1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Salzlandkreis: Salzlandkreis: Auf allen Vieren Eicheln sammeln

Salzlandkreis Salzlandkreis: Auf allen Vieren Eicheln sammeln

Von detlef valtink 25.10.2012, 15:35

cochstedt/MZ. - Kastanien, Eicheln oder Bucheckern - die Forstwirtschaft zahlte gut und die Tiere im Wald bekamen in den harten Winterzeiten ein zusätzliches Nahrungsangebot, welches sie in die Lage versetzte, die anstrengendste Jahreszeit unbeschadet zu überstehen. Die Zeiten sind aber Geschichte! Heute gibt es andere Möglichkeiten, den Tieren zu helfen. Aber die Menschen, die sich auf allen vieren fortbewegen, zentimeterweise den Waldboden absuchen und mit flinken Fingern agieren, gibt es immer noch. Wie Milosz Swiergot, Wladyslaw Pastgorcki und Mariusz Malinowski. Die Polen haben vor wenigen Tagen im Hakel ein rund ein Hektar großes Waldstück im wahrsten Sinn des Wortes bis in den letzten Winkel kennengelernt. Die Saisonarbeiter einer Firma aus dem Oberharz haben für den Forstbetrieb Ostharz Eicheln gesammelt. Fast 300 Kilogramm sind dabei in drei Tagen zusammengekommen. Eine wertvolle Sammlung, die dafür Rechnung tragen wird, dass die Eiche sich im Hakel auch in der Zukunft erhalten wird und gemehrt werden kann. "Wir benötigen die Eicheln als forstliches Vermehrungsgut", gibt Revierförster Falko Friedel Auskunft, warum die mühselige Arbeit notwendig ist. In Baumschulen aufgezogen, kommen die jungen Eichen in mehreren Jahren zurück in ihre Heimat, zurück an ihre Wurzeln.

Denn seit der letzten Eiszeit haben die Waldbäume durch vielfältige Einflüsse klimatischer, standörtlicher und anderer Faktoren eine große genetische Vielfalt ausgebildet. Und was noch entscheidender ist, sich dadurch an ihren jetzigen Lebensraum so extrem angepasst, dass sie angesichts prognostizierter Klimaänderungen und unterschiedlicher Umwelteinflüsse einzig und allein in der Lage sind, sich den erschwerenden Bedingungen stellen zu können. So hat beispielsweise eine Eiche aus dem bayrischen Wald völlig andere Eigenschaften als die Eiche aus dem Hakel. Experten haben schon lange erkennen müssen, dass solch unterschiedliche Eigenschaften sich erst nach Jahrzehnten feststellen lassen und es dann für den Aufbau eines gesunden Waldes schon zu spät sein kann, wenn nicht der Ursprungsbaum zur Vermehrung herangezogen wurde.

So kommt es immer wieder zum natürlichen eigenständigen Wachstum neuer Bäume, doch reicht dies in einem Wirtschaftswald nicht aus, um den Standort langfristig optimal aufzubauen. Dazu kommen Krankheiten, wie der Mehltau, oder Forstschädlinge, die einen Waldaufbau nachhaltig stören können. Und Förster und Waldbesitzer agieren nicht für den Moment, sondern im Auftrag künftiger Generationen. "Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, planen wir die Aufbereitung des Saatgutbestandes für verschiedene Baumarten wie auch deren Neuanpflanzungen langfristig", weiß Falko Friedel. Und dafür braucht es solcher Menschen wie die drei Arbeiter aus dem Nord-Westen Polens. "Die Arbeit ist in Ordnung, solange es nicht regnet", erklärt Mariusz Malinowski, der bereits seit drei Jahren regelmäßig in der Region unterwegs ist.