Hausärzte impfen im Salzlandkreis „Man hätte uns früher einbeziehen können“
Wie funktioniert das Impfen gegen Covid-19 bei Hausärzten? Wir haben mit Medizinern aus Gatersleben und Aschersleben gesprochen.
Aschersleben/Gatersleben - 30 Impfdosen hatte sie bestellt, 18 bekommen und verimpft. In dieser Woche wird Allgemeinmedizinerin Dr. Christiane Girschik wieder die gleiche Menge in der Gaterslebener Hausarztpraxis an ältere oder vorerkrankte Patienten verabreichen. „Impfen ist unser täglich Brot“, sagt die Ärztin, „man hätte uns schon viel früher einbeziehen können.“
Jetzt ist sie erstmal froh, dass sie sich beteiligen kann. Und ihre Patienten sind es auch. Dabei ist die Nachfrage größer als die Möglichkeiten. Und sie weiß, dass sie noch mehr schaffen könnte, wenn denn ausreichend Impfstoff geliefert würde. Sie hofft, dass die Mengen nach und nach größer werden und es dann schneller vorangeht. „An uns soll’s nicht liegen, zur Not mache ich Überstunden“, sagt sie.
Während sie die Spritzen in der ersten Woche noch im normalen Praxisbetrieb setzte, soll es in dieser Woche etwas anders laufen. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie eine feste Zeit nur für die Impfungen angesetzt, in dieser Zeit ruht der Praxisbetrieb. Eine Ausnahme sind Notfälle. „Aber wir arbeiten ohnehin überwiegend mit Terminen, deshalb ist das gut zu organisieren.“
Dr. Preden und Dr. Nettlau nutzen nicht ihre Praxis, sondern die Impfstation Ballhaus
Einen anderen Weg gehen Dr. Alfons Preden und seine Kollegin Dr. Anne Nettlau. Sie haben für ihre Gemeinschaftspraxis insgesamt 72 Dosen zugewiesen bekommen. Diese verimpfen sie nicht in ihrer Praxis in der Breiten Straße in Aschersleben, sondern nutzen die Impfstation im Ballhaus. „Für uns ist das super“, sagt die junge Ärztin.
Im Ballhaus sei genügend Platz und es sei einfacher, die Abstände einzuhalten - insbesondere während der nach der Impfung vorgeschriebenen Wartezeit von 15 Minuten. „Es macht sich hier einfach besser als bei laufendem Praxisbetrieb.“ Und so haben die Mediziner am Donnerstagnachmittag alle ihre zu impfenden Patienten ins Ballhaus bestellt. Die Ärztin klärt auf, die Schwestern Dietlind Sauerbrey und Astrid Lausch impfen bzw. helfen beim Ausfüllen der notwendigen Papiere.
Derweil läuft der Praxisbetrieb in der Breiten Straße weiter. „Das geht, weil wir eine große Praxis sind“, so Dr. Nettlau. Auch ihr selbst macht die Arbeit in der Station ganz offensichtlich Spaß. „Man kommuniziert mit Kollegen und mit Leuten vom Rettungsdienst, die man sonst wahrscheinlich nie getroffen hätte. Die Atmosphäre ist sehr angenehm“, findet sie.
Auch für Dr. Preden war von Anfang klar, bei der Impfkampagne mitmachen zu wollen. „Wir müssen und wollen impfen, das ist gar keine Frage. Ich bin oft in Heimen unterwegs und habe erlebt, wie Patienten dort an Covid-19 gestorben sind“, hat er einen ganz persönlichen Bezug zu den Auswirkungen der Pandemie.
OB Michelmann hofft, dass im Juli schon über 50-Jährige geimpft werden
Jörg Widder, der die organisatorische Leitung der Station innehat, ist froh, dass die Ballhaus-Arena so noch besser ausgelastet wird. Auch andere Hausärzte, so bietet er an, könnten die Infrastruktur der Station gerne nutzen.
Das Ziel, das Oberbürgermeister Andreas Michelmann für Aschersleben vor Augen hat, ist anspruchsvoll. Er hofft, dass im Juli bereits die über 50-Jährigen geimpft werden können und sieht Modellprojekte zur Öffnung des öffentlichen Lebens bis dahin kritisch. „Insellösungen bringen uns nichts“, sagt er. (mz/kb)