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Rettungsdienst Rettungsdienst: Zwischen Kind und Beruf

Von Kerstin Beier 15.01.2018, 09:09
Die alleinerziehende Claudia Wunderlich fährt ausschließlich Tagesschichten. So kann sie sich besser um die kleine Tochter kümmern.
Die alleinerziehende Claudia Wunderlich fährt ausschließlich Tagesschichten. So kann sie sich besser um die kleine Tochter kümmern. Frank Gehrmann

Aschersleben - Wenn Victoria Linsert die Dienstpläne für ihre 20 Mitarbeiterinnen macht, dann hat sie auch die Schichtpläne der jeweiligen Partner vor sich. Die arbeiten unter anderem bei Novelis oder Clopay.

Ihre Leute so familienfreundlich wie möglich einzuteilen, ist eine Herausforderung für die Pflegedienstleiterin des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), die die Sozialstation in Nachterstedt und die dortige ambulante Pflege verantwortet.

Sie hat Früh-, Spätdienste und Wochenenden zu besetzen und es ist ihr ein Anliegen, auch alleinerziehenden Frauen die Arbeit beim ASB zu ermöglichen. Deshalb beginnen zwei Touren nicht um 6 Uhr, sondern eine halbe Stunde später, damit die Frauen zuvor ihre Kinder in die Kita bringen können.

Das ist keine Sozialromantik

Für den Geschäftsführer des ASB, Thorsten Ducke, hat das „nichts mit Sozialromantik“ zu tun. Vielmehr sei es unternehmerisches Handeln, Spielräume zu nutzen.

„Wenn wir den Fachleuten, die wir haben, nicht entgegenkommen, werden wir sie verlieren und mittelfristig keinen wirtschaftlichen Erfolg haben“, ist er überzeugt.

Er verweist darauf, dass die Zahl der Rettungseinsätze in den letzten drei Jahren um zehn Prozent gestiegen sei. Dafür hätten vier Leute eingestellt werden müssen.

Verhältnis zum Kind hat sich zwangsläufig verschlechtert

Eine dieser Fachfrauen ist Rettungssanitäterin Claudia Wunderlich, 33 Jahre alt und alleinerziehende Mutter einer vierjährigen Tochter. Die Eislebenerin ist seit September beim ASB, zuvor hat sie in Kröllwitz gearbeitet.

Wenn sie dort 24-Stunden-Schichten hatte, ist das Kind von der Oma betreut worden. Sie habe darunter gelitten, sagt sie, dass sich das Verhältnis zu ihrer Tochter zwangsläufig verschlechterte.

Deshalb ist es für sie ein Glücksfall, dass sie beim Rettungsdienst in Aschersleben die Chance erhielt, ausschließlich die Tagesschichten zu fahren.

„Das hilft nicht nur ihr, sondern auch dem Team“, sagt Daniel Schweigert, Chef des Rettungsdienstes mit 45 Mitarbeitern in zwei Rettungswachen.

„Wir fahren nach Bedarf, und der Bedarf ist tagsüber einfach größer“, erklärt er.

Dienstplan erstellen ist ein Kraftakt

Auch für ihn ist das Bauen des komplizierten Dienstplans manchmal ein wahrer Kraftakt, weil Tagesschichten, Krankentransport, Rettungswagen und die 24-Stunden-Dienste an zwei Standorten koordiniert werden müssen und auch die erforderlichen Freizeiten einzuhalten sind.

„Das geht nicht immer ohne Konflikte ab“, gibt Schweigert zu. „Aber generell überwiegt die Kollegialität.“ Auch Ducke sagt, dass Konsens in der Belegschaft die Grundbedingung ist für familienfreundliche Arbeitszeiten.

In Bereichen mit hoher Arbeitsbelastung wie im Rettungs- und Pflegedienst ist für ihn auch ein betriebliches Gesundheitsmanagement ein Thema. Das soll in diesem Jahr angegangen werden. (mz)