Pferdestärken am Spielplatz
Neu Königsaue/MZ. - Dafür hat das junge Paar, das aus der Nähe von Köln stammt, innerhalb der Anlagen schon einiges auf den Weg gebracht. "Es sah schlimm hier aus, wir haben erst einmal entrümpelt und Baufreiheit geschaffen", erinnert sich der 27-Jährige, der seit Mitte Dezember im Seeland ist, und spricht von zerschlagenen Fensterscheiben, zugewucherten Wegen, gestohlener Einrichtung und Unmengen von Müll. Doch die etwa sechs Hektar große Anlage, zu der Reithallen, Reitplätze, Pferdeställe, Appartementhäuser und eine Gaststätte gehören, stand einige Jahre leer. Denn bereits Anfang 2002 hatte der aus Niedersachsen stammende Investor, der den Reiterhof erst 1998 eingeweiht hatte, Insolvenz angemeldet.
"Es war unser Traum, einen Reitstall zu führen, zu leiten - und hier war die Gelegenheit günstig, die Bedingungen sehr gut", erklärt Mirko Müller, der im Internet auf das Angebot gestoßen war, warum er sich auf dieses Abenteuer eingelassen hat. Denn Pferde gehören für ihn und seine Lebensgefährtin, einer Turnierreiterin, schon seit 15 Jahren zum Leben. "Wir sind fest entschlossen, hier eine Existenz aufzubauen, eine, die auf soliden Beinen steht", meinen die Rheinländer. Deshalb haben sie die Gaststätte und die Zimmervermietung in Profi-Hände abgegeben. "Wir können nicht alles selbst machen, da lässt der Service nach."
Pächter der Gaststätte, die künftig "Königsauer Hof" heißen wird, ist deshalb Sabine Heil, die schon Erfahrung mit der "Arche Noah" am Schadelebener Aussichtspunkt des Concordia-Sees und mit der Imbissbude am Abenteuerspielplatz hat. Die 17 Appartements werden unter dem Titel Hotel "Seeland" von der Bonner Firma H+P-Touristik deutschlandweit bewirtschaftet und vermietet.
Die Leitung des Reiterhofes, der Reitsportzentrum "Seeland" heißen soll, packen die beiden Rheinländer, die schon auf dem Areal wohnen und auch ihre vier Pferde mitgebracht haben, selbst an. Bis zur Eröffnung am 1. April soll der erste Reitstall mit seinen 19 Boxen hergerichtet sein. Dafür haben die beiden schon uralten Mist aus den Boxen gekarrt und die gestohlenen Boxenfronten wieder eingebaut. "Wir wollen zudem in der Reitgasse noch einen Abspritzplatz und ein Solarium für die Tiere einrichten", kündigt Müller an. Auch die Mauern zwischen den Boxen sollen einen vergitterten V-Ausschnitt erhalten, so dass die Tiere Sichtkontakt zueinander haben. "Wir wollen eine artgerechte Haltung der Pferde", begründet Nadine Schuster das und spricht auch von separaten, an die einzelnen Boxen angeschlossenen Außenanlagen.
"Wir werden einen Pensionsstall betreiben, wollen aber auch Reitunterricht geben, zudem können Urlauber ihr eigenes Pferd mitbringen", erklären die beiden weiter. Für den Reitunterricht suchen sie nun einen professionellen Reitlehrer, wollen auf dem Reiterhof noch vier weitere Leute einstellen. "Wir wollen uns auch eine Kutsche zulegen und einen Kinderspielplatz bauen", nennen sie weitere Pläne.
Wenn alles gut läuft und der Bedarf besteht, werden sie auch den zweiten vorhandenen Reitstall herrichten. "Wir wollen mit dem Reitsport-Landesverband zusammenarbeiten, denn es gibt hier gute Möglichkeiten, Turniere auszurichten", weiß die Springreiterin.
Von der Seeland-Region und deren touristischen Möglichkeiten zeigen sich die beiden neuen Besitzer angetan und freuen sich, dass sie so gut aufgenommen wurden. Deshalb wollen sie auch ein Bestandteil dieser Gegend werden und mit dabei helfen, das umfassende Angebot weiter voranzubringen.
Doch bis zur Eröffnung am 1. April ist noch viel zu tun: Handwerker aus der Region sind derzeit dabei, die kaputten Fenster zu reparieren, Dachvorsprünge zu verkleiden, die Wände der Reithallen herzurichten, auch die Zimmer bekommen einen neuen Anstrich, teilweise neue Böden und natürlich die Holzterrassen. Es wird acht Doppelzimmer mit Terrasse und Schlafcouch geben, sechs weitere Doppelzimmer und drei Mehrbettzimmer.
Und auch die Außenanlagen werden - sobald das Wetter offen ist - gestaltet. So soll ein idyllisch angelegter Weg die Verbindung zum Abenteuerspielplatz herstellen. Es sind ein Parkplatz und ein Feuerlöschteich geplant und auch Reitplätze und Wiesen für die hier untergebrachten Pferde. Ein Fahrradverleih und die von einem Fahrlehrer aus der Region gebotene Möglichkeit, hier in den Ferien den Führerschein zu machen, sollen das Angebot ergänzen.