Mutter auf Zeit Mutter auf Zeit: Tierische Liebe bis in die tiefe Nacht
Aschersleben/MZ. - Kirmet ist schon das zweite verstoßene Totenkopfäffchen, das Tierpflegerin Carola Wiele von Hand aufzieht. Eine nicht ganz leichte Sache, wie die 37-Jährige schon schmerzhaft erfahren musste. Denn der letzte Versuch scheiterte. Das Tier war zu schwach und starb nach neun Tagen. Kirmet jedenfalls scheint mehr Glück zu haben - aufopferungsvolle Pflege rund um die Uhr hat aus dem hilflosen, vor fünf Wochen geborenen Affenkind ein munteres Bürschlein gemacht. Eines Morgens, als die Tierparkmitarbeiter überall nach dem Rechten sahen, lag es hilflos und allein auf dem Käfigboden. "Wir haben versucht, es der Mutter wieder unterzuschieben. Aber das hat nicht geklappt", so Frau Wiele.
"Im Moment ist mehr Leben in ihm als in mir", so Frau Wiele lächelnd. Seit 1987 arbeitet sie im Tierpark und ist seitdem schon zum fünften Mal "Ersatzmutti" für verschiedene Affenarten. So wie die anderen Tierbabys ist auch Kirmet ziemlich fordernd, raubt der Tierpflegerin Zeit, Schlaf und Kraft: Etwa einmal pro Stunde muss er gefüttert werden - mit Milasan, das sie in eine Pipette füllt. Selbst eine Liebesperlen-Flasche war noch zu groß für ihn, so dass er anfangs gar nicht trinken wollte. Jetzt nuckelt er vergnügt die lauwarme Milch, bei Frau Wiele zu Hause fühlt er sich tierisch gut in einem gemütlichen Körbchen, das ihre zwei Katzen verschmäht hatten. Auch hier stündliches Füttern, doch in Freund und elfjähriger Tochter Julia findet sie emsige Helfer. Besonders Julia freut sich, wenn ihre Mutter wieder einen Winzling zur Pflege mit nach Hause bringt. Die Kleine möchte es ihrer Mutter unbedingt gleichtun und Tierpflegerin werden.