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Nichtraucherschutzgesetz Nichtraucherschutzgesetz: Schutz vor dem blauen Dunst

Von Marion Pocklitz 23.02.2013, 14:09
Rathaus in Aschersleben
Rathaus in Aschersleben Archiv/Gehrmann

aschersleben/MZ. - Vor fünf Jahren wurde das Nichtraucherschutzgesetz eingeführt. In Aschersleben lief dies ohne Probleme. Anke Marks, Pressesprecherin der Stadt, sagt: „Die Akzeptanz des Gesetzes ist bei den Gastwirten im Laufe der Jahre fühlbar gestiegen“ und meint: „Es gibt seit langem keine Widerstände oder Diskussionen mehr.“

Inzwischen finden unregelmäßige Kontrollen statt, Anzeigen aus der Bevölkerung werden umgehend geprüft, bei der Feststellung von Verstößen Bußgelder verhängt. In diesem Jahr wird die Kontrolle zudem auf Spielhallen ausgedehnt.

Der Kontrolleur

Die Kontrolle über die Einhaltung des Nichtraucherschutzgesetzes Sachsen-Anhalt obliegt seit dem Inkrafttreten des Gesetzes der Stadt Aschersleben für ihren Zuständigkeitsbereich.

„Rückblickend kann aus Sicht des städtischen Ordnungsamtes (Fachbereich Gewerbewesen) eingeschätzt werden, dass die Umsetzung des Nichtraucherschutzgesetzes reibungslos erfolgte“, erklärt Pressesprecherin Anke Marks. Die betroffenen Gastwirte wurden auf die geänderte Rechtslage hingewiesen und hatten dann eine Übergangszeit, um geeignete Maßnahmen zu treffen. „Bei Bedarf wurde auch eine Beratung angeboten, die von einigen Gaststättenbetreibern gern angenommen wurde, wenn es um die Einrichtung von Raucherräumen ging, die laut dem Gesetz eine Ausnahme zum generellen Rauchverbot darstellen“, so die Pressesprecherin. Seither finden unregelmäßige Kontrollen in den hiesigen Gaststätten statt. Auch Anzeigen aus der Bevölkerung wird umgehend nachgegangen und bei der Feststellung von Verstößen werden Bußgelder verhängt. Im äußersten Falle werden die Gaststättenbetreiber bei absoluter Uneinsichtigkeit darüber hinaus mit weiterreichenden ordnungsrechtlichen Maßnahmen belegt. Dazu ist es jedoch seit dem Bestehen des Gesetzes in Aschersleben nicht gekommen. „Die Akzeptanz des Gesetzes ist bei den Gastwirten im Laufe der Jahre fühlbar gestiegen. Es gibt seit langem keine Widerstände oder Diskussionen mehr“, so Anke Marks. In diesem Jahr soll die Kontrolle auch auf Spielhallen ausgedehnt werden.

Der Mediziner

„Durch das aktive Rauchen sterben pro Jahr in Deutschland 140 000 Menschen. Und durch das passive Rauchen 3 500 Leute“, weiß Olaf Haberecht, Facharzt für Innere Medizin im Ascherslebener Ameos Klinikum. 226 Millionen Zigaretten werden in Deutschland allein an einem Tag geraucht. „Das sind 40 Millionen Euro für den Finanzminister. Dieses Geld sollte dringend für Präventionsmaßnahmen verwendet werden“, findet Olaf Haberecht. Alle fünf Minuten stirbt jemand, durch das Rauchen. „Und die Lebenserwartung eines Rauchers ist zehn Prozent kürzer als bei einem Nichtraucher“, verweist der Mediziner auf die Statistik. All das seien letztendlich wichtige Argumente für das Nichtraucherschutzgesetz. Allerdings weiß der Mediziner auch, dass nicht in allen Bundesländern dieses Gesetz gleich ist. 16 Bundesländer - 16 Gesetze. Gesundheitsorganisationen fordern die Vereinheitlichung. Das Ameos Klinikum ist seit Jahren im Netzwerk für ein rauchfreies Krankenhaus integriert. „Wir haben außerhalb Raucherinseln geschaffen. Trotzdem trifft es mich immer wieder, wenn ich dort hochschwangere Frauen stehen sehe“, sagt er. Im Klinikum werden auch Nichtraucherkurse angeboten.

