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Pyro-Asse Pyro-Asse: Skat bei Kerzen und Rammstein-Hits

Von Detlef Anders 08.10.2003, 15:33
Die Pyro-Asse aus Harzgerode haben trotz ihres Abstieges aus der Bundesliga das Lachen nicht verlernt. Seit 40 Jahren reizen sie ihre Karten organisiert im Verein.
Die Pyro-Asse aus Harzgerode haben trotz ihres Abstieges aus der Bundesliga das Lachen nicht verlernt. Seit 40 Jahren reizen sie ihre Karten organisiert im Verein. Redaktion

Harzgerode - Seit 40 Jahren gibt es den Skatclub. Mehrere Gründungsmitglieder sind noch dabei und nach vierzig Jahren Kartenspiel sind die meisten abgeklärt.

Nur Helge Ramthun gesteht seinen ausgeprägten Ehrgeiz und, dass er auch schon mal grantig wird, wenn er die schlechten Karten zu pachten glaubt. "Wenn's gut läuft, singt er Lieder von Rammstein", lacht Wolfgang Weddeler. Ramthun liebt den Spaß am Spiel. "Man wird eben nie erwachsen", bringt er seine Motivation auf den Punkt.

Der Verein feierte in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Einer, der von Anfang an dabei ist - Günter Knirsch. Er lernte das Skatspiel irgendwann in einer Harzgeröder Kneipe. Jede Woche oder alle 14 Tage traf er sich mit Gleichgesinnten in der Unterstraße im damaligen "Stadt Bernburg". 1962 stieß der damalige Chef der Betriebsgewerkschaftsleitung des Druckguss- und Kolbenwerkes, Robert Rieche, dazu und regte an, sich in der Betriebssportgemeinschaft zu organisieren.

So kam es, dass sich die 20 bis 30 Mitglieder bald in den verschiedensten Lokalen zu ihren Spielabenden trafen. Die Spieler sind meist über 40 Jahre alt. Die jungen Leute, die bis vor kurzem noch hier spielten, sind der Arbeit hinterhergezogen. Auch die wenigen Frauen, die vor fünf Jahren noch das Vereinsfoto zierten, sind nicht mehr in Harzgerode. Ist Skat ein Männersport? Jürgen Bentzius, der Vorsitzende der Pyro-Asse-Harzgerode, verneint dies. "Sie stehen Männern in nichts nach", betont er und hofft, dass sich irgendwann ein paar Frauen einfinden. Die Harzgeröder Pyro-Asse vertraten Sachsen-Anhalt seit zwölf Jahren in der Bundesliga. In der DDR gab es keinen organisierten Verband. Im April 1990 trafen sich Harzgeröder mit Vorstandsmitgliedern der Aral-Asse aus Goslar, um die lange Zeit als Skatgruppe bei der Sektion Schach der BSG Motor organisierten Spieler aus dem DTSB herauszulösen und an die "International Skat Players Assosiation (ISPA) heranzuführen. "Es war gut, dass sie uns ansprachen, denn wir wären vielleicht gar nicht darauf gekommen", schätzt Bentzius heute ein. Im Oktober 1990 trat der Skatclub Harzgerode mit zwei Mannschaften und je sechs Spielern in der Oberliga an.

"Wir als Neulinge gingen in dieses für uns unbekannte Unternehmen Bundesliga mit etwas Skepsis. Konnten wir als Freizeitspieler den Profis Paroli bieten? Umso überraschender war es dann, dass wir am letzten Spieltag der Saison 90 / 91 mit der Mannschaft aus Northorn um den 1. Platz und somit um den Aufstieg in die zweite Bundesliga kämpften", erinnerte sich der Verein in seiner Festschrift von 1998. Der Verein stieg auf und schaffte im Jahr 2000 immerhin einen 3. Platz. Damit waren die Harzgeröder sogar für die deutschen Meisterschaften spielberechtigt und belegten am Himmelfahrtswochenende in Adendorf immerhin einen 26. Platz unter 43 Mannschaften. "Wir haben für Harzgerode Geschichte geschrieben", ist sich Jürgen Bentzien der Leistung bewusst. Über die letzte Saison reden die Spieler nicht so gern. "Es ist bei keinem was gelaufen. Wir haben Pech gehabt", resümiert Bentzien nach dem Abstieg in die Oberliga. Doch im nächsten Jahr wollen die Pyro-Asse wieder auftrumpfen. Sie haben zwei Mannschaften für die Oberliga gemeldet und hoffen auf den Wiederaufstieg in die Bundesliga. Öfter trainiert wird deshalb aber nicht. "Sonst wären wir alle Junggesellen", vermutet Wolfgang Weddeler.

Die Familien kommen im Vereinsleben auch nicht zu kurz. Es werden Kegel- oder Bowlingabende organisiert und jährlich gibt es ein Schlachtefest in Schielo. Außerdem helfen die Pyro-Asse dem Schlosskellerwirt bei der Organisation des Harzgeröder Oktoberfestes. 250 Leute sind am ersten Samstag im Oktober im Festzelt auf dem Schlosshof bei bayrischem Bier, Blasmusik und "bayrischem Schmankerl". Gerade das gesellige im Verein liebt Günter Knirsch. "Ich bin seit drei Jahren Rentner. Da bedeutet es für mich viel, mit Leuten zusammen zu kommen."

Knirsch ist mit 63 Jahren noch gar nicht der älteste Skatspieler in Harzgerode. Mit 74 Jahren noch immer aktiv ist Helmuth Cyriax, das älteste Vereinsmitglied. Den Namen hat der Verein sich mit Hinweis auf den Hauptsponsor, die Pyrotechnik Silberhütte gegeben. Eine Verbindung zur Firma hat Jürgen Bentzius schon aus aus beruflichen Gründen. Er ist Verkaufsleiter des Vertriebsunternehmens Nico-Feuerwerk. So gesehen könnten es die Pyro-Asse 2004 eigentlich wieder richtig krachen lassen.