Eiserne Hochzeit Renate und Waldemar Müller sind seit 65 Jahren verheiratet: In Mehringen bei Aschersleben wird Eiserne Hochzeit gefeiert

Mehringen - Die „Nahkampfdiele“ in Sandersleben war etwas Besonderes. „Meine Eltern haben sich hier kennengelernt, mein Bruder und seine Frau, einer unserer Söhne und seine Frau und wir“, erklärt Renate Müller.
„Ich habe immer gern getanzt“, sagt Waldemar Müller zur „Diele“. Am Donnerstag hat Familie Müller aus Mehringen die eiserne Hochzeit, den 65. Hochzeitstag, gefeiert. Ein Jahr vor der Hochzeit hatten sie sich kennengelernt. Zur Eheschließung wurde das erste der vier Kinder getauft. Sechs Enkel und acht Urenkel haben sie.
„Man muss als Mann immer ein bisschen nachgeben“, sagt der 87-Jährige
„Man muss als Mann immer ein bisschen nachgeben. Die Frau hat ja immer Recht“, verrät der heute 87-Jährige das Geheimnis einer glücklichen Ehe. Als sie sich kennenlernten, waren sie 19 und 22 Jahre alt.
Das Paar hat viel gearbeitet. „Ich habe im Walzwerk Hettstedt in drei Schichten gearbeitet. Wir hatten einen Schrebergarten und Acker für das Viehzeug. Wir mussten doch das Haus abbezahlen“, erklärt Waldemar Müller. Mit vier Kindern war es in der alten Wohnung zu eng. So kauften sie 1972 das Haus in der Hauptstraße, in dem sie noch heute leben.
Schweine hatten sie bis zur Wende. Kaninchen und Hühner hielten sie bis vor fünf Jahren. Renate Müller stammt aus Mehringen. Ihr Mann musste mit elf Jahren mit Schwester und Mutter aus Niederschlesien flüchten.
„Da hieß es, für sechs Wochen. Wenn die neue Waffe wirkt, dann könnt ihr wieder zurück.“ Der 13. Februar 1945 war kalt. Der Elfjährige trug lange Strümpfe, hohe Schuhe und einen dicken Pullover.
„Im Sommer war es dann warm - mit hohen Schuhen, langen Strümpfen und dickem Pullover. Wir hatten doch nichts mitgenommen. Die sechs Wochen sind noch nicht rum“, sagt Müller bitter.
Ihr Transport ging nach Thüringen. Da es ihm dort nicht gefiel, wollte er zur Oma nach Wiederstedt und wurde letztlich von ihr großgezogen, da die Mutter arbeiten musste. Der Vater war im Krieg geblieben.
Waldemar Müller arbeitete bis zur Rente im Walzwerk in Hettstedt
Waldemar Müller blieb bis zur Rente im Walzwerk. Seine Frau arbeitete in verschiedenen Einrichtungen in Mehringen, putzte, trug Post aus. „Ich habe mir immer was gesucht“, sagt sie.
Nach der Arbeit ging es auf dem Acker mit Rübenverziehen oder auf Majoran- und Zwiebeläckern weiter. Viel Arbeit steckten sie in das Haus. Für Reisen blieb erst als Rentner Zeit. Und vorher? „Wir waren in Meisdorf im Urlaub. Da war das Erholungsheim vom Walzwerk im Schloss.“ Eine Woche, länger sei es wegen der Tiere nicht möglich gewesen.
Ihr Hobby war das Stricken. Mit fünf weiteren Frauen traf sich Renate Müller 20 Jahre jeden Montag zur Handarbeitsrunde. Heute wird nicht mehr gestrickt, doch die monatlichen Treffen der „Strickfusseln“ im Rosencafé in Aschersleben sind stets ein Höhepunkt.
Renate Müller traf sich 20 Jahre lang jeden Montag mit anderen Frauen zur Handarbeitsrunde
Waldemar Müller war begeisterter Bohlekegler, zweimal Kreismeister und übernahm als Rentner die Bewirtung auf der Kegelbahn in Drohndorf. Auch wenn er nicht mehr gut sieht, jede Woche trifft er sich zum Skat. Einmal im Monat spielt er auch in Aschersleben bei den Keglern und bei den Geflügelzüchtern Skat. Die MZ kann er nicht mehr selbst lesen, seine Frau liest ihm die Artikel aus Aschersleben vor.
„Das Schönste waren unsere Familienfeiern. Wir haben alle schön zusammengehalten, und das machen wir heute noch“, sagte Renate Müller. Zu den Schicksalsschlägen gehörten der Tod einer Tochter und eines Sohnes.
Die Gesundheit bereitet ihnen Probleme. „Schön ist, dass sie ihr Leben noch genießen konnten, von ihren Enkeln verwöhnt und besucht werden. Sie kommen ja nicht mehr raus“, denkt Steffen Müller, der jüngste Sohn. Die Eiserne Hochzeit wurde am Donnerstag mit der Familie im Vereinshaus gefeiert. (mz)