Nahverkehr im Salzlandkreis Nahverkehr im Salzlandkreis: Licht und Schatten im Angebot von Anbieter Marego

Aschersleben - Die schlechte Nachricht zuerst: Bus- und Bahnfahren im Magdeburger Regionalverkehrsverbund Marego wird zum 1. August wieder einmal teurer. Wenn auch nur leicht. Von 1,1 Prozent durchschnittlich ist die Rede. Auch Zusatzleistungen wie das Mitnehmen von Fahrrädern werden bei bestimmten Tickets nicht mehr kostenlos erbracht.
Zähe Verhandlungen
Die gute Nachricht ist aber: Reisende aus dem Salzlandkreis werden wohl auch künftig mit nur einem Ticket Richtung Magdeburg, Bördekreis oder Jerichower Land fahren können. Nach monatelangen Verhandlungen zwischen den beteiligten Landkreisen sowie dem Land zur Fortführung des Verkehrsverbundes, scheint eine Lösung in Sicht. Zumindest liegt dem Kreisentwicklungsausschuss eine entsprechende Beschlussempfehlung vor, wonach der Verbund für mindestens zwei Jahre weitergeführt werden soll. Danach gibt es ein jederzeitiges Kündigungsrecht.
Die neue Tarifrunde beim Verkehrsverbund Marego beinhaltet nicht nur Preissteigerungen. So wird zwar die Einzelfahrt zum Beispiel im Nachbarortstarif mit 1,50 Euro ab kommenden Monat etwas teurer, die entsprechende Tageskarte jedoch wird mit 3,40 Euro deutlich günstiger. Wochen- beziehungsweise Monatskarten verteuern sich im Durchschnitt um etwa ein Prozent, die Abo-Monatskarten um mehr als vier Prozent.
Marego steht für Magdeburger Regionalverkehrsverbund und setzt sich zusammen aus den Verkehrsunternehmen aus Magdeburg, dem Landkreis Börde, dem Jerichower Land, dem Salzlandkreis sowie der Deutschen Bahn und dem Eisenbahnunternehmen Transdev Sachsen-Anhalt. Dank dieses Zusammenschlusses können Reisende in diesen Regionen bequem umsteigen, ohne ein neues Ticket kaufen zu müssen. Das spart Zeit und Geld, heißt es bei Marego.
Die einheitlichen Tarife für die Fahrgäste aber kommen Kreisen und auch der Landeshauptstadt teuer zu stehen. Grund: Die einzelnen Tarife der Verkehrsunternehmen unterscheiden sich teilweise stark. Experten sprechen von Durchtarifierungsverlusten.
Alle Tarife finden Sie im Netz unter www.nasa.de
In der Vorlage heißt es unter anderem, dass der Kreis für die Jahre 2015 und 2016 insgesamt knapp 580 000 Euro zusätzlich in den Haushalt stellt, um die verbundbedingten Erlöslücken zu schließen. Diese prognostizierten „Lücken“ waren für die Kreisverwaltung im vergangenen Jahr noch Anlass, um laut über einen Ausstieg aus dem Verkehrsverbund nachzudenken. Grund: Die Landeshauptstadt Magdeburg und auch der Bördekreis erzielen mit dem Verbund rechnerisch Gewinne, während der Salzlandkreis Miese macht. Die Verteilung des Geldes sei unsolidarisch, hieß es damals aus der Kreisverwaltung.
Vergoldete Zustimmung
Die Zustimmung will sich der Landkreis aber vergolden lassen. Denn in einem Entwurf zu einem Zusatzvertrag mit dem zuständigen Verkehrsministerium, ist von insgesamt 682 000 Euro für ein befristetes Demografieprojekt die Rede. Mit dem Geld sollen unter anderem die verschiedenen Verkehrsmittel im Kreis besser miteinander verknüpft werden. Großes Ziel ist dabei, die Einnahmen zu steigern. Dafür sollen unter Umständen auch die Tarifzonen angepasst werden, wie es im Beschlussvorschlag heißt. Von diesem Zusatzvertrag macht der Kreis die Fortführung des Verkehrsverbundes abhängig. Die Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt GmbH teilte am Mittwoch auf eine MZ-Anfrage mit, dieser Vertrag werde so unterschrieben.
Marego-Geschäftsführer Bernd Adelmeyer hielt von den Austrittsgedanken des Salzlandkreises von Beginn an wenig. Bei der Vorstellung der Tarifsteigerung sagte er am Dienstag in Magdeburg, es sei zwar berechtigt, den Erfolg des Verkehrsverbundes zu hinterfragen. Letztlich „stehen doch alle unter dem Druck zu sparen“. Doch gerade in dieser Zeit benötige man eine Stelle, die vernetze, die alle an einen Tisch bringe und neue technische Projekte entwickele. „Das ist wichtig, um auch künftig gut aufgestellt zu sein.“ Denn einzelne Unternehmen seien dazu kaum noch in der Lage.
Marego will "Sortiment optimieren"
Das Unternehmen selbst will mit den sogenannten Tarifmaßnahmen die „Chance nutzen, das Sortiment zu optimieren“, wie Sprecherin Jenny Schröder sagte. Im Fokus dabei ist vor allem die ältere Generation. Für Fahrgäste ab dem 65. Lebensjahr gibt es das „Abo 65“ für 50 Euro monatlich, allerdings auch mit einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten. Mit diesem Ticket können bis zu drei Kinder, ein Hund und ein Fahrrad kostenfrei mitgenommen werden (siehe „Einige Karten werden deutlich günstiger“). Wegfallen soll dagegen die 9-Uhr-Monatskarte.
Sicher ist die Zustimmung des Kreistages zu den ausgehandelten Verträgen indes nicht. Ausschuss-Vorsitzender Gunnar Schellenberger (CDU) sagte am Mittwoch auf MZ-Anfrage, er habe das Gefühl, dass in den Verbund zu viel Geld reingeschossen werde. „Wir müssen angesichts der Haushaltssituation alles auf den Prüfstand stellen.“ Er wundert sich auch darüber, dass der Ausschuss nächsten Mittwoch kurz vor dem Kreistag zusammenkommen soll, um die Vorlage durchzupeitschen.
Kreissprecherin Alexandra Koch erklärte, die Verhandlungen sollten bereits Ende Juni abgeschlossen werden. Den Beschluss in den übernächsten Kreistag im Oktober einzubringen, sei daher keine Option gewesen. Zumal die Verträge bereits in der kommenden Woche unterschrieben werden sollen. (mz)