Lärm, Lücken, Leerstand MZ vor Ort in Aschersleben: Lassen sich Durchfahrtsstraßen in Aschersleben aufwerten? Aka und Verschönerungsverein wollen Laga-Jubiläum für Begrünung nutzen

Aschersleben - „Natur findet Stadt“ - das Motto der Landesgartenschau ist auch zehn Jahre später noch aktuell. Ja, mit der Landesgartenschau hat sich die Natur mitten in der Innenstadt einen festen Platz erobert.
Inzwischen gehören die Parks und Gärten, die einstigen Gartenschauflächen, zum Netzwerk „Gartenträume Sachsen-Anhalt“. Die Auszeichnung mit der „Grünen Flagge“, dem Green Flag Award, ist gleichzeitig Verpflichtung, die aufwendig gestalteten Flächen in Ordnung zu halten. Das gelingt überwiegend, und die Ascherslebener sind stolz darauf.
Die Hauptverkehrsstraßen durch Aschersleben sind eher abschreckend
Dennoch: Wer auf den Hauptverkehrsstraßen durch den Ort fährt, wird sich nach wie vor abgeschreckt fühlen. Zwar hat sich der größte Schandfleck, die Industriebrache Optima, dank Internationaler Bauausstellung (IBA) zu einem modernen Bildungscampus gemausert, der auch optisch viel hermacht.
Die Gebäude links und rechts der Durchfahrtsstraßen jedoch bieten an vielen Stellen ein trostloses, ja erschreckendes Bild. Der Leerstand ist hoch. In der Heinrichstraße liegt er nach Auskunft von Jens-Peter Finke, Leiter des Stadtplanungsamtes, bei 58 Prozent.
Auf dem Zollberg ist fast die Hälfte der Gebäude verwaist, in der Geschwister-Scholl-Straße ist es fast ein Viertel. In der Steinbrücke beträgt der Leerstand 35,7 Prozent.
Blinde Fenster, bröckelnde und schmutzige Fassaden zeigen: Hier wohnt niemand - und das meist schon sehr lange. Die Besitzer der Immobilien sind teilweise nicht bekannt, teilweise kümmern sie sich nicht um ihr Eigentum. Solange von den Gebäuden keine Gefahr ausgeht, sind der Stadt beziehungsweise dem Bauordnungsamt des Landkreises die Hände gebunden.
Zwischendrin, wie glänzende Perlen, finden sich Häuser, deren Eigentümer offenbar noch nicht aufgegeben haben und sich um die Optik ihrer Gebäude kümmern. Um nicht jedes zweite Jahr neu streichen, putzen oder reinigen lassen zu müssen, haben einige ihre Fassaden verklinkert. Doch es ist und bleibt schwer, den Kampf gegen den Verkehrsschmutz zu gewinnen.
Mehr Infos unter www.mz.de/mzvorort
Die Zahlen zur Verkehrsbelastung, die der Stadtverwaltung vorliegen, stammen aus dem Jahr 2013. Damals passierten 14 600 Fahrzeuge pro Tag den Zollberg. 13 800 waren es auf der Steinbrücke. Doch die Blechlawine, die sich täglich durch die Durchfahrtsstraßen wälzt, wird seitdem nicht kleiner geworden sein - wohl eher im Gegenteil.
Natur hat es schwer hier - abgesehen von einigen Straßenbäumen und platzbedingt winzigen Grünanlagen. Doch ließe sich das nicht ändern? Wenn Natur in die Stadt findet, warum nicht entlang der Durchfahrtsstraßen? Warum nicht in Form von begrünten Fassaden und Zäunen? Näheres zu dieser Idee in einer Serie, die heute startet. (mz)