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MZ vor Ort MZ vor Ort: Geplante Forensik spaltet die Stadt

Von Sigrid Dillge und Sabine Skibowski 12.08.2003, 16:58

Harzgerode/MZ. - "95 Prozent sind dagegen", schätzt Rudi Schülke ein. "Das passt einfach nicht hierher, weil wir ein Urlaubergebiet sind. Wir wollen keinen Knast." Die geplante Forensik spalte die Stadt so sehr, dass einige nicht mehr mit den Nachbarn sprechen würden, weiß Harald Schott. Der Geschäftsmann kritisierte die Berichterstattung in der Mitteldeutschen Zeitung zu dieser Thematik. "Da fährt der Bürgermeister mit 18 Leuten nach Ueckermünde und es gibt eine ganze Seite darüber. Aber über unsere große Demo hier auf dem Marktplatz wird nur kurz berichtet. Das ist nicht in Ordnung", macht er seinem Ärger Luft.

Ihn ärgert auch, dass der Bürgermeister bisher nicht zu seinem Wort steht. Der habe gesagt, dass nicht gebaut werde, wenn die Bevölkerung es nicht möchte. Eine Befragung habe gezeigt, dass die Mehrheit der Harzgeröder gegen den Bau sei, passiert sei aber bisher nichts.

Wolfgang Hohmeyer ist vor allem vom Stadtrat enttäuscht: "Der hüllt sich in Schweigen, gibt keine Stellungnahme ab. Wir waren mehrmals bei Stadtratssitzungen, aber zumindest im öffentlichen Teil war dazu nichts zu hören." Die Bemühungen der Bürgerinitiative kämen bei den gewählten Volksvertretern nicht an, fürchtet er.

Hartmut Brunne sieht gar die Demokratie in Gefahr: "Die Ablehnung ist nach wie vor da, aber die DDR-Mentalität - das hat ja sowieso keinen Zweck - greift immer mehr um sich. Was bringt mir da die Demokratie?" Er fürchtet auch, dass der Sicherheitsaspekt bisher viel zu wenig beachtet worden sei. Ihm wäre lieber, wenn statt der Ausgaben für die geplante Forensik die Schulklassen verkleinert und mehr Lehrer beschäftigt sein würden. Denn die Kinder seien schließlich die Zukunft und vor allem an sie müsse man denken.

Der Rentner Walter Schmelzer sagte ausdrücklich: "Wir wollen hier keinen Knast." Er würde es lieber sehen, wenn auf dem Gelände bei Harzgerode wieder eine Klinik eröffnen würde. Er kann sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass Schwerverbrecher in Harzgerode leben würden.

Die Bürgerinitiative gegen die Errichtung einer forensischen Klinik in Harzgerode hat am Harzgeröder Marktplatz mehrere Schaufenster eines ehemaligen Ladens mit zahlreichen Informationen für alle Interessierten versehen. Außerdem gibt es zu der Thematik auch im Internet eine Seite mit umfangreichem Inhalt.

Sie ist zu finden unter forensische-klinik-harzgerode.de