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Nachterstedt Nachterstedt: Umarmung für zwei Millionen

Von regine lotzmann 05.11.2012, 08:54

Stadt Seeland/MZ. - "Ich könnte Sie umarmen", strahlte Bürgermeisterin Heidrun Meyer am Montag Sachsen-Anhalts Bauminister Thomas Webel an, hielt sich dann aber doch zurück. Dafür schlossen sie der Minister und Landtagspräsident Detlef Gürth kurzerhand in die Arme, als sie ihr den Fördermittelbescheid über zwei Millionen Euro für den Bau einer schon lang ersehnten Zweifelderhalle in die Hände drückten.

"Wir freuen uns riesig", nickte die Bürgermeisterin angesichts der Tatsache, dass sich die Gemeinde Nachterstedt schon seit 2002 um eine neue Turnhalle bemüht. Doch durch Gebietsreform und den Erdrutsch von 2009 wurde das 3,3-Millionen-Projekt immer wieder verschoben. "Immer wieder zurückgestellt, aber nie aus den Augen verloren", meinte Heidrun Meyer. Denn: "Die augenblicklichen Bedingungen für den Schulsport in Nachterstedt sind einfach katastrophal." Das konnten die beiden Nachterstedter Schulleiter - Erik Heim für die Sekundarschule "Seelandschule" und Hans-Jürgen Teuke für die Grundschule "Glück auf" - nur bestätigen.

"Wir haben 40 Unterrichtsstunden Sport pro Woche - und das war immer problematisch, vom langen Anmarsch bis zur Regelung der Pausenzeiten", gestand Erik Heim, dessen Schüler in einer alten Halle im Gebäudekomplex des Nachterstedter Hotels ihren Schulsport machen. "Etwa sechs, sieben Minuten Weg und das zweimal, da sind schon 15 Minuten Unterricht weg", rechnet auch sein Kollege vor, der die Halle als Sportlehrer schon seit 1981 nutzt. "Oft waren wir mit zwei Klassen dort, da ist guter Sportunterricht einfach nicht machbar."

Doch mit der neuen Turnhalle, deren Bau im nächsten Frühjahr starten soll, würden diese Probleme der Vergangenheit angehören. Eine gute Nachricht also - für die gesamte Stadt Seeland, wird die Sekundarschule doch von Kindern aus allen sechs Ortsteilen besucht.

"Mit der Realisierung dieses Projektes verbessern sich aber nicht nur die Bedingungen für die Schüler, zugleich bereichert die neue Sportstätte auch das Freizeitangebot und das Vereinsleben in der Stadt", freute sich Bauminister Webel, der selbst aus einer 700-Seelen-Gemeinde stammt und weiß, wie wichtig Sport für ländliche Gegenden ist. Vor allem, um jungen Menschen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu geben. "Sport ist ein guter Lehrmeister", denkt er da an Disziplin und Pünktlichkeit, an Teamfähigkeit und die Erfahrung, mit Sieg und Niederlage umzugehen. Zudem sei, da waren sich alle Anwesenden einig, die Investition auch ein Stück Sicherung des Schulstandortes. "Denn zukunftsfähig müssen wir sein, damit die Schulen auch 2025 noch Bestand haben", so die Bürgermeisterin.

Und so laufen die Vorbereitungen für den Hallenbau nun auf Hochtouren. "Wir müssen die Ärmel hochkrempeln", nickte Heidrun Meyer. Eine Besichtigung der Zweifelderhalle in der Polizeischule habe es schon gegeben - mit dem gesamten Stadtrat, den Schulleitern und Sportlehrern, um zu sehen, was überhaupt machbar sei. Nun beginnen die Abstimmungen.

Doch praktische Hinweise würden gern noch aufgenommen. "Damit so viele Menschen wie möglich die Halle nutzen können", erklärt die Bürgermeisterin, die die großzügige Unterstützung durch Bund und Land auch als ein Zeichen für die Stadt Seeland sieht.

Landtagspräsident Gürth bestätigte das. "In dem Topf", sprach er das Fördermittelprogramm an, mit dem vor allem kleinere Städte und Gemeinden besser auf den demografischen Wandel reagieren können, "ist wirklich nicht viel drin." Wenn man sich da mit solch einem beachtlichen Betrag für dieses Projekt entscheide, habe man sich das wirklich dreimal überlegt. "Das Seeland", meinte er mit Blick auf den Erdrutsch und den seitdem gesperrten Concordia See, "hatte in der Vergangenheit viel zu meistern, da ist das eine positive, eine Mut machende Botschaft."