Musik für die Seele

Von Ingeburg Pocklitz 29.06.2007, 18:02

Aschersleben/MZ. - Beim Cembalospiel von Sebastian Glöckner konnte man sich an einen Fürstenhof versetzt fühlen, weil dieses Instrument zu Lebzeiten von Bach und Händel oft zur Unterhaltung in adeligen Kreisen diente. Der Pianist studierte in Greifswald und Utrecht Kirchenmusik mit den Schwerpunkten Orgel und Cembalo, danach in London und Berlin Alte Musik mit Hauptfach Cembalo. Er ist seit 2001 freischaffender Cembalist und trat mit Susanne Ehrhardt und der Sopranistin Friederike Holzhausen in Aschersleben erstmals als Ensemble auf.

Friederike Holzhausen studierte in Leipzig Gesang und ist seit 1995 freischaffend mit den Schwerpunkten Konzert-, Oratorien- und Kammermusik tätig. Ihre starke Stimme ließ gleich zu Beginn "Süßer Blumen Ambraflocken" auf die Zuhörer regnen, begleitet von Cembalo und Blockflöte. Der Titel gehört zu den "Neun deutschen Arien" von Georg Friedrich Händel, einem ungewöhnlichen Werk des Barock-Komponisten. Ungewöhnlich deshalb, weil der Schöpfer grandioser Prunkopern hier einen Ausflug in den Bereich des intimen Vortrags in seiner Muttersprache machte. Die Texte stammen vom Hamburger Dichter Barthold Heinrich Brockes und besingen die Schönheit der Natur. Auch die zweite Arie aus dieser Reihe, "Flammende Rose, Zierde der Erden, glänzender Gärten bezaubernde Pracht", ist gleichzeitig einfach und majestätisch, voller Inbrunst und Dankbarkeit für die Schöpfung.

Um die Natur im Sommer in allen Varianten ging es auch bei den anderen Titeln des Abends. Blockflöten in jeder Größe und Stimmlage, die Susanne Erhardt mit fliegenden und geradezu tanzenden Fingern zum Jubilieren brachte, imitierten die Nachtigall gleich mehrfach. Der französische Komponist Francois Couperin vertonte den bezaubernden Gesang der "Nachtigall der Liebe" und das schmetternde Lied der "siegreichen Nachtigall" für Cembalo und Blockflöte.

Susanne Ehrhardt studierte Klarinette und Blockflöte an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" in Berlin und war 1988 Finalistin des ARD-Wettbewerbes für Blockflöte. Sie musizierte mit namhaften Orchestern in fast allen Ländern Europas und als Solistin unter anderem in Tokio und San Francisco. Ihr virtuoses Spiel ist auf zahlreichen Solo- und Kammermusik-CD-Aufnahmen zu hören. Einer der Höhepunkte des Konzertabends war ihr Solovortrag "Präludium, Variationen, Echofantasie und Engels Nachtigall" von Jacob van Eyck. Beim Titel "Unter der Linde", von Jan Pieterszoon Sweelink für Cembalo komponiert, konnte man die Seele baumeln lassen, und bei "Le Papillon" von Louis de Caix d`Hervelois, vermeinte man den übermütigen, hin und her taumelnden Flug des Schmetterlings zu sehen. Auch die Schwalbe und der Kuckuck fehlten nicht im bunten Reigen sonnenbeschienener Natur und überquellender Lebensfreude, in den die drei Künstler ihr Publikum musikalisch mitnahmen und herumwirbelten.