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Panik auf vier Pfoten Panik auf vier Pfoten: Für Hund und Katze bedeutet Feuerwerk oft massiven Stress

Von Max Hunger 28.12.2018, 16:50
Geraten Hunde durch das Silvesterfeuerwerk in Panik, kann auch Körperkontakt helfen.
Geraten Hunde durch das Silvesterfeuerwerk in Panik, kann auch Körperkontakt helfen. Frank Gehrmann

Aschersleben - Für viele Menschen ist das Farbenspiel der Silvesterraketen oder das laute Krachen der Böller ein großer Spaß - denn sie wissen: So laut es auch knallen mag, unmittelbare Gefahr für Leib und Leben besteht zumindest bei verantwortungsvollem Umgang nicht.

Bei Haustieren ist das anders. Sie können den Knall eines Böllers nicht von dem eines Gewehres unterscheiden. „Auch wenn die Tiere selbst keine Gewehrschüsse erlebt haben, ist das Geräusch bei domestizierten Tieren negativ verknüpft“, weiß Tierärztin Jana Wendt, die eine Praxis in Aschersleben betreibt. Und so macht sich bei den Vierbeinern in der Silvesternacht oft blanke Panik breit. Denn die Tiere können der vermeintlichen Gefahr weder entfliehen, noch können sie sie bekämpfen. „Dieser Angstreflex spielt uns nicht gerade in die Hände“, sagt Wendt.

Welche Folgen die Panik hat, weiß die Tierärztin aus zahlreichen Notdiensten in der Silvesternacht und den Tagen danach: Während Katzen bei überstürzten Fluchtversuchen häufig von Dächern und Fensterbrettern fallen oder von Autos erfasst werden, leiden Hunde häufig unter massiven stressbedingten Kreislaufproblemen.

Doch Jana Wendt hat einige Ratschläge und Methoden parat, wie Besitzer den pelzigen Mitbewohnern die stressige Zeit erleichtern können.

1. Medikamente verabreichen

Ein verbreitetes Beruhigungsmittel gegen massiven Stress - vor allem bei Hunden - ist der Wirkstoff Diazepam, besser bekannt als das Medikament Valium. Das wirkt zwar schnell, hat aber auch starke Nebenwirkungen. Hunde sind sehr resistent gegen das Mittel und benötigen eine hohe Dosierung. Die kann die Magenschleimhaut reizen. „Für Menschen ist eine solche Dosis nahezu tödlich. Ich verschreibe das nur ungern“, sagt Wendt. Sie rät bei Hunden und Katzen zu Präparaten mit L-Tryptophan. Das hebt den Glückshormonspiegel der Tiere an und lässt sie entspannter auf laute Geräusche reagieren.

Das entsprechende Medikament sollte am besten schon in den zwei Wochen vor Silvester gefüttert werden, damit es sich im Körper anreichern kann. Wer spät dran ist, kann auch die doppelte Dosis verabreichen, sagt die Tierärztin. „Das wirkt wie ein warmes Glas Milch bei uns Menschen. Wenn wir aber mal richtig gestresst sind, reicht uns ein Glas eben nicht“, erklärt Wendt. Baldrian sollte man hingegen nicht füttern. Der hat bei Tieren oft den gegenteiligen Effekt und wirkt aufputschend.

2. Geräuschpegel minimieren

Natürlich sollte man Fenster und Türen, aber auch Roll- und Fensterläden geschlossen halten. Zusätzlich können Ritzen mit Handtüchern verschlossen werden, um die Lautstärke der Böller und Raketen möglichst gering zu halten.

3. Geräusche überdecken

Das Einschalten eines häufig gesehenen oder gehörten Radio- oder Fernsehprogramms oder das Auflegen der eigenen Lieblingsplatte kann ebenfalls helfen. Dabei darf die Beschallung ruhig lauter als gewöhnlich und auch dauerhaft sein. So wird der stressauslösende Lärm von bekannten Klängen überdeckt. Das kann die Tiere beruhigen.

4. Sicherheit geben

Hunde sind Rudeltiere und suchen den Schutz der Gruppe. Hier hilft es, Körperkontakt mit dem Tier zu suchen. Katzen bevorzugen einen geschützten Rückzugsort. Der kann unterm Bett oder auf dem Schrank sein - das entscheidet die Katze. Wichtig: Besitzer sollten das Tier nicht bemitleiden. Das bestärkt die Vierbeiner nur in dem Irrglauben, dass die Situation wirklich gefährlich ist.

5. Wegfahren

Wer die Möglichkeit hat, kann den Jahreswechsel in einem weniger dicht besiedelte Gebiet verbringen. Hier wird es in der Regel nicht so laut. Auch ein Spaziergang aufs freie Feld kann helfen, dem Geballer zu entfliehen. Das gilt insbesondere für Hundebesitzer, Katzen sind in fremden Umgebungen oft schneller gestresst als in ihrem vertrauten Revier.

(mz)