Norbert Ptaszynski Norbert Ptaszynski: Doofe Nuss sagt Tschüss

Aschersleben - „Wenn es am schönsten ist, dann soll man gehen!“ - Eine Weisheit, die der Ascherslebener Norbert Ptaszynski - oder in der Karnevalszeit viel besser als die „Doofe Nuss“ bekannt - nun praktizieren möchte. Zur Prunksitzung des Ascherslebener Carnevals-Clubs hat er seinen Bühnenabschied in einer Büttenrede bekanntgegeben. Nach 45 Jahren.
Keine Stimmungslieder möchte er künftig mehr anstimmen und auch keine Büttenrede mehr halten, sondern einfach nur noch im Elferrat sitzen und „den Mund halten. Oh, das wird mir wohl verdammt schwer fallen“, gibt der 74-Jährige zu. Denn er ist mit Leidenschaft Karnevalist. Verpasst im Fernsehen selten eine Karnevalssendung und zählt beim ACC fast schon zum Inventar. Seit 45 Jahren eben.
Erster Sketch bleibt in Erinnerung
Freiwillig hat er sich damals entschieden, beim Ascherslebener Karnevalsverein, der sich nur zwei Jahre vorher gründete, mitzumachen. „Ich hatte Bühnenerfahrung in einer Kabarettgruppe, in der ich mitgemacht habe, gesammelt. So habe ich dann beim Verein nachgefragt und wurde genommen“, blickt er zurück. An seinen ersten Sketch, den er damals mit Peter Denk auf der Bühne als Schwergewichtsboxer Bum und Bam absolviert habe, könne er sich sehr gut erinnern. Und zeigt auf einen alten Zeitungsartikel während er verrät, dass er dabei auf der Bühne sehr viel Freude und Spaß am Quatsch hatte. Auch das Publikum war begeistert. Und so ist er fortan in verschiedene Rollen geschlüpft. Von Professoren, Beamten und Weltenbummler, war Mitglied einer blauen Partei, der Adam von Eva und auch als Schneewittchen habe er sich versucht.
Den ersten Zuhörer hat er dann zu Hause. Seine Frau, die er gern in seinen Büttenreden als Teerose bezeichnet, sei auch sein erster Kritiker. „Meine Frau ist Coach und Berater. Ohne meine Familie hätte ich 45 Jahre nicht durchziehen können“, gibt er zu. Auch sie ist übrigens seit 24 Jahren im Karnevalsverein Mitglied.
Zeit für seine Reden nehme er sich sehr viel. Stichpunkte werden notiert, aber auf die Bühne nicht mitgenommen. „Die Doofe Nuss zieht es vor, frei zu sprechen“, sagt er. Man könne eine Büttenrede nicht zwei Wochen vor einer Veranstaltung fertig haben. Denn bis dahin passiere doch noch jede Menge in der Welt. Überhaupt schreibe das Leben selbst viele Geschichten. Man müsse sie nur sammeln und dann vortragen.
Zu sozialistischen Zeiten waren laut Internetseite des ACC die Oberen der Meinung, Christen sollten in der Kirche bleiben und beten, das Feiern aber anderen Mitbürgern überlassen.
Aus dieser Notlage geboren, fanden sich Mitglieder der katholischen Gemeinde unter Federführung des ersten Präsidenten, Reiner Styppa, und mit dem langjährigen Präsidenten Karl Rücker (Präsident 1975 - 1993) zusammen und führten am 7. Februar 1969 unter der Schirmherrschaft des CDU-Kreisverbandes ihren ersten großen Gemeindekarneval im damaligen Volkshaus - heute Bestehornhaus - mit 400 Gästen durch.
Die CDU war dann Träger des ACC-Union bis zur Wende, deshalb waren die früheren Veranstaltungen im Volksmund auch als CDU-Karneval bekannt. Viele Hindernisse gab es bis Mitte der 80er-Jahre zu überwinden. Dann allerdings wurden die Karnevalisten auch von der Stadt und vom Rat des Kreises anerkannt und mit Titeln geehrt.
Wie jeder Karnevalist sonnt sich auch Norbert Ptaszynski gern im Beifall des Publikums. „Das ist der Dank eines jeden Künstlers für seine Arbeit. Ist der Beifall mal nicht so groß, dann muss die Rede erneut umgeschrieben werden“, findet er. Als Karnevalist müsse man ganz genau auf das Publikum reagieren, denn immerhin soll dieses aus dem tristen Alltag abgeholt werden und Spaß haben.
„Ich war sehr gerührt“
Auch wenn er jedes Mal vor seinen Auftritten noch Lampenfieber hatte, angesehen hat man es der Doofen Nuss nicht. Dafür aber, dass er jede Menge Spaß bei seinen Auftritten hatte. Manchmal habe er auch vor Rührung geweint. Zum Beispiel, als es den Verdienstorden des Landesverbandes, den Ehrenorden in Gold des ACC oder den Verdienstorden des Bundes Deutscher Karnevalisten in Gold gab. Letzteres sei die größte Auszeichnung, die ein Karnevalist bekommen kann. Das war vor fünf Jahren.
Tränen hatte Norbert Ptaszynski aber auch nach seiner allerletzten Büttenrede. Denn das Publikum dankte ihm die humorvolle Zeit mit Standing Ovation. „Ich war sehr gerührt“, gibt er zu. Denn schließlich habe er da als Doofe Nuss das letzte Mal ein Mikrofon in der Hand gehalten. (mz)
