu schaffen. Der Komplex aus sechs Ställen einschließlich einer Packstation für die Eier soll in der Gemarkung des Ascherslebener Ortsteiles, in Nachbarschaft zum Plötzkauer Ortsteil Bründel, errichtet werden. Nach Angaben des Investors werden dort 18 neue Arbeitsplätze entstehen.

Diskussion geht weiter

Damit kommt in die Diskussion, die vor gut zweieinhalb Jahren mit der Rücknahme der Anträge durch die Betriebsgemeinschaft erloschen war und in der seinerzeit auch über den Bau einer Schweinemastanlage sowie einer Junghennenanlage bei Güsten gesprochen wurde, wieder Bewegung.

„Für uns ist es erst einmal ein Erfolg, dass die Schweine und die Hühner von Güsten weg sind“, meint Klaus Gerner, der Sprecher der „Bürgerinitiative für Lebensqualität und nachhaltige Landwirtschaft - gegen Deutschlands größte Massentierhaltung (BI)“. Jetzt sei die BI gezwungen, abzuwarten, wie sich die Informationssituation entwickelt und welche Schlüsse sich daraus ableiten lassen. „Es bleibt aber nach wie vor eine Schweinerei, solch große Ställe in der Region bauen zu wollen“, so Klaus Gerner. Er habe die Befürchtung, dass die Betriebsgemeinschaft bei ihrem „Heimspiel“ in Schackenthal auf kaum nennenswerten Widerstand stoßen und so das Projekt nicht im Ascherslebener Stadtrat thematisiert wird wie damals in Güsten. Wenn in Schackenthal und Bründel Rat von der BI erwünscht sei, werde diese dann jedem hilfreich zur Seite stehen - in Versammlungen, bei Foren oder Unterschriftensammlungen.

Widerstand wahrscheinlich

Dabei kann sich die einzige Grünen-Politikerin im Ascherslebener Stadtrat, Gundel Jahn, durchaus vorstellen, dass es ihrerseits Widerstand gegen den Bau der Legehennenanlage geben könnte. Die Wahrscheinlichkeit dafür liege bei 90 Prozent. Allerdings fehlten ihr gegenwärtig noch Detailkenntnisse zu dem Vorhaben, um sich ein genaueres Bild zu verschaffen, sagte sie gestern. Eigentlich halte sie neue Legebatterien schlicht für überflüssig, zumal der deutsche Absatzmarkt für Eier gesättigt sei.

In der Ascherslebener Stadtverwaltung wollte sich gestern dagegen niemand zu dem geplanten Bau der Legehennenanlage äußern. Das wolle man lieber dem Oberbürgermeister überlassen, teilte Pressesprecherin Anke Marks mit. Der OB sei in dieser Woche allerdings gerade im Urlaub.

Es soll bei Hühnern bleiben

Für den Mitgesellschafter der Betriebsgemeinschaft Schackenthal, Marcus Horsch, steht fest, dass es bei den Hühnern bleiben wird und die Schweine erst einmal „gestorben“ sind. „Sowohl die Biogas-Anlage als auch Sauen- und Mastschweinanlagen sind für uns kein Thema mehr“, erklärte Marcus Horsch auf Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung. Man habe davon Abstand genommen, weil sich die Rahmenbedingungen stark verändert hätten. Er verweist dabei in erster Linie auf das damals geplante Wärmenutzungskonzept, welches vorsah, den anfallenden organischen Dung zur Energiegewinnung in der Biogasanlage zu vergären und die Reste auf den landwirtschaftlichen Flächen zu verwerten. Marcus Horsch ließ offen, ob wirtschaftliche Nachteile oder die angepassten und verschärften Normen der Europäischen Union dafür ausschlaggebend waren. Offen ist ebenfalls, wie lange das Landesverwaltungsamt benötigen wird, um das Antragsverfahren und die Umweltverträglichkeitsstudien abzuschließen. Sind alle Auflagen und gesetzlichen Vorschriften erfüllt, könnte theoretisch noch in diesem Jahr eine Baugenehmigung erteilt werden. Die Legehennenanlage würde dann mit zu den größten Komplexen dieser Art in Sachsen-Anhalt zählen. Derzeit befindet sich ein Antrag der Inno-Agrar GmbH in Hindenburg für eine Anlage für 460 000 Masthähnchen in Bearbeitung. Genehmigt wurde Ende des Vorjahres die Kapazitätserhöhung von 270.000 auf 466.000 Legehennen für die Kwetters Eierhof GmbH in Wackersleben.

Gegen Anlagen Sturm gelaufen

Die Bürgerinitiative war vor drei Jahren gleich auf mehreren Argumentationsebenen gegen die Pläne Sturm gelaufen. So stand in erster Linie die Geruchsbelästigung im Fokus der Diskussionen. Dazu gesellten sich die Sorgen um die Freisetzung von Toxinen, Viren oder Pilzen. Aber auch der Transport von Gülle, Kot und Endsubstraten erschien nicht unproblematisch. Und am häufigsten kritisiert: Die Nähe der Standorte zu den Wohnsiedlungen. Daraufhin gründete sich im Mai 2010 in Giersleben die Bürgerinitiative, die zunächst aus 20 Mitgliedern bestand, denen es am Herzen lag, eine Organisationsstruktur aufzubauen, in der Zielstellungen und Aktivitäten abgesprochen werden. Und die damals den Widerstand zumindest in und um Güsten koordinierten.