Telefon: Weitere Informationen zu Nichtraucherkursen bei Schwester Nicole Kosig unter der Nummer 03473/ 79 13 55

Die Gastronomin

„Die Meinungen zum Nichtraucherschutzgesetz gehen auch heute noch weit auseinander. Doch die überwiegende Zahl unserer Gäste ist froh, dass es im Gastraum nicht mehr nach Rauch riecht“, erklärt Kerstin Bierstedt. Sie ist seit 1990 Inhaberin des Hotels „Stadt Aschersleben“. Als vor fünf Jahren das Gesetz in Kraft trat, sei es schon eine Umstellung gewesen, denn auch heute noch fragen manche Hotelgäste speziell nach Raucherzimmern. Diese Frage muss sie verneinen, denn wie in anderen Gaststätten und Hotels auch, herrscht bei ihr ein striktes Rauchverbot. „Hier muss man einfach Rücksicht auf die Nichtraucher nehmen. Obwohl ich auch ein Herz für die Raucher habe“, gibt sie zu. Und so hat sie den Biergarten wetterfest gemacht, um den Rauchern eine Unterstellmöglichkeit zu bieten. Trotzdem merke man im Winter einen leichten Rückgang des Umsatzes. „Hier übernachten oft Monteure. Die sitzen gern am Abend bei einem Bierchen und einer Zigarette zusammen. Im Sommer kein Problem. Doch zu dieser Jahreszeit ist es draußen zu kalt zum Rauchen“, sagt sie. Manchmal rauchen die Gäste auch heimlich auf dem Zimmer. Dafür hat die Hotelfachfrau überhaupt kein Verständnis. Ein großer Vorteil des Nichtrauchergesetzes sei übrigens, dass sie die Gardinen nicht mehr so oft waschen müsse. Und die Farbe an den Wänden bleibe auch länger weiß.

Der Verkäufer

„Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass die Einführung des Nichtraucherschutzgesetzes schon wieder fünf Jahre her ist.“ Frank Thieme, der Inhaber des Tabak- und Spirituosen-Ecks in Aschersleben ist erstaunt. Auswirkungen auf seinen Umsatz hatte dieses Gesetz für ihn nicht. „Die drei Etappen der Preiserhöhung hat die Kunden wesentlich härter getroffen. Da haben ein paar schon das Rauchen aufgegeben, glaube ich. Ansonsten wurde auf andere Produkte umgeschwenkt“, weiß der Inhaber. Die Raucher haben sich dann eher auf das Drehen und Stopfen ihrer Zigaretten konzentriert. Das sei wesentlich preiswerter als der Kauf von Zigarettenschachteln. Davon hat Frank Thieme übrigens 175 unterschiedliche Sorten im Sortiment. Wobei die alte DDR-Hausmarke immer noch die Hitliste anführt. Er selbst sei Nichtraucher und genieße es, in einem Gastraum oder einer anderen öffentlichen Einrichtung ganz ohne Rauch zu sitzen. Aber Thieme kann auch die Raucher verstehen. „Sie fühlen sich eingeschränkt“, sagt er. Die Beschriftung der Schachteln schrecke nicht vom Kauf ab. „Im Gegenteil. Als die Etiketten erschienen sind, wurden sie gesammelt. Da haben manche Kunden sogar nach speziellen Sprüchen gesucht. Doch das gehört mittlerweile auch der Vergangenheit an“, sagt er. Frank Thiemes Lieferanten sehen auch keinen Sinn darin, wenn bald abschreckende Bilder auf den Schachteln veröffentlicht werden sollen. „Das wird den gleichen Effekt haben, wie die Sprüche. Gar keinen“, vermutet er.

Olaf Haberecht, Facharzt für Innere medizin im Ameos Klinikum in Aschersleben. Er setzt sich konsequent seit fünf Jahren dafür ein, dass das Klinikum als rauchfreies Klinikum zertifiziert wird.
Olaf Haberecht, Facharzt für Innere medizin im Ameos Klinikum in Aschersleben. Er setzt sich konsequent seit fünf Jahren dafür ein, dass das Klinikum als rauchfreies Klinikum zertifiziert wird.
Pocklitz Lizenz
Kerstin Bierstedt ist seit 1990 die Betreiberin des Ascherslebener Hotels: Hotel Stadt Aschersleben. Seit fünf Jahren greift auch in ihrem Gastraum das Nichtraucherschutzgesetz. Wer dort Rauchen möchte, muss in den Biergarten gehen.
Kerstin Bierstedt ist seit 1990 die Betreiberin des Ascherslebener Hotels: Hotel Stadt Aschersleben. Seit fünf Jahren greift auch in ihrem Gastraum das Nichtraucherschutzgesetz. Wer dort Rauchen möchte, muss in den Biergarten gehen.
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Frank Thieme ist seit 1991 der Inhaber des Tabakwarenladens in der Ascherslebener Hecknerstraße. Dort werden 175 Sorten Zigaretten angeboten Thema Nichtraucherschutzgesetz
Frank Thieme ist seit 1991 der Inhaber des Tabakwarenladens in der Ascherslebener Hecknerstraße. Dort werden 175 Sorten Zigaretten angeboten Thema Nichtraucherschutzgesetz
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