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Rom-Reise Rom-Reise: Dem Papst die Hand gedrückt

Von uwe kraus 21.04.2015, 17:11
Im Vatikan
Im Vatikan privat Lizenz

rom/aschersleben - Sonntag früh sich bis kurz vor Mittag im Bett rekeln oder beim Punktspiel für den Fußballverein Tore schießen? Für Gregor Lampert, Jakob Pickel, Simon Mersdorf und Elias Wander nicht drin. Die vier Ministranten aus der Ascherslebener Pfarrei „St. Michael“ investieren ihre Zeit, um sich auf ihren Dienst am Altar vorzubereiten. Simon Mersdorf erklärt: „Wir sind die Menschen, die benötigt werden, um dem Pfarrer unter die Arme zu greifen. Wir sind Diener Gottes, ob wir nun das Messbuch oder die Kerzen halten, Wein oder Wasser bereitstellen oder bei der Überreichung von Kelch und Hostien helfen.“

Sonntag für Sonntag trifft man sie zur Heiligen Messe in der katholischen Kirche auf dem Ascherslebener Markt, dazu an den kirchlichen Feiertagen. Nur bei Krankheit müssen sie sich mal entschuldigen. „Ihnen merkt man an, dass sie nicht von den Eltern in die Messe mitgeschleppt werden. Sie sind ständig da, das spürt auch die Gemeinde. Selbst Bischof Gerhard Feige hat sie bei ihrem Dienst zur Firmung erlebt und sie gelobt, dass sie ihren Dienst toll getan haben“, erzählt Gemeindereferent Martin Pickel.

„Wir haben überlegt, wie wir ihnen dafür einmal Dankeschön sagen.“ Schnell entstand die Idee einer Pilgerreise in die Ewige Stadt Rom. Fast konspirativ begann die Vorbereitung. Schnell gab es das Okay der Eltern, „wir trauen euch das zu“, sagten sie. Als Martin Pickel sich bei den Gemeindegliedern umhörte, ob sie die Reise finanziell unterstützen würden, erlebte er eine Überraschung. „Innerhalb von drei oder vier Tagen war der größte Teil der Kosten zusammen.“ Überrascht waren natürlich auch seine Ministranten.

„Es waren intensive Tage in Rom“, erinnert sich Elias Wander an die besonderen Ferientage. Er, Gregor, Jakob und Simon seien fasziniert vom Petersdom am Abend, von den Papstgräbern dort, der überwältigenden Kuppel und dem Blick auf die Vatikanischen Gärten gewesen. „Wir haben alle vier Papstbasiliken besichtigt“, erzählen sie.

Kein beliebiger Ausflug

„Bei unserer Wallfahrt haben wir am authentischen Ort Bibelstellen aus unserem Pilger-Heft gelesen“, erinnern sie sich. „Das war ja kein beliebiger Ausflug“, stellt Simon Mersdorf klar. „Bei der Generalaudienz hat der Papst meine Hand genommen“, erzählt Elias Wander. „Dieser Moment war einfach unglaublich.“ 25.000 bis 30.000 Menschen finden in der bestuhlten Audienzhalle Platz. Die Ascherslebener Wallfahrer fanden dank ihrer Audienzkarten beste Plätze, um Papst Franziskus auch körperlich sehr nah zu sein. Simon gab ihm sogar ein Pilger-Heft.

Die Generalaudienz wurde von Papst Pius XI. im Heiligen Jahr 1925 eingeführt.

Jeden Mittwoch findet zumeist vormittags ab 10.30 Uhr eine sogenannte Generalaudienz des Papstes auf dem Petersplatz vor dem Petersdom statt. In den Wintermonaten und bei schlechtem Wetter findet sie in der Vatikanischen Audienzhalle statt.

Seit dem Beginn des Pontifikats von Papst Franziskus haben sich die Teilnehmerzahlen verdreifacht. Dies liegt vor allem am starken Anstieg der Pilger aus Italien. Brautpaare werden in der Regel von Papst Franziskus persönlich empfangen.

Kostenlose Eintrittskarten können ab 60 Tage vorher im Internet bestellt werden.

„Bei dieser Ministrantenwallfahrt haben wir auch Dinge erlebt, die man sonst nicht so macht oder von denen man nichts mitkriegt“, sind die Jungen stolz. Ein Besuch in den Räumlichkeiten der Schweizergarde, wo sonst kein normaler Gläubiger hin darf, gehört dazu. „Dort durften wir mit dem Kommandanten die Waffen- und Rüstkammer anschauen. Das war echt cool. Und alle unsere Fragen wurden beantwortet. Anschließend waren wir zur Heiligen Messe in der Kapelle der Schweizergarde eingeladen.

Diese hat in drei Sprachen stattgefunden - Deutsch, Italienisch und Französisch. So konnten alle Anwesenden alles verstehen“, schwärmen die Ministranten noch heute. Dass sie dann mit dem 53-jährigen, gerade von Papst Franziskus frischernannten Kommandanten Christoph Graf zusammentrafen, ermöglichte Martin Pickels Netz von Freundschaften innerhalb der katholischen Gemeinschaft.

„Die Kinder durften erfahren, dass wir zwar in der Diaspora gut verstreut unseren Glauben leben, dass wir aber zu einer großen Familie gehören, die durch eben diesen Glauben an Christus miteinander verbunden ist - egal, wo wir sind auf der Welt“, sagt der Gemeindereferent, der mit ihnen in Rom war. Und dort einen Film drehte. Der lief am vergangenen Wochenende im Ascherslebener Gemeindesaal. „Wir wollten uns bei unseren Sponsoren mit einem italienischen Abend bedanken“, erklären die Ministranten. 34 Gäste bewirteten sie dabei und ließen die Erlebnisse in der Ewigen Stadt noch mal Revue passieren. (mz)