Schwerer Unfall Oldtimer-Versehrtenfahrzeug: Marco Oeser stieg nach Unfall in ein Krause Piccolo Trumpf um

Aschersleben - Mit den Zweitakt-Mopeds der DDR-Kultmarke Simson sind viele Menschen in der Region aufgewachsen. Einige Simson-Fahrer haben der MZ nach einem Aufruf in ihrer Lokalzeitung ihre Simson-Geschichten erzählt. Jetzt hat sich aufgrund der auf der MZ-Internetseite verbreiteten Geschichten auch Marco Oeser aus Sachsen mit einer interessanten persönlichen Simson-Geschichte gemeldet. Der folgende Text stammt von ihm.
Es begann Mitte der 1980er Jahre mit einer Annonce in der Tageszeitung. Als 15-Jähriger suchte ich dadurch ein Simson-Moped SR2 oder KR50. Es gehörte damals unter Gleichaltrigen zum guten Ton, mit SR2 und Co. „schwarzfahrend“ den Wald oder die LPG-Straße unsicher zu machen.
Ein Bauer wollte mir sein „Spatz“-Moped verkaufen
Es meldete sich auf mein Gesuch in der Zeitung ein Bauer aus einem Nachbarort, der zwar keines der angefragten Objekte hatte, dafür aber einen „Spatz“, das Nachfolgemodell des SR2.
Für 50 Mark wechselte das SR4-1, das schon mit Kickstarter ausgestattet war, in meinen Besitz über. Mein Vater und mein Onkel überführten das gute Stück aus dem Baujahr 1964 in die heimische Garage. Dann schärfte mir mein Vater ein: „Das Ding bleibt bis morgen Nachmittag stehen. Wenn ich von der Arbeit komme, fahren wir eine Runde!“
Am Folgetag nach der Schule hielt ich es nicht mehr aus. Ich musste einfach den Neuerwerb meinem Kumpel präsentieren.... Die Hinfahrt über Schleichwege gestaltete sich problemlos.
Spatz zog sich eine heftige Prellung am Holzzaun zu
Da ich aber noch unbedingt vor Eintreffen meines Vaters zurück sein musste, gab ich auf der Rückfahrt Gas. Da passierte es. Im Ausgang einer Kurve fuhr ich frontal mit dem Spatzen gegen einen Holzzaun. Der Spatz steckte zwischen Zaun und Säule. Ich aber lag im fremden Grundstück. Ein paar mal geschüttelt: Gott sei Dank. Nichts passiert! Nun aber schnell nach Hause.
Mein Spatz sprang auch sofort wieder an. Aber durch den Aufprall war der Rahmen des Fahrzeugs so gestaucht, dass ich das Vorderrad nicht mehr gerade lenken konnte.
Das Schutzblech kam nicht am Auspuffkrümmer vorbei. Das bedeutete nun, dass ich mein Moped auf dem ganzen Rückweg schiebend in rhythmischen Zyklen immer wieder gerade heben musste. So als wäre nichts gewesen, stellte ich den geprellten Spatz in die Garage.
Der Spatz wurde zerlegt, der Rahmen gerichtet und alles wieder zusammengebaut
Bald darauf kam Papa und wollte mit mir die versprochene Runde drehen. Ich gaukelte Desinteresse vor. Der Vater hat sicher etwas geahnt, akzeptierte es aber ungläubig. Irgendwann flog die Sache dann doch auf. Der Spatz wurde zerlegt, der Rahmen gerichtet und danach alles wieder zusammengebaut. Ist das nun schon das Ende der Geschichte?
Viele Jahre später hatte ich erneut einen Unfall. Diesmal unverschuldet mit dem Auto. Und wieder bin ich durch die Luft geflogen. Diesmal aber ist mein „Rahmen“ gestaucht worden. Die Wirbelsäule wurde zwar auch wieder gerichtet, als Folge blieb die Querschnittslähmung. Was mir blieb, das ist die Liebe zu den Simson-Zweirädern.
Nach einem Unfall mit dem Auto wurde mein „Rahmen“ gestaucht
Meinen Spatz, den ich im zerlegten Zustand heute noch besitze, kann ich leider als Rollstuhlfahrer nicht mehr selbst fahren. Genau so etwas hatte ich mir aber in den Kopf gesetzt. Stützräder oder einen Beiwagen anbauen? Alles Murks! Die Geschichte hat trotzdem noch ein glückliches Ende. Es ist zwar keine „reinrassige“ Simson, aber die Versehrtenfahrzeuge der Leipziger Firma Louis Krause „Duo“ und Vorfahren wurden unter Verwendung vieler Teile aus dem Simson-Regal geschaffen.
Ich entschied mich für ein Krause Piccolo Trumpf 5 von 1963. Ebenso wie der Spatz mit einer Zwei-Gang-Handschaltung ausgestattet, kann ich nun wieder als Selbstfahrer meine Runden drehen. Die Annonce von damals habe ich übrigens auch noch.... (mz)