Mit Nuckelflasche und Babynahrung Mit Nuckelflasche und Babynahrung: «Sternchen» wird von ihr nicht vergessen
Aschersleben/MZ. - Eingeweihte wissen, warum. Hat sich die diplomierte Biologin mit Schwerpunkt Zoologie doch während ihres Praktikums im Tierpark Auf der Alten Burg bei der Pflege eines im Ascherslebener Naherholungsgebiet Salzkoth aufgefundenen Lämmchens verdient gemacht. So verdient, dass das kleine Schaf mit Namen "Sternchen" kaum noch von ihrer Seite wich und gewissermaßen zu einer Identifikationsfigur für Frau Pres wurde. "Sternchen" - auf diesen Namen hatte man es Ostersonntag getauft - war am 13. März im Tierpark als Fundtier abgegeben worden. Wenige Tage zuvor hatte Verena Pres dort ihre Praktikumsarbeit begonnen.
Nach einem sechseinhalbjährigenStudium an der Münchner Ludwig-Maximilian-Universität hatte sieübers Internet nach einem Praktikumsplatz zu suchen begonnen. Dabot sich der Tierpark in Aschersleben an. Er wird im Internet bei einem regelmäßig stattfindendenZoologen-Forum empfohlen.
Ende Februar 2004 traf Verena Pres in Aschersleben ein. Am 1. März nahm sie ihre Arbeit auf. Tierparkchef Dietmar Reisky hatte ihr eine Wohnmöglichkeit bei einer Mitarbeiterin besorgt. Nun sah die Münchnerin den Dingen gespannt entgegen.
Und da also ergab es sich, dass der Ascherslebener Tierparkleiter sie nach wenigen Tag bat, sich des gefundenen Schäfchens anzunehmen. Nichts lieber als das, wird Verena Pres da gedacht haben, versorgte das Kleine von nun an mit Babynahrung aus der Nuckelflasche und liebkoste es. Das jedoch wohl dosiert, denn "Sternchen" soll sich ja bald wieder vor allem an seinesgleichen orientieren. Aber bis vor wenigen Tagen lief es seiner Pflegemutter noch hinterher wie ein Hund. Anderen gegenüber ist es eher scheu und zurückhaltend.
Außer der Verdienste um das Überleben ihres Pfleglings leistete Verena Pres vor allem bei der Neubeschilderung der Tiergehege Beachtliches. "Und alles unentgeltlich", wie Dietmar Reisky ebenso anerkennend wie bedauernd unterstrich. Denn für das Praktikum stand kein Geld zur Verfügung.
Nun ging es am 6. Juni von Aschersleben zurück nach München. Der Abschied von "Sternchen" fiel der jungen Frau verständlicherweise schwer. War es da ein Regentropfen, den sie sich kurz zuvor im Grau des Morgens verstohlen von der Wange wischte?
Wie es beruflich weitergeht, weiß sie nicht. Selbstverständlich wird sie sich um eine feste Anstellung bemühen. Aber etwas zu kriegen, ist eben oft auch mit einem Diplom so leicht nicht. Eins indes weiß sie: Die Stadt, von der sie zuvor noch nie etwas gehört hatte, wird sie nun ihr Lebtag lang nicht mehr vergessen. Denn dort schloss sie "Sternchen" in ihr Herz.