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Ortsjubiläum von Winningen Ortsjubiläum von Winningen: Bunter Zug durch Historie

Von Uwe Kraus 22.06.2014, 17:22
Mit einem Festumzug wurden 1050 Jahre Winningen gefeiert.
Mit einem Festumzug wurden 1050 Jahre Winningen gefeiert. Gehrmann Lizenz

Winningen/MZ - Kreuzritter Kuno schwang sich am Sonntag um 8 Uhr auf sein Pferd und ritt von Löderburg nach Winningen. Gemeinsam mit Ritterin Yvonne und Ritter Thorsten führten sie auf ihren Schecken Benny, Jule und Giggi den Festumzug zum 1050-jährigen Ortsjubiläum von Winningen an. Doch gleich hinter ihnen schreitet im Gewand eines Bürgermeisters aus dem 16. Jahrhundert der aktuelle Ortschef Axel Pich. Der freut sich, dass die lange intensiv vorbereitete Festwoche so gut läuft. „Das Wetter hat bestens gepasst. Wie der Klosterhof bevölkert ist, finde ich prima. Der Quedlinburger Kaiserfrühling trägt mit seinem Mittelalter-Lager prima zum Gelingen bei.“

Der Klosterhof wird seit zehn Jahren von Ernst Strudel bewirtschaftet. „Wir sind ja gut mit Technik ausgestattet, um Ackerbau zu betreiben. Es ist eine Freude mitzuerleben, wie beim Fest unsere Maschinenhalle auch mal andersweitig genutzt wird. Wir sind ja ständig dabei, unseren denkmalgeschützten Hof zu renovieren. Klar, dass zum Ortsjubiläum das eine oder andere auf dem Gelände richtig gut in Schuss gebracht wird.“ Er und seine Familie hatten sich bei den Planungen gar nicht so recht vorstellen können, wie alles ausschaut. „Als wir jetzt die Kulisse des Mittelaltermarktes erlebt haben, sind wir total begeistert.“ Doch der Landwirt schaut nicht nur ins Gestern. „Unser Sohn Arthur ist beim Umzug dabei. Er steuert die Selbstfahrspritze.“

Festumzug mit vielen Darstellern aus Winningen und Umgebung

Damit reiht sich der Junior bestens in den Zug ein, der von vielen Darstellern aus Winningen und der Region gestaltet wird. Historische Technik, ob von der Feuerwehr oder aus der Landwirtschaft, vom alten Lanz Bulldog über Famulus und ZT 320 bis hin zur modernsten Erntetechnik auf Plastikketten, um den Boden nicht zu stark zu verdichten - es erleben die Zuschauer eine erstklassige Fahrzeug-Parade.

Um die 500 Akteure gestalten die zehn Bilder des Umzugs, der kurz nach 11 Uhr am Ortseingang startet. Musikalisch begleitet wird der Weg durch die Straßen von ganz unterschiedlichen Klangkörpern. So spielen die Aschersleber Stadtpfeifer ebenso wie der Spielmannszug der Feuerwehr Cochstedt und die Musikanten von „Bardenspyl“ aus Köthen und Dessau.

Geschichte durch Bürger geprägt

Immer wieder sind es Bürger des Ortes und aus Nachbargemeinden, die dazu beitragen, dass es ein wahrlich bunter Zug ist, der sich über eine Stunde durch Winningen schlängelt. Die Geschichte eines Ortes wird von den Menschen geprägt, die dort leben und sich für ihr Heimatdorf einbringen.

Der Ortsname: Es wird vermutet, dass Orte mit der Endung „ingen“ Gründungen der Langobarden sind. Wahrscheinlicher ist jedoch eine Gründung von Winningen durch die Angeln. Denn Winningen: „Win“ = Freund, „ingen“ = Wiese, Anger, Aue - damit „Anger des Freundes“.

Etliche Varianten: Winningen hatte über die Jahrhunderte 15 Varianten seines Namens. Angefangen hat er allerdings jedes Mal mit „Winni...“

1280 gehörte Winningen zur Grafschaft Aschersleben. 1282 verkaufte Graf Otto I. von Aschersleben den Grund und Boden an die Brüder vom Kloster Michaelstein.

Seit Monaten warb das Sagenpaar für das große Fest in Winningen. Als Ahnherr und Ahnfrau erleben die Besucher des Jubiläumsumzugs Maike Engler und Christian Strutz in historischen Kostümen, die in Winningen entstanden. Katrin Lammert, Tochter des Hauptorganisators des Festumzuges, schlüpft in eine weniger attraktive Rolle. Als Sophie Reinecke landet die junge Frau im Hexenwagen, den der Winninger Henrik Wolff nachgebaut hat. In ihm wurde sie zur Hinrichtung transportiert.

Letzte Hexe von Winningen

Chroniken berichten, sie sei die letzte Hexe von Winningen gewesen. Am 28. Januar 1679 wurde sie „feierlich hingerichtet“. Was für Winningen außergewöhnlich ist, die des Ehebruchs beschuldigte Frau, die im Kerker ihr Kind gebar, wurde nicht wie üblich auf dem Scheiterhaufen verbrannt, sondern enthauptet. Nicht weniger schlimm ging es zu, als in Winningen die Pest wütete, was eindrucksvoll im Umzug dargestellt wird. Auf Handkarren transportiert man die stark entstellten Toten aus dem Dorf.