Nachterstedt Nachterstedt: Weltgrößtes Aluminium-Recyclingzentrum eröffnet

Nachterstedt - „Ich glaube, die wenigsten Menschen in Sachsen-Anhalt wissen tatsächlich, was heute Wichtiges für das Land und die Region hier in Nachterstedt passiert.“ Mit diesen Worten machte am Mittwoch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff auf die große Bedeutung der 200 Millionen Euro Investition des Herstellers von Aluminium Walzprodukten Novelis am Standort Nachterstedt aufmerksam.
Nach nur 16-monatiger Bauzeit ist am Rande des Concordia-Sees das derzeit weltgrößte und modernste Aluminium-Recyclingwerk entstanden und wurde am Mittwoch offiziell eröffnet. Allein mit dem neuen Werk wurden 200 neue Arbeitsplatze geschaffen, so dass bei Novelis in Nachterstedt inzwischen rund 1000 Menschen Arbeit haben. Und es sollen noch mehr werden, erklärte am Mittwoch der Präsident von Novelis Europa, Erwin Mayr, und avisierte schon für 2015 das nächste Projekt - der Bau eines Werks zur Produktion von Aluminiumblechen für die Autoindustrie.
In Nachterstedt werden künftig bis zu 400.000 Tonnen Aluminiumschrott im Jahr wieder aufbereitet, in Barren gegossen und unter anderem per Bahn zur Weiterverarbeitung in das Warmwalzwerk nach Norf bei Düsseldorf transportiert. Für die Beladung der Waggons wurde extra ein Gleis bis in die Werkhalle verlegt. Mit 400000 Tonnen Jahresproduktion stoße man noch nicht einmal an die Kapazitätsgrenze, erklärte Erwin Mayr. Es sei durchaus noch Luft nach oben. Das Ausgangmaterial Aluminiumschrott wird in ganz Europa aufgekauft - außer in Großbritannien, wo Novelis ein weiteres Recyclingwerk betreibt. Die Anlieferung des Schrotts in Nachterstedt erfolgt per Lkw. Die Ladungen von 120 Brummis werden jeden Tag nötig sein, um den Hunger der Schmelzöfen zu stillen und die Tagesproduktion von bis zu 55 Alu-Barren zu garantieren.
Stolz ist man bei Novelis auf die Masse der technischen Innovationen, die in den Bau eingeflossen sei, hieß es am Mittwoch während der den Gästen der Eröffnungsfeier angebotenen Werksbesichtigung. Aufgrund der Tatsache, dass bisher noch kein ähnliches Projekt in dieser Größenordnung realisiert wurde, seien die meisten Teile der Produktionstechnik spezielle Neuentwicklungen. Breiten Raum habe bei der Projektierung auch der Klima- und Umweltschutz gespielt. So seien so gut wie keine schädlichen Emissionen zu erwarten. Der beim Produktionsprozess entstehende Aluminium-Feinstaub wird über riesige Filteranlagen aus der Luft entsorgt. Andererseits sorgt eine andere Vorrichtung dafür, dass die rund drei Millionen Kubikmeter pro Stunde abgesaugter Luft durch klimatisierte Frischluft wieder ersetzt werden. Zum Sicherheitskonzept gehört auch die Schottbauweise, durch die im Fall einer - kaum zu erwartenden - Explosion die Halle in einzelne Segmente abgeteilt werden kann.
Unter den mehreren hundert Gästen, die am Mittwoch bei der Eröffnung des Werks dabei waren, war auch Novelis-Präsident Phil Martens, der aus Atlanta eingeflogen war. Martens erklärte: „Das neue Werk in Nachterstedt wird die Führungsrolle von Novelis in Europa weiter ausbauen ... und die Position von Novelis als Weltmarktführer im Aluminium-Recycling festigen.“ (mz)