«Qualität setzt sich durch»
Schackenthal/MZ. - Die Halme fliegen durch die Luft. Halme? Na, von Stroh ist die Rede. Gaspedal? Fehlanzeige. Muskelkraft muss herhalten. Der Sound kommt aus den Boxen. Lenkrad? Schön wär's. Der Copilot hält das Gefährt mit vollem Körpereinsatz in der Bahn. Aber von einem "Gefährt" kann ja gleich gar nicht die Rede sein.
Für vom Heuschnupfen geplagte Allergiker ist das alljährliche Strohballenrollrennen definitiv nichts, aber die scheint es in Schackenthal nicht zu geben. Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder melden sich noch Sekunden vor Beginn zu dem nunmehr zum 15. Mal durchgeführten Wettbewerb an, der es nicht nur in sich hat, sondern dessen Name allein schon Zungenbrecherqualität birgt. Die Insider wie Kommentatorin und stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins der Feuerwehr, der das Schackenthaler Dorffest ausrichtet, ahnen es: "Hier sind die Champions am Werk", so Kerstin Franke. Und damit soll sie recht behalten. 14,47 Sekunden - an dieser Zeit ist kein Vorbeikommen.
"Wir gucken vorher, wie der Strohballen läuft - das ist abhängig von der Größe und wie er gepresst ist - und machen dann das Beste draus", geht Sven Brandl auf die mehr oder weniger vorhandene Technik ein, an der er und sein Teamkollege René Knoche aus Neu Königsaue seit der Geburtstunde des kuriosen Rennens bereits feilen - mit unterschiedlichem Erfolg. "Entweder wir verlieren richtig oder gewinnen", so Knoche. Aber die Siegesserie - die beiden sind als Titelverteidiger angetreten - dürfe man jetzt nicht einreißen lassen, sind beide überzeugt. "Und Qualität setzt sich schließlich durch", meint das Gewinnerteam völlig uneingenommen.
Weniger eindeutig geht es da schon bei den jüngsten Teilnehmern zu. Ein knallhartes Finish, bei dem jede Zeitmessung versagt, liefern sich Ronja, Robert, Nina und Lukas gegen Svenja, Senja, Kim und Tim - ziemlich eng geht es folglich auch bei der Siegerehrung zu: Acht Kinder teilen sich das erste Treppchen, das Nico Brandt und Felix Hasselbrink sowie Franziska Freitag und Dana Schneidewind bei den Jugendlichen einnehmen. Als beste Strohballenrollerinnen können sich Bettina Ganschow und Diana Schössow rühmen. Für so viel Einsatz winken attraktive Preise: Baumarkt- und Parfümeriegutscheine sowie einen kleinen Obolus und Bücher stellte der Verein bereit.
Mit 35 Sekunden leicht abgehängt von allen wurden die "Alten Herren" Lothar und Dieter Pollin, Gerd Dittkowsky und Thomas Franke, die zu viert wie auch die Kinder, nur eben sehr viel gemächlicher, den großen Ballen über die Wiese schubsten. Die rege Beteiligung am Wettbewerb sei dem Einsatz von Ursel Krummhaar, der Schatzmeisterin des Vereins, jedes Jahr aufs Neue zu verdanken, sind sich Kerstin Franke und Ines Cermann einig. So konnte doch das Rennen wieder einmal als voller Erfolg verbucht werden, auch, wenn der Sonnabend eher "schleppend" angelaufen sei.
Was das Programm der drei Tage betrifft, setzten die Organisatoren des Schackenthaler Heimatfestes sowohl auf Altbewährtes, wie das Mittagessen aus der Gulaschkanone mit dem "bekannten Holger" und den Einetaler Jägern, als auch auf Neues wie der "Village Boys Party Band".