MZ-Rose MZ-Rose aus Aschersleben: Der Montags-Mann

Aschersleben - „Amadeus kommt zu uns ins Montessori-Kinderhaus, jeden Montag, einfach so, einen ganzen Arbeitstag lang. Als Lohn nimmt er einzig strahlende Kinderaugen und die Dankbarkeit der Erzieherinnen entgegen.“
Mit diesen Worten haben die Eltern der Jungen und Mädchen aus dem Kinderhaus Amadeus Weber für die MZ-Rose vorgeschlagen.
Als wir ihn eines montags damit überraschen, sitzt er gerade auf einem Bänkchen in der Garderobe der Kita und hilft einem kleinen Mädchen, die Stiefel anzuziehen. Es geht raus auf den Spielplatz, und in solchen Momenten ist der 52-Jährige in seinem Element. Er wirkt jünger mit seinem locker gebundenen Zopf, liebt die Natur, liebt die Musik, und diese Liebe kann er den Kleinen weitergeben.
Mit sonorer Stimme verschafft sich Amadeus Weber Gehör
„Zu sehen, wie er mit den Kindern umgeht, da geht einem regelrecht das Herz auf“, sagt Kinderhaus-Leiterin Doreen Hlawaty. „Man hat den Eindruck, er fühlt selbst noch wie ein Kind.“ Trotzdem schafft er es spielend, sich mit sonorer Stimme Gehör zu verschaffen, seine klaren Ansagen verstehen die Sprösslinge sofort.
Dass der Aschersleber Amadeus Weber jeden Montag acht Stunden lang ohne Bezahlung im Kinderhaus aushilft, das habe sich so ergeben. Nach einem Erzieherhelferlehrgang folgte ein Jahr Bundesfreiwilligendienst in der Kita Radisleben - mit täglichen Fahrradtouren bei Wind und Wetter von Aschersleben in die Harzkreis-Gemeinde.
Zuvor ein Praktikum im Kinderhaus. Das unverhoffte Angebot einer dreimonatigen befristeten Anstellung als Erziehungshelfer nahm er gerne an. Die drei Monate im Kinderhaus waren schneller rum als gedacht. Deshalb bot er an, immer montags zu kommen, um zu helfen. „Ich hatte ein gutes Verhältnis zu allen aufgebaut und wollte den Kontakt halten.“
Das ist die Gegenleistung für Harz IV
Kein Geld dafür zu bekommen, stört ihn nicht. „Das ist meine Gegenleistung für Hartz IV“, sagt er schlicht. Denn der gelernte Tierpfleger, der 20 Jahre lang im Zoo Aschersleben gearbeitet hatte, ist arbeitslos. Sicher sei es schön gewesen, zwischendurch einmal über ein geregeltes Einkommen zu verfügen.
Doch mehr als Konsum liebt Amadeus Weber seine Unabhängigkeit und Freiraum für Dinge, die ihm wichtig sind. „Ich bin nicht verpflichtet, deshalb kann ich mit freiem Herzen hier arbeiten.“ Er fühle sich „ganz gut in der Nebenrolle“. Bisher habe sein Geld immer gereicht, um zu den Fußballspielen seines Lieblingsvereins Lok Leipzig zu fahren - weil er ansonsten keine materiellen Ansprüche hat.
Er trommelt und singt gerne, ist im Verein „Zukunft für den Halken“ aktiv und findet es gut, was am Forsthaus Friedrichshohenberg in Sachen naturnahe Lebensweise passiert. Deshalb fährt er zweimal pro Woche auch dorthin, um ehrenamtlich zu helfen.
Das Lob der Eltern und Erzieher gibt er zurück: „Es ist die Warmherzigkeit, die ich hier genieße. Es ist ein besonders angenehmes Miteinander. Deshalb komme ich gerne hierher.“ (mz)
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