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Salzlandkreis Salzlandkreis: In Giersleben wird gefeiert

11.07.2012, 18:21

Giersleben/MZ. - Doch wird davon ausgegangen, dass der Ort, wie auch andere in der Region, noch älter ist. Es ist wahrscheinlich, dass schon vor etwa 6 000 Jahren Menschen auf den Höhen nördlich und südlich der Wipper lebten.

Den Warnen werden die Ortschaften zugeschrieben, die auf "leben" enden. Deshalb wird auch angenommen, dass Giersleben 1 600 bis 1 700 Jahre alt ist. Der Name Giersleben setzt sich aus "Gero" und "leben" zusammen und bedeutet so viel wie Erbe des Gero.

Im Laufe der Jahrhunderte stand Giersleben unter dem Einfluss der Franken, Sachsen und Schwaben. Sie gaben der Gegend zwischen Bode, Saale und Schlenze den Namen "Schwabengau". Diese Gaue waren in Grafschaften unterteilt. 937 lag Giersleben im Machtbereich des Grafen Christian. Eine dieser Grafenfamilien waren die Grafen von Ballenstedt, deren Nachkommen die Fürsten und Herzöge von Anhalt wurden.

Um 1200 bildete sich unter den Askaniern das Land Anhalt heraus, zu dessen Besitz auch Giersleben gehörte. Als die Ascherslebener Askanier 1309 ausstarben, ging Aschersleben dem Hause Anhalt verloren.

Giersleben blieb aber in der Grafschaft Warmsdorf. Bis 1570 gehörte die Grafschaft der Bernburgischen Linie, wurde aber 1603 zum Fürstentum Anhalt / Köthen gelegt. Damit befand sich Giersleben bis 1847 im Köthenschen Lande.

Giersleben war früher ein reines Bauerndorf. 1537 gab es 15 Vollbauern - sie besaßen Eigentum - und 22 Kossaten, die Grund und Boden der Fürsten oder der Kirche bewirtschafteten. Heute gibt es in Giersleben und dem dazugehörigen Ortsteil Strummendorf so gut wie keine Landwirtschaft mehr.

Aber auch schon Handwerker wie Schuster, Schneider oder Leineweber waren zu finden. Das älteste Handwerk war das des Müllers. Die erste Erwähnung dafür war 1381. Die erste Schmiede gab es 1663. Die Gierslebener Dorfschenke, möglicherweise der heutige Gasthof "Zum Schwan", wurde 1601 erstmals erwähnt.

Der Dreißigjährige Krieg brachte der Gierslebener Bevölkerung schwere Jahre durch Einquartierungen, Kontributionen und Plünderungen. Viele Höfe waren zerstört, die Bevölkerung zusammengeschmolzen. Nach dem Krieg fiel Giersleben an Preußen.

Es muss davon ausgegangen werden, dass auch der Ort zur Unterhaltung der preußischen Armee im Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 63 herangezogen wurde. Auch die Auswirkungen der Napoleonischen Befreiungskriege waren in Giersleben zu spüren.

Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert hielt auch in Giersleben Einzug. 1869 wurden eine Ziegelei und eine Malzfabrik, beide am Hopfenberg, in Betrieb genommen. Auch der 1874 angelegte Bahnhof der Eisenbahnstrecke Aschersleben - Güsten forcierte diese Entwicklung.

Vor und während des Ersten Weltkrieges war die Not auch in Giersleben groß. So heißt es in einer Verfügung vom 4. März 1915, dass nicht mehr als 250 Gramm Mehl auf einmal verkauft werden dürfen und Kinder bis sechs Jahre nur halbe Brotkarten erhalten. An den Fronten des Ersten Weltkrieges sind 86 Männer aus Giersleben gefallen.

Auf eine lange Tradition kann auch die Feuerwehr des Ortes verweisen. Am 11. September 1890 haben 18 Einwohner die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Erster Wehrführer war laut Chronik der Maurermeister Gottfried Götze. Die ersten Löschgeräte waren Ledereimer und die am Ort ansässigen Bauern sowie das Rittergut und der Sattelhof hatten dafür zu sorgen, dass stets gefüllte Wasserfässer bereitstanden. Die erste Handdruckspritze wurde 1921 angeschafft. Im August 1960 erhielt die Gierslebener Wehr als dritte im Kreis Aschersleben ein Löschfahrzeug vom Typ Robur 30 K. mit Schlauwagen und 450 Metern Schlauchmaterial. Das Gerätehaus wurde in den Jahren 1966 bis 1968 abgerissen und ein neues mit Schulungsraum gebaut.

Heute gehören Giersleben und der Ortsteil Strummendorf zur Verbandsgemeinde Saale-Wipper. Der Ort hat eine Fläche von etwa 1 800 Hektar. Die Verbandsgemeinde hat eine Gesamtfläche von etwa 120 Quadratkilometern und etwa 11 000 Einwohner.